Hass oder Liebe?

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Mich freiwillig, wenn auch unabsichtlich, zu melden, um den Hippogreif zu streicheln, ist für nichts anderes gedacht, als Malfoy zu imponieren. Und ja, ich genieße richtig wie seine Blicke auf mir ruhen, als ich mich vor dem Hippogreif verbeuge. Ich strecke Malfoy meinen Arsch genau entgegen, soll er doch gerne draufschauen. Auch wenn er vermutlich hofft, dass mich Seidenschnabel verletzt, finde ich es sehr angenehm zu wissen, dass er mich gerade anstarrt.
Ich wäre ja nicht Harry Potter, wenn nicht alles glatt ginge und ich sogar auf Seidenschnabel reiten könne.
Malfoy ist natürlich völlig eifersüchtig als ich absteige und will zeigen, dass er es auch kann. Er fühlt sich immer, als hätte er die dicksten Eier in der Hose, aber soweit man das durch die Hose erkennen kann, stimmt es sogar.
Ein bisschen denke ich, dass Malfoy gerade aus dem gleichen Grund wie ich vorhin versucht, den Hippogreif zu bezwingen - um mir zu imponieren. Aber vielleicht ist er auch einfach nur wieder das selbstsüchtige Arschloch, das allen anderen zeigen muss wie toll er doch ist.
Auf jeden Fall hat beides nicht funktioniert. Er nimmt den Mund zu voll, beleidigt Seidenschnabel, verbeugt sich nicht und wie hätte es auch anders kommen sollen, Seidenschnabel steigt und trifft Malfoy mit dem Huf am Arm. Ich hätte ja gelacht, wenn er nicht so unglaublich süß aussähe, wie er da verletzt und hilflos auf dem Boden liegt. Ich hätte ihm ja auch geholfen, wenn ich nicht sein Erzfeind wäre. Somit übernimmt Hagrid den Part des Helfens und trägt ihn zum Schloss in den Krankenflügel.
Da die Pflege magischer Geschöpfe die letzte Stunde ist, und diese wegen Malfoys ach so schlimmen Verletzung leider frühzeitig abgebrochen werden musste, haben Hermine, Ron und ich den Nachmittag noch frei. Wir setzen uns also in den Gryffindor Gemeinschaftsraum und reden über dies und das. Ron macht natürlich, wie fast jeden Tag seit meinem Outing, Witze über das Schwul sein, was mich aber nicht weiter stört. Dafür verpasst Hermine ihm immer einen sanften Schlag. Ich amüsiere mich immer herrlich wenn die beiden so tun, als würden sie nichts füreinander empfinden. Während die beiden diskutieren, schweifen meine Gedanken ab, und wie so häufig landen sie bei keinem anderem als Draco Malfoy. Ich muss gestehen, er sieht ziemlich gut aus, besonders seitdem er aufgehört hat, sich die Haare nach hinten zu gelen. Der Seitenscheitel steht ihm echt ganz gut. Aber trotzdem ist er immer noch ein Arsch. Was fällt ihm eigentlich ein, meine Freunde (und mich) grundlos zu beleidigen? Doch trotz all der Beleidigungen, habe ich etwas für ihn offen. Ich glaube, dass es nicht so ist, dass ich was mit ihm anfangen würde, aber ich denke, dass er eine zweite Chance verdient hat und vielleicht doch eine Freundschaft draus werden kann.
"Harry, was sagst du dazu? Harry?! HARRY?!!", reißt mich Hermine aus den Gedanken. "Ähmm was? Tut mir leid, ich war gerade abwesend". "Typisch Harry. Ron und ich wollten runter zu Hagrid, um ihn zu fragen, wie es ihm geht wegen Malfoy und so. Kommst du mit?". "Ja klar, warum nicht!"
