One Summer

1. Kapitel

Meine Hand trommelte leise Rhythmen auf meinem Oberschenkel. Interessiert betrachtete ich das Zusammenspiel der einzelnen Muskeln und Sehnen oder was auch immer da alles noch wichtig war. Früher da hatten die Menschen ihren Körper gebraucht und auch eine kleine Behinderung, eine Stelle, an der Muskeln, Sehnen und so weiter nicht genau perfekt zusammenarbeiteten, war oft ein großes Problem.

Wie in einer Maschine, in der eine kleine Schraube nicht hält und damit alles lahmlegt. So ähnlich hatte sie mir das auch erklärt.

Und ich war die kleine Schraube.

Aber nein, stopp, ich hatte mir verboten, darüber nachzudenken.

"Fahrkarten bitte!"

Sonst der Satz des Grauens schlechthin. Normalerweise. Triumphierend zog ich meine Fahrkarte hervor und überreichte sie dem Schaffner.

Ich fuhr inzwischen seit zwei Stunden und langsam aber sicher brachte ich es nicht mehr fertig, das flaue Gefühl in meiner Magengegend zurück zu halten. Wie eine Schar Ameisen, langsam und unaufhaltsam, breitete sich die Aufregung aus, bis ich schließlich das Gefühl hatte, dass sie in jeder Zelle meines Körpers angekommen war. Es kribbelte überall und ich war kurz davor umzukippen.

Ich schloss meine Augen und lehnte mich im Sitz zurück. Allmählich beruhigte ich mich wieder.

Jetzt war es nicht mehr weit bis zum Bahnhof. Ich hievte meinen Koffer aus der Gepäckablage über meinem Kopf und bewegte mich in Richtung Tür.

Die Türen öffneten sich mit einem zischenden Geräusch und ich stieg aus.

Angekommen.

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Seit geraumer Zeit starrte ich den schwarzen Fleck dort nun schon an. Er war nicht groß, dieser Fleck, aber trotzdem konnte ich meine Augen nicht von ihm lösen. Der Rest der Tür war graublau und die kleine Stelle dort sprang geradezu schmerzhaft ins Auge. Ich blinzelte ein paar mal und zwang meine Augen dazu, sich zehn Zentimeter weiter nach rechts zu richten.

Dort war die Klingel. Und da war meine Hand. Jetzt musste ich nurnoch meine Hand ausstrecken und...aber wollte ich das wirklich?

Ich hob meine Hand. Ich führte sie langsam in Richtung Klingel. Ich zitterte. Ich zog sie wieder zurück.Ich schloss meine Augen. Ich holte tief Luft.

"Ein kleiner Schritt für mich, aber ein großer Schritt für die Menschheit" hatte das nicht dieser Typ da vom Mond gesagt? So kam ich mir gerade vor. Nur eine kleine Handbewegung, aber ein großer Schritt in meine Zukunft.

Meine Fresse, vergleichst du grad wirklich dein mickriges Leben mit der kompletten Menschheit?! Jetzt mach einfach!

Und dann...und dann...ich konnte es selbst kaum glauben... machte ich einfach!

Ich klingelte.