Ausgeruht und frisch ausgeschlafen sprang ich aus dem Bett. Da es erst halb fünf war, zog ich mich schnell an und schloss leise die Tür hinter mir, damit Clara nicht aufwachte.
Mit nackten Füßen tapste ich auf die Veranda hinaus und genoss den kühlen Wind im Gesicht, der meine Haare um meinen Kopf wirbeln ließ. Genieserisch schloss ich die Augen und lausche den kleinen Vögeln, die in den Bäumen hockten und ein Liedchen piepsten.
Nach einer kleinen Ewigkeit öffnete ich die Augen wieder und schnappte mir mein Surfbrett, was in einer Ecke, halb an dem Geländer, halb an der Hauswand lehnte. Mit tapsigen Füßen sprang ich die drei Stufen bis zum Waldweg hinab und sprintete ausgelassen in Richtung See (den Weg hatte mir Clara auf der Fahrt tausendmal erklärt und außerdem ist es garnicht so schwer, einen See zu finden, wenn man ihn durch die Bäume schimmern sieht).
Meine Füße trommelten auf dem weichen Waldboden, der nach circa fünfzig Metern immer mehr dem Strand weicht, bis ich am Ufer stehen bleibe und meine Zehen in den feuchten Sand grabe. Mein Blick schweift über den See. Es sieht wunderschön aus, mit den locker verteilten Booten, den kleinen Kopfen der Schwimmer, die nur aus dem Wasser schauen und den sich spiegelnden Bäumen.
Es patscht leise, als mein Surfbrett auf der Oberfläche aufschlug. Mit meinen Armen paddelnt liege ich auf dem Bauch und bewegte mich auf die Mitte des Sees zu ( Ich weiß, 'See' hört sich jetzt voll klein an, aber der hier war so riesig, dass er auch als halbes Meer durchgehen könnte).
Als die nächstbeste, größere Welle angerollt kam, ließ ich mich bis auf die Hälfte treiben, stützte mich dann mit den Armen vom Brett weg und stand auf. Mein Herz machte einen kleinen Hüpfer. Endlich stand ich wieder auf einem Surfbrett!
Seit wir von Kiel nach Berlin gezogen sind (mein Vater wurde wegen der Arbeit in eine andere Stadt versetzt), hatte ich wenig Gelegenheiten zu surfen. Außer, ich surfe auf den Autodächern oder dieser grünen Welle. Meine Mutter hatte mir vor einer Weile zu erklären versucht, was diese grüne Welle ist, aber sie hat es nach drei Minuten wieder aufgegeben. Ich glaub, ich bin ein hoffnungsloser Fall was sowas angeht!
Die Wassermassen schlugen unter meinem Brett mit einem lauten Platschen aufeinander und verteilten die weißen Schaumkronen in alle Himmelsrichtungen. Glücklich stoße ich mich vom Brett ab, drehe mich in der Luft und lande (relativ) sicher wieder darauf. Mit dem vorderen Fuß drehe ich das Brett so, dass ich wieder die Welle hinauf schieße und wieder auf der Spitze lande. Leider gelingt mir den nächste Move nicht so gut (sollte eigentlich ein Salto sein), weil mir zwei Jungs vom Strand aus Zeug zubrüllen. So 'ne Sachen wie:''Ey, Alta! Was bist'n du für 'ne lahme Ente?!'' Und dem anderen fiel nichts besseres ein, als ein lahmes ''Spaßt''.
Ich war viel zu sehr damit beschäftigt, meine Augen zu verdrehen und mich darüber aufzuregen, wie dämlich Jungs eigentlich sind, deswegen verpasste ich den perfekten Punkt zum abspringen und ruderte ein wenig unbeholfen mit den Armen. Das veranlasste das Arschloch-das-kein-Deutsch-kann laut ''ich sag's ja, voll die Ente'' rumzugrölen.
So ein ...
Egal.
Wütend wendete ich das Brett und fuhr auf die Jungs zu.
"He! Was fällt euch ein?'' Rief ich wenig einfallsreich, aber ich war gerade so wütend, dass mir auf die Schnelle nichts besseres einfiel.
''Spaßt'' anwortete das dünne Arschloch. Anscheinend war 'Spaßt' das einzige Wort, was er sagen konnte.
Genervt verdrehte ich meine Augen in Richtung Himmel, musste schnell wieder weg schauen, weil mich die Sonne blendete. Während ich jetzt nicht wusste, wohin ich schauen sollte
- entweder auf den mit Fett gepolsterten Bauch von Arschloch Nummer Eins (der mit dem Deutsch) oder auf den super interessanten Sand der an meinen nassen Füßen klebte - tanzte vor meinem Auge ein heller, blendender Fleck. Letztendlich fand ich den Sand an meinen Füßen interessanter als den Speckbauch.
"Na? Bischte jetz verleggen? Hab isch disch so dolle verwirrt?!'' Fragte er ekelhaft schleimig und wackelte dazu mit beiden Augenbrauen.
Ich muss kotzen!
"Äh... lass mich kurz überlegen - Nein! Warum sollte wegen dir verlegen sein?'' Fragte ich so kühl wie möglich, obwohl ich innerlich kochte. Was bildete sich dieser Schleimsack denn ein?
Ekelhaft affektiert fuhr er sich durch die nassen Haare.
"Naja. Jeder, der misch sieht, wird voll pink im Gesischt.'' Er grinste selbstsicher. Ich musste mir ein Lachen verkneifen. Zum einen wegen dem pink und zum anderen bezweifelteich, dass schon mal jemand wegen ihm rot geworden ist, geschweige denn das er schon jemals eine Freundin gehabt hatte, an der er das bewerten konnte, aber - bitte. Wenn es ihm gefällt!
Ich jedenfalls hatte Angst, auf seiner gewaltigen Schleimspur auszurutschen [??] und drehte mich deswegen zu meinem Surfbrett, schnappte es mir und lief in die entgegengesetzte Richtung von den Jungs.Ich hoffe, ich seh die beiden nie wieder!
"Ich bin übrigens Kevin!'' Brüllte mir der Fettklops hinterher.
Kevin? Na, der Name passt ja mal perfekt!
''Und? Wer will das wissen?!'' Rief ich ohne mich umzudrehen.
"Du vielleicht!''
Man! Dieser Typ regte mich auf! Ich verkniff mir eine spitzfindige Antwort und zeigte einfach über meine Schulter meinen Mittelfinger.
Darauf wusste Kevin dann auch nichts mehr.Etwas kürzer als das erste und ich finde, es ist mir schlecht gelungen. Vor allen Dingen das Ende. Naja, egal.
XOXO Kathi

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Shit happens
RomanceWolltest du auch schon immer mal ohne Eltern mit deiner besten Freundin irgendwo hinfahren? Ja? Ich, Lily, 16, habe zu meinem Geburtstag genau das geschenkt bekommen. VIER Wochen ohne Eltern! Mit Clara! Mit einem eigenem Haus, einem Pool und gleich...