So machen wir uns auf den Weg zu Hagrid, der ein Feuer vor seiner Hütte anhatte und sich wohl gerade Stockbrot macht. "Hey meine Freunde, wollt ihr auch was?", begrüßt uns Hagrid ein bisschen überheblich, woraus sich schließen lässt, dass er getrunken hat. "Hagrid, du sollst doch unter der Woche nicht trinken, wie oft sollen wir das noch sagen?", meckerte Hermine. "Erzähl, wie kommt es dazu?", fragt Ron. Hagrid trinkt nur, wenn etwas passiert ist, das nicht besonders gut ist. "Ja du kennst doch *hicks* Malfoy. Hat sofort seinen Vater geeult. Man, was kann ich denn dafür, dass sich der Junge nicht an die Regeln hält?!" "Ja das finde ich auch. Malfoy ist ein respektloses Arschloch! Was sagt denn sein Vater dazu?", fragt Ron. "Der olle Todesser meint, dass *hicks* *schluchz* Seidenschnabel hingerichtet werden soll!" "Oh Hagrid, das ist ja schrecklich!", mault Hermine. Ich weiß nicht so ganz, was ich davon halten soll. Einerseits bin ich natürlich auf Hagrids Seite, einfach weil es Hagrid ist. Aber andererseits kann ich Malfoy verstehen, es war zu gefährlich Drittklässlern solch ein unberechenbares Wesen zu zeigen. Also beschließe ich, mich aus dieser Thematik herauszuhalten. Wir quatschen noch ein wenig mit Hagrid und gehen schließlich wieder zurück ins Schloss, da es bald Abendbrot geben wird.
Meine Blicke schweifen über den Slytherin Tisch - kein Malfoy zu sehen. Vielleicht ist es ja doch eine schlimmere Verletzung, als ich dachte. Da Malfoy schon dünn genug ist, entschließe ich mich dazu, etwas Essen einzupacken und es ihm nachher zu geben. Gesagt, getan. Hermine und Ron gehen schon vor zum Gryffindor Raum und ich sage, dass ich noch kurz weg müsse. Also mache ich mich auf dem Weg zum Eisprinzen von Slytherin im Krankenflügel. Kein anderer ist sonst hier, was mich ein wundert, da ich immer dachte, dass Malfoys Freunde ihm immer zur Seite stehen würden. Ich stelle mich neben Malfoys Bett und muss mich räuspern, damit er mich überhaupt bemerkt. Er sieht also auf und verdreht sofort die Augen, als er mich sieht. "Na, Potty, bist du hier um mich zu beleidigen? Wenn ja, kannst du es dir sparen, darin bin ich besser, Narbengesicht.", sagt Malfoy in einer leisen Stimme und ein fieses Grinsen umspielt seine Lippen. Ich presse meine zusammen, da ich diesmal nicht hier bin, um ihn zu beleidigen, sonder lediglich um ihm Essen zu bringen." "Nein Malfoy. Ich hab dir nur was mitgebracht, damit du nicht vom Fleisch fällst." Ich greife in die Taschen meines Umhanges und gebe ihm das Mitgebrachte. "Wow Schnotter, hätte das nicht von dir erwartet. Aber ich habe schon gegessen." Na klar... was hatte ich anderes erwartet, einen dankbaren Draco Malfoy? Naja um genau zu sein schon aber was mich da geritten hat weiß ich auch nicht. "Na schön, dann esse ich es halt alleine. Aber weißt du was? Es wundert mich nicht, dass dich keiner Besuchen kommt, so undankbar wie du bist. Deine Freunde sind doch alle falsche Schlangen, genau so wie du!" "Tja Sankt Potter, besser Fake Freunde als welche 'von der falschen Sorte', wenn du weißt, was ich meine." So langsam platzt mir der Kragen. Da will ich einmal nett sein und dann passiert sowas. Er kotzt mich an. Sein Grinsen, seine grauen Augen, seine Haare, alles, er kotzt mich an. "Ich gehe jetzt besser. Sonst werfe ich dir noch zu harte Beleidigungen an den Kopf und dann musst du wieder