Ich renne um mein Leben. Renne weiter, immer weiter. Dann stoppe ich. Ich stoppe, gucke mich um, überlege kurz und renne dann doch weiter. Wieso renne ich eigentlich? Er holt mich doch eh? Er findet mich, bringt mich weg. Weg von hier. Weg von da. Weg von dem Weg den ich gefunden habe. Weg von meinem Glück, weg von meiner Hoffnung. Der einzigen Hoffnung die ich noch hatte. Dem kleinsten Funken, der mich noch hatte leben lassen. Naja, "leben" kann man das nicht nennen. Er hat mich eher "nicht sterben lassen".
***
Wo ist sie? Wo versteckt sie sich? Ich gucke um die Hausecke und sehe sie da stehen. Außer Atem. Erstes Lächel. Da ist sie. Endlich bei mir. Ich schließe die Augen und atme selbst kurz durch. Als ich die Augen wieder aufmache ist sie weg. Ich blinzle, kann es nicht fassen. So nah dem Ziel? Wo ist sie hingerannt?
Womöglich hat sie mich gesehen. Womöglich denkt sie sie kann mir entfliehen. Das zweite Lächeln. Dumme Göre. Ich finde dich. Ich halte dich.
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Wo ist er? Wo soll ich hinrennen? Nützt es überhaupt was? Selbst wenn er mich jetzt noch nicht findet, müsste ich für immer in einer großen Angst leben. Ich könnte niemanden mehr trauen. Doch habe ich eine Wahl? Wenn er mich findet und ich ihm irgendwie entkomme, habe ich danach auch Angst. Oder er bringt mich um, wenn er fertig mit mir ist. Oder auch nicht? Ich kann nicht mehr, wenn es so weiter geht. Ich weiß nicht mehr was ich machen soll. Wo bin ich hier eigentlich? Und was will er von mir? Ich habe mir noch nie in einem so kurzen Moment so viele Fragen gestellt. Noch nie.
Alles ist so wirr.
Der Wind bläst mich glaube ich gleich weg. Er ist so stark und ich so schwach. So schwach dank allen. Allen Leuten die hinter meinem Rücken waren.
Ich sehe ihn. Ich spüre ihn. Er guckt mich an. Er glotzt mich an. Lächelt. Dann grinst er und kommt auf mich zu. Ich lege mich auf den Boden und genieße für kurze Zeit noch meine Freiheit. Ist doch egal welche Angst ich spüre.