Der Wecker klingelt.
6.00 Uhr. Montag.
Sie hasste Montage, nein, sie hasste alle Wochentage, denn sie bedeuteten, dass sie in die Schule musste. Schon wenn sie daran dachte bekam sie Bauchschmerzen.
Sie zog sich ihre Bettdecke über den Kopf und starrte in die Dunkelheit.Was wäre wenn sie einfach hier liegen bliebe?
Was wäre würde sie einfach nie wieder aufstehen?
Niemand würde sie vermissen. Und Niemand könnte mehr über sie lachen.Mit einem leisen Klacken wurde der Lichtschalter in ihrem Zimmer umgelegt, einen Augenblick später konnte sie durch die Bettdecke gedämpftes Licht erkennen.
"Alexandra! Nun steh schon auf, sonst kommst du noch zu spät zur Schule.", schimpfte ihre Mutter.
Es war ihr herzlich egal ob Sie zu spät zur Schule kam. Es war ihr auch egal wenn die Lehrerin schimpfen würde.
Alle schimpften mit ihr, ihre Mutter weil sie nicht genug im Haushalt half, ihr Vater weil sie schlechte Noten mit nach Hause brachte, ihre Lehrerin weil sie sich nicht auf den Unterricht konzentrieren konnte, ganz zu schweigen von ihren Mitschülern.Auf dem Weg von der U-Bahn Haltestelle zur Schule lies sie sich Zeit, es waren noch 10 Minuten bis zum Beginn des Unterrichts, für den Weg brauchte sie höchstens fünf.
Ihre Mitschüler würden jetzt bereits alle auf dem Pausenhof stehen und sich angeregt unterhalten.
Aber sie sah keinen Sinn darin rumzustehen und sich über Nichtigkeiten auszutauschen.
Am liebsten passte sie genau den Moment ab wenn es schellte, sodass sie zwischen den vielen Schülern die sich nun durch die Eingangstür quetschten verschwinden konnte.
Meistens klappte das auch ganz gut.
Mit dieser Taktik konnte sie auch häufig die Begegnung mit einer bestimmten Gruppe Jungs bis in die Pause hinauszögern.
Die Sticheleien, dummen Sprüche und das Gelästere ließen sich jedoch nicht umgehen, schließlich musste sie in ihrer Klasse sein bevor der Lehrer kam.
Uns selbst wenn er da war änderte das nichts.Widerstrebend setzte die einen Fuß vor den anderen. Alles in ihr wehrte sich dagegen wieder an diesen Ort zu gehen an dem sie nichts als Hass und Abneigung erfuhr.
Dabei hatte sie doch nichts getan! War es etwa schlimm Muslim zu sein? Nein. Die anderen durften doch auch Christ sein, Joshua war Jude, gegen ihn hatte niemand etwas.
Sie trug ein Kopftuch, na und ? Was änderte das daran, wer sie war? Die Jungs trugen doch auch Kappen und Natascha schlung sich grundsätzlich ein Bandana um ihre Locken. Wo lag der Unterschied?Kurz vor der Lehrerin erreichte sie den Klassenraum, sie begab sich möglichst unauffällig zu ihrem Platz.
Trotzdem bekam sie mit, wie Natascha und ihr Gefolge die Köpfe zusammen steckten und angeregt flüsterten, als sie Alexandra bemerkten.
Sie saß neben Eric und der ergriff jede Möglichkeit sie zu pisaken.
Frau Möller stellte sich vor die Klasse. Alexandras Klassenkameraden erhoben sich schwerfällig um ihre Begrüßung zu erwiedern.
Alle ließen sich wieder auf ihre Stühle fallen, doch statt auf ihrem Stuhl landete sie, einen schmerzvollen Laut von sich gebend, auf dem Boden.
"Genau. Setz dich doch auf den Boden, der ist Dreck gewöhnt.", verkündete Eric.
Die Klasse lachte schallend.Schon wieder traf sie ein Papierkügelchen im Nacken.
Sie drehte sich um.
"Paul kannst du das bitte lassen? Ich möchte mich gerne konzentrieren."
"Stört dich das etwa?", fragte er provokant und riss ein Stück Papier aus seinem Collegebock.
"Ja tut es. Bitte Hör auf"
"Und was ist, wenn nicht? Gehst du dann zu Herr Maier nach vorn Petzen? "
"Wenn ich treffe -" , meldete sich nun auch Jann neben ihm zu Wort und zielte in ihren Ausschnitt. "- darf ich es dann auch wieder rausholen? "
Eric lachte fies und klatschte ihn ab.Jemand stellte ihr ein Bein, sie strauchelte und fiel auf den gepflasterten Schulhof
Gedämpfte Lacher.
Zwei paar Schuhe standen vor ihr.
"Was soll das?" Gereizt fuhr sie die Person an, zu der diese Schuhe gehörten, während sie sich aufrichtete.
Sie hätte wohl besser die Klappe gehalten.
Vor ihr stand ein Junge der eine Jahrgangsstufe über ihr war, er sah kräftig aus.
"Was das soll? Verdient hast du es. Du dreckige Kopftuchschlampe", mit diesen Worten spuckte er ihr vor die Füße.
Die umstehenden Schüler kicherten, einige guckten auch betreten zu Boden, aber nicht einer hatte den Mut etwas zu sagen.
"Und jetzt verzieh dich"
Sie unterdrückte die Tränen die sich aufstauten und lief, ohne zu rennen, so schnell es ging zu den Toiletten und schloss sich dort ein.Sie fragte sich ob das jemals aufhören würde, so konnte sie jedenfalls nicht weitermachen.
Was denkt ihr über meine Geschichte ? :)
(Es werden in Kürze weitere Kurzgeschichten folgen)
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Mirror
General FictionWas zählt ist die Freiheit zu glauben, denken und das zu tun was uns unser Herz sagt. Man sollte jedoch bedenken, dass die Freiheit eines Menschen dort endet, wo die eines anderen anfängt.