zu deinem Todesser-Papi rennen und petzen!" Damit hatte ich wohl einen wunden Punkt getroffen. Seine Miene verdüstert sich und seine Augen glitzern gefährlich. Für einen kurzen Moment genieße ich den Augenblick des Triumphs doch schon im nächsten bereue ich es, seine Eltern mit ins Spiel gebracht zu haben. Wenn Malfoy über meine toten Eltern Witze macht, finde ich es auch nicht gerade toll. Also entschuldige ich mich sofort bei ihm, was seine Miene ein wenig aufhellen lässt. "Weißt du Potter, ich finde dich ja gar nicht mehr so übel. Deine Gemeinheiten haben sich ein wenig eingestellt." "Kann man von dir ja nicht behaupten, Malfoy." "Ich geb dir einen Tipp: es lebt sich leichter, wenn man gefürchtet wird." "Danke, aber ich werde mich nicht auf deine Ebene hinablassen"
Gerade, als ich gehen wollte, packt mich Malfoy am Handgelenk. Meinen ganzen Körper durchzieht ein Kribbeln und ein Gefühl von Wärme macht sich in meinem Bauch breit. "Bist du dir da so sicher?", fragt Malfoy und zieht mich runter, sodass ich mich auf die Bettkante setzen muss. Ich will mich aus diesem komischen Moment entreißen und fliehen, aber Malfoy hält mich fest. Irgendwie gefällt mir seine dominate Art und seine ruhige Stimme, doch sie verunsichert mich auch. Er spielt bestimmt wieder nur seine Malfoy-Spielchen und will sich erneut über mich lustig machen. Als er mich an der Schulter packt und mich noch weiter runter zieht, fesselt mich erneut das kribbelnde und warme Gefühl. Wow, der Junge hat echt was. Ich dachte, ich fände ihn nur gutaussehend aber gerade ist da mehr drin. Doof nur, dass Draco auf Mädchen steht. Jetzt, da ich schon fast neben Malfoy liege, soweit hat er mich schon runtergezogen, haucht er mir etwas ins Ohr. "Hab gehört, du bist schwul?" Ich nicke, auch wenn ich genau weiß, dass es eine rhetorische Frage war. Die warme Luft seines Atems an meinem Ohr lässt mich Gänsehaut bekommen. "Welch Zufall, ich bin es nämlich auch", flüsterte er erneut. Erschrocken aber auch ein bisschen erfreut fahre ich hoch. Ich komm allerdings nicht zum Aufsetzen, da Malfoy mich noch immer festhält. Unsere Gesichter sind ziemlich nah aneinander, ich kann spüren, wie sein Atem um meine Nase herum tänzelt. Unsere Nasenspitzen berühren sich fast. "Na, hast du jetzt Angst, Potter?" "Träum weiter." Und bevor ich nachdenken kann, überbrücke ich die letzten Zentimeter zwischen unseren Lippen. Und wieder überschüttet mich dieses Gefühl, diesmal nur viel stärker. Die Wärme verteilt sich jetzt in meinem ganzen Körper und das Kribbeln lähmt mich. Malfoy hat wohl doch kein Spielchen gespielt, denn er scheint es zu genießen, ebenso wie ich. Als ein leidenschaftlicher Kuss entsteht, höre ich Schritte im Flur. Ich schrecke zurück und auch Malfoy hat es gehört. "Du solltest jetzt gehen", zischte Malfoy als würde er Parsel sprechen. Also stehe ich auf und gehe schnurstracks auf die Tür des Krankenflügels zu, als ich noch einmal die Stimme Malfoys höre:"Ach, da wäre noch was." Fragend blicke ich zurück zu Malfoy. "Ich hasse dich, Narbengesicht!" Dies verstand ich als Liebeserklärung und tat es ihm gleich:"Und ich dich erst, Hohlbirne!"
Somit machte ich mich mit einem Lächeln auf den Lippen auf den Weg zum Gryffindor Gemeinschaftsraum.

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Drarry One ShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt