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Treue. Es ist ein einfaches Wort mit fünf Buchstaben, das mir in den letzten Tagen immer und immer wieder durch den Kopf gegangen ist. Aber auch wenn es ein einfaches Wort ist, muss das nicht zwingend bedeuten, dass man Treue auch einfach in die Tat umsetzen kann. Man soll ja schließlich auch kein Buch nach der Schönheit seines Covers beurteilen, denn auch hinter einem schlichten Cover kann sich die großartigste Geschichte verbergen. Und genauso verläuft es manchmal auch im echten Leben. 

Man kann denken, dass man nach mehreren Fehlversuchen endlich mal wieder Glück in der Liebe hat, dass man seinen Traumprinzen gefunden hat, der einen auf Händen trägt und mit seinem prächtigen Schimmel von der Arbeit abholt. Aber genauso gut kann die rosarote Seifenblase wieder platzen und ganz plötzlich fühlt man sich, als wäre man das naivste Mädchen der Welt.

Mit verquollenen Augen sitze ich mit einer inzwischen halb leeren Packung Erdbeereis in der Küche meiner besten Freundin Lotte. Auch Tage später tut es immer noch so weh, wie während der ersten Sekunden. Es ist drei Tage her, dass ich meinen Verlobten – mittlerweile Ex-Verlobten – Frederik von der Arbeit abholen wollte. Was als Überraschung geplant war, endete im Desaster. Gerade in dem Moment, als ich um die Ecke biegen wollte und eigentlich auf den Haupteingang des Krankenhauses rechts der Isar zusteuerte, kam mir mein Traumprinz bereits entgegen – und zwar Arm in Arm mit einer anderen Frau, die genau seinem Beuteschema entsprach: blond, blauäugig, schlank und gute zehn Zentimeter kleiner als er. Fast wie ich. 

 „Willst du noch mit zu mir kommen?", säuselte sie gerade mit einer Stimme, die mir Übelkeit bereitete. „Heute ist Mittwoch, da muss Klara ja immer länger arbeiten." 

Klara. Warum gehen Frauen eine Affäre ein, wenn sie genau wissen, dass sie damit eine andere Frau verletzen? Es gibt Dinge, die würde ich nie ganz verstehen. 

„Gute Idee", raunte Frederik ihr zu. „Ich schreib ihr aber vorsichtshalber, zurzeit ist sie wieder etwas unentspannt." Meine Eingeweide zogen sich bei seinen Worten zusammen. Ich war unentspannt. Natürlich. Zugegeben, ich hatte in der letzten Zeit viel auf der Arbeit zu tun, weil sich eine Kollegin in Mutterschutz verabschiedet hatte, aber „unentspannt" ist nun wirklich nicht das richtige Wort für mein Verhalten. 

Frederik löste seinen Arm von den Schultern seiner Eroberung und tippte stattdessen eine SMS an mich, deren Inhalt ich in dem Moment gar nicht wissen wollte. Mein Traumprinz war ein Lügner. Es würde Jahre dauern, bis ich diesen Satz glauben würde können. 

Als er fertig war, steckte er sein Handy zurück in seine Hosentasche und legte seinen Arm wieder um die unbekannte Blondine. Einen Moment lang sahen sich die beiden schweigend in die Augen, dann brach sie die Stille und fragte: „Können wir los?" 

Frederik quittierte ihre Frage mit einem Nicken und küsste sie. „Wir können." 

Obwohl mir in diesem Moment schon die Tränen in den Augen standen und ich am liebsten wie eine Furie auf die beiden losgestürmt wäre, sagte eine Stimme in mir, dass ich ruhig bleiben sollte. Mit zitternden Händen holte ich mein Handy aus meiner Tasche und knipste ein Bild nach dem anderen. Wäre diese Situation nicht so verdammt ernst gewesen, hätte ich mich gefühlt, wie ein Detektiv. Dabei war ich doch nur die betrogene Verlobte in dieser Geschichte. Doch mir war eines klar: Egal wie verletzt ich jetzt war, ich würde mich rächen. 

Als ich wieder Zuhause war – vor Frederik natürlich, der verbrachte seinen Feierabend ja bestimmt lieber mit meiner Doppelgängerin und täuschte mir in seiner SMS eine Not-OP vor – kramte ich in meiner Kommode nach den schwarzen Dessous, die er so gerne mochte und dekorierte unser Schlafzimmer ganz romantisch mit Rosenblättern und Kerzen. Ich hatte einen Plan. Einen Plan, der die Benutzung von Handschellen beinhaltete. 

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 10, 2017 ⏰

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Klara - Schlimmer geht's immer!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt