Am Hofe der Königin

32 0 0
                                    

"Aveline!"

Es war die Stimme ihres Vaters, die sie zurück auf Erden brachte. Sie schenkte ihm ihr schönstes Lächeln. Doch in seinen Augen ruhte die kühle Strenge, die er schon besaß, als sie gerade mal lernte auf beiden Beinen zu stehen. Nur das Lächeln seiner einzigen Tochter vermachte es, ihm ein paar weiche Gesichtszüge in das makante Gesicht zu zaubern. Genauso wie jetzt...

"Du träumst zu viel."

"Und du zu wenig, Vater.", erwiderte Aveline.

Ihre Gebrüder ritten mit einem belustigen Lächeln um die Beiden herum.
Wenn man eines behaupten konnte dann, dass die junge Dame nicht die strenge Erziehung genoss, die ihr hätte zu Teil werden müssen um den Freigeist von Aveline zu bändigen. Mit viel zu sanfter Hand erzog er das Fräulein und erntete nun die Saat.

Aveline war intelligent. Ihrem Vater war es äußerst wichtig, dass sie gelehrt war. Das Lesen und Schreiben war kein Privileg, das in Zeiten dieser jeder genießen konnte. Doch durch sein Ritterschlag war er es, der seiner Familie die Türen zum Hofe öffnete. Geld besaßen sie schließlich zu genüge.

All die Heldentaten, seine Loyalität und seine treuen Dienste gegenüber der Königin und bereits gegenüber ihres Vaters wurden nun endlich belohnt.

"Aveline.", kam es nahezu flehend. "Gibt mir ein Versprechen. Ihr haltet euch fern vom männlichen Hofe!"

Nun lachten die Brüder auf. Nahezu gehässig und spottend. Als wüssten sie bereits, dass es ein Ding der Unmöglichkeit werden würde! Nicht, dass Aveline bereits Interesse an der Männerwelt zeigte... aber sie war eine bezaubernde junge Dame in ihren besten Jahren. Welcher Mann würde dies außer Acht lassen?

"Ist es nicht Ziel Aveline endlich mit einem ehrenvollen Mann zu verheiraten, sodass sie viele Kinder gebären kann?", lachte der Jüngste der Dreien.

"Am Besten einen Mann, der es auch schafft es mit unserer geliebten Schwester aufzunehmen!", stimmte Richard, der Älteste, mit ein in das schallende Gelächter.

Aveline lächelte freudig und sah zwischen den Dreien hin und her ehe ihr Blick wieder zu ihrem Vater wanderte.

"Versprich es mir, Aveline!", drang ihr Vater.

"Ach Vater. Wir werden alle ein Auge auf sie haben!", versprach Richard. "Niemand wird ihr auch nur näher kommen. Ehrenhaft werden wir ihre Unschuld verteidigen!"

"Richard.", ermahnte ihn sein Vater murrend.

"Du scheinst etwas Wichtiges außer Acht gelassen zu haben, werter Bruder.", Aveline sah ihn herausfordernd an. "Vater besitzt den Titel eines ehrenhaften Ritters. Nicht du. Du solltest wohl eher Gut tun, die Gunst der Königin zu erlangen damit auch du dich irgendwann Sir Richard Dunstanville nennen kannst!"

Und nun musste sogar ihr Vater größte Mühe aufbringen um nicht in schallendes Gelächter auszubrechen. Diese Unterhaltung war somit beendet. Der Stolz des Ältesten war mit einem Mal gebrochen und so schnell würde er seine Meinung wohl nicht mehr mit der Welt teilen.

Denn die Ehre des Ritterstandes lebte und starb mit demjenigen, der sie verliehen bekam.
Es war ein hartes Stück Arbeit und nicht immer mochte alles so zu verlaufen wie man es sich wünschte, aber wurde man dann erhoben in den Ritterstand, so konnte man leben davon. Man hatte keine Sorgen mehr und war abgesichert sofern man nicht wegen unehrenhaften Verhalten diesen Stand wieder entzogen bekam.

"Am Hofe solltest du dich lieber in Zurückhaltung üben.", ermahnte dann der Dritte im Bunde dessen Name William war. "Solch loses Mundwerk besitzen die wenigsten Damen am Hofe."

Lady DunstanvilleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt