Manchmal, ja manchmal überkommt mich eine tiefe Trauer, die ich in jeder Zelle meines Körpers spüre.
In meinem Herzen, in meinem Gehirn, in meinen Armen, in meinen Augen, in meiner Lunge, in meinen Fingern, überall.
Manchmal, ja manchmal wird die Trauer so schwer, dass es mir schwer fällt zu atmen. Alles in mir zieht sich zusammen, bis kein Platz mehr für Luft da ist.
In solchen Momenten will ich mich klein machen. So klein, wie es nur geht. So klein, bis die Trauer der Welt mich nicht mehr berühren kann. Das Problem ist immer noch das Atmen. Wenn ich mich klein mache, gibt es nur weniger Platz für Luft und so haben sie mir gesagt, dass ich mich großmachen soll. Ich soll meine Arme von der Brust nehmen, sie ausstrecken, mit der Nase ein und mit dem Mund ausatmen.
Ich bekomme Sauerstoff.
Mir soll klar sein, dass ich Luft bekomme. Überall ist Sauerstoff, es ist nicht möglich, dass ich nicht atmen kann. Sie verstanden nicht. Sie verstanden den Unterschied nicht und warfen die zwei Begriffe wild um sich herum und hörten nicht zu und hörten mich nicht. Sie hörten nicht, als ich sagte, dass ich weiß, dass ich Sauerstoff bekomme. Sie verstanden nicht, dass ich atmen konnte. Sie verstanden nicht, dass ich keine Luft bekam.
Manchmal, ja manchmal frage ich mich, warum ich diese Trauer spüre. Warum, wenn mein Leben wirklich alles Gute und wenig Schlechtes in sich hat. Und da ich eine blühende Fantasie habe, habe ich mir eine Antwort dazu zurechtgelegt, die ich manchmal vergesse. Ich habe mich gefragt, wer am meisten auf der Welt trauert, zu welchen Zeitpunkten am meisten getrauert wird.
Wenn jemand stirbt.
Man trauert, wenn jemand stirbt. Egal, ob es jemand war, den man nie kennengelernt hat, Personen, die bei einem Unfall gestorben sind etwa, ob es Personen waren, die man vom Sehen kannte, weil man im Schulflur an ihnen vorbeigelaufen ist, oder ob es Personen waren, die man kannte, weil man sie kannte.
Bei einem liegt die Trauer tiefer, als beim anderen. Aber es wird getrauert.
Es ist in Ordnung zu trauern. Es ist gut. Es gehört zum weiter Leben dazu. Das Sterben gehört zum Kreislauf des Lebens dazu. Es muss getrauert werden, weil es zum Kreislauf des Lebens gehört.
Damit dein Herz wirklich verheilen kann, musst du den Schmerz anerkennen, analysieren, ihn fühlen, aber nicht in ihm leben.
Was passiert aber mit der Trauer, die sich auf der Welt befindet, die im Nichts schwebt. Was passiert mit der Trauer, die keiner fühlt?
Diese Trauer wird auf Personen auf der Welt verteilt. Das ist meine Antwort. Diese Trauer muss gefühlt werden und so wird sie verteilt.
Deshalb bin ich manchmal traurig. Weil ich die Trauer der Welt fühle. Das macht das Trauern ohne festen Grund einfacher. Ich fühl mich weniger schlecht.
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An alle.
In Liebe gezeichnet,
M'
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Burning Me
PoetryEin brennendes ich. Dinge, die gesagt werden müssen aber nicht gesagt werden. Wer von uns befasst sich freiwillig mit der Trauer der Welt, der Trauer in sich? Wer von uns analysiert freiwillig seine eigenen Gedanken? Wer von uns legt freiwillig...