Ich war überglücklich, denn endlich hatte ich ein Praktikum für mein Studium gefunden. Nun war ich schon im 2. Jahr meines Sozialarbeitstudiums. Das Praktikum hörte sich sehr spannend an, aber auch ein bisschen anstrengend. Und zwar sollten ich und meine Vorgesetzte Häftlinge in der JVA betreuen und ihnen bei ihrer Strafe beistehen. Mir wurde eine konkrete Abteilung zugeteilt, die Drogenabteilung und Körperverletzung. Jeder Betreuer hat jeweils 10 Häftlinge die ihm zugeteilt sind. "Hier Valentina, die Namensliste", meine Vorgesetzte überreichte mir diese. Schnell überflog ich das Ganze. Während ich sah aus welchen Gründen, die einen dort drin sassen, begann ich zu überlegen wie man am besten auf solche Menschen zu geht. "Heute gehen wir zu Markus, er ist einer der Drogenbosse in der NRW gewesen, der dort fast schon ein Kartell entstehen liess. Ein brutaler Typ, aber nur optisch", meine Vorgesetzte lächelte und probierte mir die Angst damit zu nehmen. Als wir den Raum betraten, sass dort ein sehr muskulöser, grosser und tätowierter Mann, breitbeinig vor uns. "Bleib cool", dachte ich mir und erzwang ein Lächeln. Meine Vorgesetzte stellte mich vor und flüsterte mir zu; " ich werde dich ins kalte Wasser springen lassen und sehen wie du das machst, bis später", schwups war sie schon weg. Ich stand wie versteinert da, doch ich liess mich nicht kleinkriegen. Wie geht man am besten mit solchen Menschen um? Man behandelt sie wie Kinder. Ich sass hin und lächelte ihn an. "Ich hab genau so wenig Bock wie du, aber wir können das zum guten wenden", ich zwinkerte und hoffte das Eis brechen zu können. Er begann laut zu lachen, schien mich nicht ernst zu nehmen. "Wenn du schon lachst, Erzähl mir einen Witz das ich mitlachen kann", ich lachte ebenfalls. Er grinste, ich glaube ich habs geschafft. Was der Charme einer Frau nicht alles schafft.. so begann das Gespräch mit ihm über unnötige Dinge, doch ich konnte zumindest einen Draht aufbauen. Nach der Beratungsstunde kam meine Vorgesetzte herein und sah wie gut ich mich bereits mit ihm verstand. Lächelnd verabschiedete ich mich. Ich hatte ihn nicht ganz geknackt, aber immerhin zum Reden gebracht. Als wir ins Büro gingen, sagte sie zu unserer Sekretärin; "wo ist die Akte von diesem Möchtegern Gangster, der sich stumm und taub stellt?", die Sekretärin suchte im Regal hinter sich. "Bittesehr, du meintest doch den Ali Achilez oder? Wieso brauchst du überhaupt seine Akte?". Ich musste am PC die Namensliste der neuen Häftlingen überarbeiten. "Den meine ich ja. Wir werden den zum Reden bringen", sagte meine Vorgesetzte zur Sekretärin und drehte sich zu mir: "Frau Hoti, ich bin beeindruckt von Ihnen, weiter so. Ich hab einen Spezialfall für Sie!". Sie schmiss die Akte auf meinen Tisch und verschwand auch schon wieder. Na dann, jetzt muss ich wohl diese Akte studieren. Ich sah auf dem Post It, dass bereits morgen die Beratungsstunde ist. Während ich die Akte durchging, wurde mir klar das es einer in meinem Alter ist. Hmm mit Gleichaltrigen hab ich Mühe. Doch der sass wegen versuchter Körperverletzung und Kokainhandels. "Wieso ist der so schwierig zu knacken?", fragte ich die Sekretärin. "Seit Monaten reden wir nur mit seiner Anwältin. Er ist eine harte Schale, aber höchstwahrscheinlich ein weicher Kern. Er ist in deinem Alter, vielleicht kannst du ihn mit deinem Charme weichspülen", sie begann zu lachen und ich ebenso. Mein erster Tag war schnell vorübergegangen. Nun war der neue Tag. Nervös war ich schon, schliesslich hatte ich Respekt vor diesem Spezialfall den mir meine Vorgesetzte anvertraut hatte. Nachdem ich mir meinen Kaffee in der Kantine geholt hatte, überlegte ich wie ich an diese Sache rangehen werde. "Hast du dich für den Spezialfall schön gemacht?", unsere Sekretärin lächelte mich verschmitzt an. Ironisch entgegnete ich: " ja klar". "Benutz ruhig die Waffen einer Frau solange du jung bist, bei uns alten Frauen gehen die nicht ein, wenn du weisst was ich mein", meine Vorgesetzte hatte mit gehört und kam herein. "Bei dem hilft nichts, aber mal sehen vielleicht können Sie ein Wunder bewirken.", wir lachten alle und ich fühlte mich schon besser. "Bin ich heute wieder allein ?", fragte ich nach. "Ja ist besser, hab ich das Gefühl", also ich hatte schon den Drogenboss geschafft, da sollte dieser Möchtegern Gangster ein Klacks sein. "So jetzt ab in den Raum 202", ich nahm schnell meinen Block und Stift und folgte meiner Vorgesetzten. Kurz nochmal durchatmen und eintreten. Als ich den Raum betrat sah dieser junge Mann sofort auf und stand auf. Der Blick seiner Augen in meine, liess mich kurz die Luft anhalten. "Wieso muss er gutaussehend sein?", fragte ich mich. Ich hab ein Problem damit locker mit Männern zu reden, die ich attraktiv finde. Wie versteinert stand ich da und schaffte es gerade eben noch "hallo" zu sagen. Schüchtern näherte ich mich und gab ein verkrampftes Lächeln von mir. Als wir uns begrüssten, schaute er mir nochmals in die Augen. Wie verloren schein ich, wenn ich in seine Augen blick. Meine Vorgesetzte wünschte uns viel Spass und verliess den Raum. "Em also, Sie sind Ali ...?", meine Stimme zitterte und ich war wirklich nervös. Er schmunzelte und schaute mich an. "DU brauchst keine Angst vor mir zu haben", sagte er und blickte mir tief in die Augen und lächelte immer noch verschmitzt. "Angst? Haben viele Angst vor dir, dass du mir das sagst?".
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Liebe hinter Gittern
FanfictionValentinas Leben ist sehr langweilig. Doch als sie ihr Praktikum in der JVA beginnt wird alles aufregender. Nach langer Einsamkeit scheint sich auch in der Liebe etwas zu tun, doch jeder Anfang ist schwer, nicht?