Der Sommer und ich

Kapitel 2

"Warst du gestern noch lange weg?",Lindsay Moon, meine Mutter schaut mich fragend an und streicht sich eine Strähne ihres wiederspänstigen, roten Haares aus dem Gesicht. Als ich nach zehn Sekunden immer noch nicht reagiert habe wiederholt sie: "Alody Moon, hallooo, ich rede mit dir, wie lange warst du gestern noch weg?!" Nun schrecke ich doch hoch und antworte zerstreut: "Ja...euh...nicht so lange...", meine Mutter wirft mir einen ungläubigen Blick zu. Ich wende mich wieder meinem Rührei zu. Ich kann an nichts anderes denken als an ihn, zumindest bis mein Handy in meiner Hosentasche beginnt zu vibrieren. Es ist nicht das kurze vibrieren wie wenn ich eine SMS erhalte,nein, es ist das lange vibrieren eines Anrufes. Ich starre auf das Display und mir lächelt ein braun haariges Mädchen mit grünen Augen entgegen. Es ist Luna und obwohl mir gerade gar nicht nach Reden zu Mute ist drücke ich auf den grünen Hörer der auf dem Display leuchtet. Das erste was mir auffällt ist dass sie weint. Man hört deutlich die Schluchzer, und als sie dann anfängt zu reden ist es klar. "Al, er hat seinen Beziehungsstatus auf 'In einer Beziehung' geändert!!!", schluchzt sie. Ich verstehe ihre Situation, denn nun erinnere ich mich daran zurück wie ich in der 7. Klasse in Tony aus der Parallel Klasse verknallt war, ich war genau wie sie am Boden zerstört als ich hörte dass er mit Rebecca aus seiner Klasse zusammen war. Doch für Luna musste es noch viel schlimmer sein denn immerhin stand sie ja schon seit Jahren auf ihn. Schon seit dem Kindergarten, irgendwann zwischendurch stand sie dann mal total auf unseren Englisch Lehrer, aber das war nur eine Phase, denn zu der Zeit standen wir irgendwie alle auf ihn. Luna's Schluchzer reißen mich aus meinen Gedanken: "Hey, bist du noch da?" Ich muss nun irgendwas antworten, irgendetwas das ihr hilft, doch ich bin zu diesem Zeitpunkt selber so glücklich dass mir nicht sofort etwas einfällt, uns so antworte ich etwas unbeholfen: "Das wird schon wieder, er versteht bestimmt noch was er an dir gehabt hätte. Vielleicht gibst du ihm einen kleinen Wink über Facebook und postest ein Paar Bilder mit so Depri Sprüchen drauf, vielleicht kriegt er's ja dann mit." Sie wimmert zurück: "Meinst du echt?", und ich antworte beschwichtigend: "Ja, sicherlich, so dumm kann er ja nun auch wieder nicht sein, immerhin stehst DU ja auf ihn!" Jetzt lacht sie, ich kann es nicht hören, aber ich spüre förmlich wie sich ihre Mundwinkel bewegen. Das muss wohl eins dieser merkwürdigen Beste-Freundinnen-Dinger sein.

Als ich abends schon in meinem Bett liege klingelt mein Handy, es ist Luke. Ich flippe beinahe aus, und versuche als ich dran gehe meine Stimme zu bändigen damit diese sich nicht überschlägt, es fällt mir schwer, aber es funktioniert. Er fragt mich mit seiner unglaublichen Stimme ob ich Bock hab nochmal schwimmen zu gehen, aber diesmal nur mit ihm...Ich kann meine Stimme nun kaum noch bändigen, und muss mich beherrschen um nicht laut 'JA!' in den Hörer zu brüllen, und so sage ich, oder versuche doch wenigstens ganz cool 'Jo, gerne' In den Hörer zu sagen. Er antwortet: "Okay, ich hole dich in einer halben Stunde ab. Und sobald er aufgelegt hat raste ich vollkommen aus und schreie ganz laut damit auch jeder mit kriegt dass ich mit dem tollsten Typ auf der ganzen Welt schwimmen gehe... Doch dann fällt mir ein dass ich meinen Eltern noch gar nicht von ihm erzählt habe, und dass sie bestimmt nicht sehr erfreut darüber wären wenn ich zu so später Stunde noch mit einem ihnen völlig fremden schwimmen gehen würde. Also musste ich mir eine Ausrede ausdenken, und das was am nächsten lag war dass ich noch ganz schnell zu Luna musste um sie zu trösten weil sie Liebeskummer hatte. Nur dann müsste ich jetzt auch Luna noch schnell einweihen, und ich weiß nicht ob sie mir mein Glück jetzt gerade gönnen würde, was ich auch verstehen könnte. Doch es hilft ja nichts, und so simse ich ihr eben noch schnell dass sie meiner Mutter wenn sie fragt sagen soll dass ich bei ihr bin. Und sie schreibt zu meinem Glück einfach nur 'Okay' und nichts weiter, und dafür liebe ich sie, weil sie einfach in den richtigen Momenten nicht noch weiter nach fragt. Ich schreibe ihr noch schnell 'Danke, hab dich lieb!' Und dann mache ich mich an die schwere Aufgabe den schönsten von meinen tausenden von Bikinis aus zu suchen. Als ich endlich fertig damit bin klingelt es auch schon und ich schnappe mir meinen Schlüssel und mein Handy packe beides in die nächst beste Tasche, renne nach unten in das Wohnzimmer und rufe hinein dass ich schnell zu Luna muss wegen Liebeskummer und so, und verschwinde dann aus der Haustür und da ist auch schon er und schaut mich an. Ich komme ihm näher, und da zieht er mich auch schon an sich und küsst mich einfach so in aller Öffentlichkeit auf den Mund. Ich bin perplex und als er sich wieder von mir löst schaue ich ihn fragend an. Er schaut zurück und fragt: "Ist irgendwas?" Ich antworte nur mit einem Kopschütteln, und wir laufen los zum Baggersee. Auf halber Strecke nimmt er meine Hand und wir laufen Hand in Hand weiter. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals und ich muss mich beherrschen um ihn nicht die ganze Zeit an zu starren.

Als wir dann am See angelangt sind lässt er meine Hand los und beginnt nun schon zum zweiten Mal innerhalb von zwei Tagen sich aus zu ziehen, und da ich mir nicht ganz sicher bin ob meine Beine das nun noch einmal aushalten würden setze ich mich hin und tue so als würde ich meine Schuhe auf binden. Ich hoffe dass er nicht merkt dass ich nur FlipFlops an habe. Als wir beide nur noch mit unseren Bade Sachen bekleidet in das eiskalte Wasser springen flippe ich innerlich fast aus als ich spüre wie sich Luke's Arme von hinten um meine Taille schlingen. Ich drehe mich zu ihm um und unsere Gesichter sind sich nun so nah dass ich seinen heißen Atmen auf meinem Mund spüre, und dann küsst er mich. Es kommt so plötzlich dass ich erst perplex da stehe und sogar einen Moment darüber nachdenke den Kopf zurück zu ziehen, doch dann überlege ich es mir doch anders und versuche so gut ich kann zurück zu küssen. Es ist ein ungewohntes Gefühl, und ich versuche dieses Gefühl zu isolieren und es zu analysieren, ich würde diesen Moment gerne in einem Marmeladenglas einfangen um dieses Gefühl später wenn ich zuhause bin einfach noch einmal fühlen zu können, doch bevor ich auch nur im entferntesten darüber nach gedacht habe wo ich jetzt ein Marmeladen Glas her bekommen könnte war dieser perfekte Moment auch schon wieder vorbei und Luke's Lippen lösten sich wieder von meinen. Er sah mich an mit seinen tief braunen Augen und ich spüre wie seine Hand langsam an meinem Rücken herunter fährt und am Bund meines Bikinhöschens inne hält, doch dafür bin ich nicht bereit, nicht jetzt, nicht hier, vielleicht später, aber nicht jetzt. Ich löse mich aus seiner Umarmung und bespritze ihn mit Wasser um ihn ab zu lenken, es gelingt mir und wir verfächten eine Wasserschlacht, die erst endet als wir beide völlig außer Puste  auf dem kleinen Strand des See's liegen und in den erstaunlich klaren Sternen Himmel blicken...