Das Grauen

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Ich wollte an diesem Abend eigentlich nur etwas trinken gehen, aber was in dieser Nacht geschah werde ich nie vergessen. Es war Samstagabend und ich hatte den Tag im Bett verbracht, als ich zum Rose's, einer kleinen Kneipe am Rande der Stadt, aufbrach. Meine Füße liefen von alleine, denn ich wohnte seit ich denken konnte in Jackson Village. Ich dachte wieder einmal darüber nach wegzugehen, auszuwandern. Ich wollte etwas spannendes erleben und nicht mehr in einer Fabrik nahe meiner Geburtsstadt jeden Tag die gleiche stumpfsinnige Arbeit verrichten. Ich konnte eigentlich froh sein einen Job zu haben, denn wegen der Weltwirtschaftskrise war Amerika von Arbeitslosigkeit geplagt. Doch wollte nicht mein ganzes Leben in den gleichen vier Wänden wohnen, wollte nicht meinen Lebensabend damit verbringen in einer kleinen Dorfkneipe die Schmerzen, die mir die lebenslange Arbeit in der Kohlefabrik eingebracht hatte, in billigem Fusel  ertränken. Ich wollte etwas erleben, die Welt sehen und wenn möglich etwas Wichtiges zur Welt beitragen. Leichter gesagt als getan, denn ich war schon dreizig und wusste nicht wie lange ich noch Zeit hatte meine Wünsche zu erfüllen. Jeden verdammten morgen sah ich mich im Spiegel an und hätte mich am liebsten übergeben. Wer war der alte Mann mit den blutunterlaufenen Augen und dem Bierbauch? Das wollte ich nicht sein, die Langeweile und der Alltag zerfraß mich.....bis zu diesem Abend. Im nachhinein hätte ich alles dafür gegeben, dass dieser Abend wie all die anderen Abende geendet wäre. Denn was ich an diesem Abend erlebte, fällt mir schwer in Worte zu fassen. Während ich also in die Straße einschlug, in der das Rose's sich zwischen zwei Mehrfamilienhäusern versteckte, zog ein kalter Windzug durch die Straßen, der mich frösteln ließ. Dies war höchst ungewöhnlich fürr einen Maiabend in Ost-Texas. Ich beschleunigte meinen Schritt ein wenig und trat dann in die nach Rauch und Bier riechende Spielunke ein. Das Männerlachen das ich schon draußen vernommen hatte, war jetzt so intensiv das es meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Es klang kalt und freudlos. Ich sah mich suchend nach dem Verursacher um. Und da fand ich die Quelle des Gelächters. Es kam von einer Kapuzengestalt in der Ecke. Ich konnte das Gesicht nicht erkennen, denn die Kapuze des Mannes warf einen Schatten über sein Gesicht. Ich setzte mich an die Bar und fragte Rose, die Besitzerin des Ladens und eine alte Freundin aus Schulzeiten, wer das sei. Doch sie wusste es nicht. Keiner kannte ihn. Also betrachtete ich ihn nicht weiter und fing an zu trinken. Die Stunden vergingen und irgendwie ließ mich das Gefühl nicht los, dass der Fremde mich beobachtete. Plötzlich streifte seine Hand meinen Rücken. Ich drehte mich um und sah gerade noch wie der Saum seines Mantels hinter der Toilettentür verschwand. Mir wurde schon das zweite Mal an diesem Abend merkwürdig kalt. Weitere Stunden vergingen, doch es war nicht wie sonst. Die Präsenz des Mannes überdeckte alles. Ich konnte mich nicht auf das Gespräch mit Rose konzentrieren. Warum hatte dieser Mann so eine unheimliche Wirkung auf mich. Irgendwann ging ich raus an die frische Luft und bekam fast einen Herzentfakt als ich den unheimlichen Mann neben mir wiederfand. "Ein schöner Abend oder nicht Sir?", sagte der fremde mit einer tiefen kalten Stimme und bot mir eine Zigarette an. Ich nahm dankend an und erwiderte etwas nuschelnd, denn ich hatte schon gut getrunken:"Ein bißchen kalt wenn sie mich fragen." Der Mann kicherte hoch und kalt. Warum kicherte er, hatte ich einen Witz gemacht?. Es schien alles an dieser Person unheimlich. Ich kann bis heute nicht sagen warum, aber er jagte mir Angst ein. Während ich rauchte betrachtete ich die Zigarette und entdeckte einen kleinen Fleck. Die Tür ging auf und Licht erhellte das Geschehen. ES war Blut. An der rauchenden Zigarette klebte getrocknetes Blut. Es schauderte mich. Wer war dieser Mann nur?

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