3.Kapitel

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Man konnte laute Fußschritte hören, die von einer Treppe herunter hallten. Man konnte sich fast denken, wer da runter kam.
Aber ich war zu sehr damit beschäftigt das Gewicht der Person auszumachen. Ich schätzte so auf mindestens 110 Kilogramm, so laut wie das war, und wartete gespannt.
Tatsächlich kam ein etwas sehr korpulenter Mann die Treppen hinunter... geschlichen? Begleitet wurde er von seinen fünf Wächtern, die die selbe Ausrüstung hatten wie die von vorhin. Er selbst hatte einen Kranz aus Stöckern, verziert mit Hautfetzen, auf dem breiten Kopf. Ich nahm an, dass das Hautfetzen eines Opfers waren, das hier gehäutet wurde.
Mein Beileid, Ruhe in Frieden.
Wer wusste schon, ob das ein Opfer aus der Gefangenschaft oder ein freiwilliges Opfer war. Ich hätte nachfragen können, aber das hätte keinen guten Eindruck gemacht. Also habe ich es lieber gelassen.
Mit langsamen Schritten näherte sich die lebendige Kugel seinem Platz, der sich direkt vor mir hoch erhoben befand. Der Platz war natürlich nichts anderes als ein großer Holzthron, der mit Blut angemalt wurde. Alles Blut von Opfern. Hoffentlich würde ich niemals mein Blut dort dran sehen. Ich präferierte es, mein Blut an meine eigene Heimat zu verschenken. Als sich die Kugel endlich hingesetzt hat, verteilten sich die fünf Wächter an der Seite des Thrones und blieben still stehen.
Das Oberhaupt des Volkes sah mich ruhig an und ich tat es ihm gleich. Sein Blick verschärfte sich und seine Schlitzaugen konnte man fast gar nicht mehr als Augen wahrnehmen.
Ich verschärfte natürlich meinen Blick ebenso. Es war eine kleine und willkommene Zeit der romantischen Blicke. Langsam wurde die Kugel wütend, das konnte man an seinen zu Fäusten geballten Händen ausmachen. Schließlich gab ich auf, um meine Situation nicht zu verschlimmern. Die Augen des Oberhauptes tauchten wieder auf und seine Hände entfalteten sich wieder. Erleichtert atmete ich aus.
Ein schmaler Mann mit einer Papyrusrolle in seinen Händen erschien und blieb vor dem Thron stehen, drehte sich  zu mir und entfaltete die Rolle.
„Servé Guiliys, General der  Xanx Armee, hat es gewagt, das Reich Yuania anzugreifen und muss nun die Verantwortung dessen übernehmen. Hiermit ist Servé Guiliys zum Tode verurteilt."
Oh, der hat es ja schneller als erwartet auf den Punkt gebracht. Es klingt irgendwie ein wenig... traurig. Der Mann mit der Papyrusrolle drehte sich nun zur Kugel und ging einen Schritt zurück.
Alle Blicke wanderten nun zum Oberhaupt, meiner übrigens auch.
„ Dann hätten wir das auch geklärt. In zwei Tagen soll er auf dem Roten Platz gebracht werden und lebendig gehäutet werden."
Die Stimme der Kugel war tiefer als erwartet, und ich musste meinen Mund davor bewahren, irgendwelche Sprüche von sich zu geben. Übrigens knurrte mein Magen wieder, während gerade nicht geredet wurde. Immer zur besten Zeit...
Plötzlich bemerkte ich, dass ich wieder von der Kugel angestarrt wurde, was mir nicht so gefiel.
„Sehr wohl, Euer Ehren Bandum."
Das waren die Worte eines Bediensteten, der ebenfalls neben dem Mann mit der Papyrusrolle stand. Er machte eine kleine Verbeugung, um dem Oberhaupt namens Bandum seinen Respek zu erweisen. Damit war wohl die ganze Sache hier für den Bandum gegessen - wortwörtlich wahrscheinlich - denn er erhob sich ganz langsam und machte Anstalten dazu, den Thron wieder hinabzusteigen. Dies geschah genauso „schnell" -oder soll ich eher langsam sagen?- ,wie er auch hochgekommen war. Schritt für Schritt ging er hinunter.
Nach einer gefühlten Ewigkeit blieb er kurz mit hoch erhobenen Hauptes vor mir stehen und wir führten wieder eine romantische Auszeit verführerischer Blicke.
Diese war dann aber auch wieder vorbei, als ich von zwei Wachen gepackt und hochgezogen wurde. Wortlos gehorchte ich, da es so oder so sinnlos war, sich zu wehren. Sterben werde ich in zwei Tagen. In einem fremden Volk.
Welch eine unansehnliche Schande.
Die Kinder meines heimatlichen Dorfes konnten sich nun ein anderes Vorbild suchen gehen.
Ich schüttelte kaum merklich meinen Kopf, um die Gedanken loszuwerden. Als mein Blick kurz zum Thron wanderte, der jetzt ohne die Kugel gefährlicher aussah, blieb mein Blick an etwas hängen.
„Bewegung!" - Das war einer der wachen hinter mir, der wieder ein Speer an meinen Rücken hielt. Frechheit.
Ich setze mich langsam in Gang, ohne den Blick abzuwenden. Meine Augen stachen in tiefe, braune Augen, die meine blauen Augen festhielten. Für einen kurzen Moment ging die Welt aus und ich hatte ein richtiges romantisches Augendate. Wie nicht richtig besonnen, blickte ich den zugehörigen Körper der wunderbaren Augen an.
Ein schlankes, aber doch an den richtigen Stellen kurvenreiches Mädchen stand neben dem Thron. Sie müsste ebenfalls in meinem Alter sein.
Komisch, das Mädchen ist mir eben noch gar nicht aufgefallen... Wer ist das?
Sie hatte die Augen wie das Oberhaupt zu kritisierenden Schlitzaugen geformt. Das sah unwiderstehlich schön aus.
Auch ihre Kleidung sah nicht wie die des Volkes aus, sondern edel. Schmackhaft. Königlich?
Oh liebe Götter, das ist doch nicht etwa die Tochter der ekelerregenden Kugel?
Ich beschloss, dass ich später in der Zelle für sie beten werde. Aus Mitleid.
Grob würde ich aus meinen Gedanken gerissen, als ich etwas unangenehm Spitzes wahrnahm, das sich in meinen Rücken bohrte.
Wie ein armes Huhn auf den Sandwegen der Wildnis schreckte ich zusammen, drehte meinen Kopf wieder nach unten und setze meinen Weg zurück in den Kerker geschwind fort.
Na prima, nun musste ich aufpassen, dass sich mein Knie nicht entzündet und nun auch noch, dass sich die Wunde am Rücken nicht verschlimmerte.
Das waren perfekte Voraussetzungen für einen früheren Tod.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 11, 2020 ⏰

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