Sandkörner

Wie alles begann

Eigentlich sollte dem Montag schon allein seine Existenz verboten werden, doch heute würde sie eine Ausnahme machen. Egal wie grausam er immer wieder das Wochenende abwürgte und arme Schüler zurück in die schreckliche Realität riss, heute würde sie ihn gewähren lassen.

Die 1. Stunde hatte gerade angefangen, und Jackie machte es sich gerade so gut es ging auf ihrem Stuhl gemütlich und begann schon langsam in ihre Traumwelt abzudriften. Ihren Geographielehrer, der gerade mit anscheinend extrem guter Laune ins Klassenzimmer rauschte, nahm sie nur kurz zur Kenntnis. Er war ein netter, schon bisschen älterer Herr mit ergrauendem Haar. Sie hörte bei ihm eigentlich fast immer zu, da seine Stunden sehr interessant und er ein wirklich sehr guter Lehrer war. Das einzige, was den ein oder anderen von Zeit zu Zeit verärgerte war seine immer etwas hektische Art, die ihn manchmal ein wenig vorschnell urteilen lies. Alles in allem war er aber in der ganzen Klasse ziemlich beliebt. Gerade überrollte er die, sich noch an den Halbschlaf klammernden, Jugendlichen mit seinem riesigem Enthusiasmus, der jedes noch so kleine Eckchen des Zimmers auszufüllen schien. Als er voller Freude den Grund seiner Begeisterung verkündete, konnte man fast die Rauchwolken über den noch langsam arbeitenden Köpfen aller erkennen. Durch die aufkommende Unruhe gestört fing auch Jackie ein paar Wortfetzen auf, die wie ein Sprung ins Eiswasser wirkten. „... Reise..."... „...keine Schule..." ... seine letzten Worte gingen in einem Jubel unter, der bestimmt nicht nur bis ins Zimmer nebenan zu hören war. „ Ey Pam!" Jackie stupste ihre Freundin an, die direkt neben mir saß. Sie war relativ klein, hatte extrem langes braunes Haar, dass ihr in Wellen bis zu Taille fiel, und große blaue Augen. Seit der 5. Klasse waren die beiden schon befreundet, und man konnte Pam sehr treu und zuverlässig bezeichnen. Leider redete sie gerade aufgeregt mit Anne, die auch mit beiden befreundet war, und schenkte Jackie keinerlei Beachtung. Diese wurde jedoch langsam ungeduldig: „ Meine liebe Pamina! WAS IST HIER LOS?" „ Ah, unser kleines Jackielein ist aus seinem Dornröschenschlaf erwacht, und möchte wissen, was in den letzten 100 Jahren passiert ist", erwiderte diese mit einem schellmischen Lachen in den Augen, während sie versuchte ein ernstes Gesicht zu machen. „ Hättest du mal lieber zugehört was? Naja, ich werde mich gütig zeigen, und dir sagen, was los ist. Unser liebes Grummelchen hat es geschafft! Wir fahren mit der ganzen Klasse in die Wüste!" Langsam dämmerte es ihr. Herr Grum, den alle nur liebevoll Grummelchen nannten hatte ihnen vor längerem eröffnet, dass er sich darum bemühen würde, dass ihre Klasse mit ihm in ein Resort fahren könnte, und zwar sozusagen als Hoteltester. Er wollte schon immer mit einer Klasse so eine Reise machen, und da Jackies eine seiner letzten Klassen vor seiner Pensionierung war, hatte er sich für sie entschieden. Zuvor hatte er ein neues Luxusresort gefunden, dass speziell nach Klassen suchte, da es auch teilweise auf die Zielgruppe 'Klassen aus Privatschulen' setzte. Er musste sich wirklich sehr stark dafür eingesetzt haben, dass genau ihre Klasse Tester spielen durfte. Dadurch hatte er natürlich bei seinen Schülern noch mehr an Anerkennung gewonnen. Sie durften schließlich in ein riesiges LUXUS Resort nach Saudi-Arabien fahren, und das auch noch kostenlos! Das war einfach unglaublich! Sie stimmte nun auch hellwach in die Begeisterungswelle ihrer Klasse mit ein, in der manche sogar schon anfingen zu planen, was man mitnehmen müsste. So mitreißend die allgemeine Freude, und so toll diese Reise auch war, in Jackies Gedanken schlich sich immer wieder eine Sorge, die sich wie ein nerviger Parasit in ihrem Kopf festzusetzen schien. Sie würden in die Wüste fahren. Und das, was Jackie überhaupt nicht vertrug, war Hitze. Sie würde sich diese Reise aber natürlich trotzdem nicht entgehen lassen, schließlich war sie ein extrem neugieriger Mensch. Von einem Zwicken in den Bauch wurde sie jäh aus ihren Gedanken gerissen. „Na, macht sich unser kleiner Vampir Sorgen um seine zarte Haut?", Pam grinste: „Ich sag dir, wehe du kommst auf die Idee vor dem bisschen Sonne zu kneifen, ich seh ja deinen sorgenvollen Blick!" „Keine Angst, ich weiß ja, dass du es keine Sekunde ohne mich aushalten würdest.", neckte Jackie sie. „Ihr seid ja echt ein süßes Paar... nachdem ihr euch endlich gemeldet habt, dass ihr mit dem Trip einverstanden seid, könnt ihr euch ja ein Zimmer suchen.", Lias hatte sich zu ihnen umgedreht: „Grummi würde jetzt gerne abstimmen!" Gleichzeitig hoben die beiden Mädchen den Arm. Damit war es beschlossene Sache. Zaghaft fiel das erste Sandkorn.