1

682 56 10
                                    

Zehn Jahre später

Müde streckte ich den Arm nach dem nervigen, pipsenden Ding namens Wecker aus und fand letztendlich auch den Knopf, um mich vom elenden Geräusch zu befreien. Noch wenige Minuten blieb ich im Bett liegen, bevor ich mich mühevoll aufsetzte.

12:00 Uhr.

Ich griff nach den Lehnen meines Rollstuhles, um mich auf diesen zu ziehen. Daraufhin schob ich mich zur Tür, öffnete diese und verließ mein Zimmer. Ich ging in die Küche und begrüßte meine dort sitztende Mutter.

"Morgen Schatz. Gut geschlafen? Ich habe in der Nacht ein Poltern gehört. Bist du etwa wieder aus dem Bett gefallen?"

Ich nickte "Ja, aber keine Sorge, ich hab nichts gespürt." sie seufzte und servierte mit Frühstück. Wir haben einen etwas niedrigen Esstisch, damit ich, wie die anderen, alles sehen kann und auch nach meinem Essen greifen kann. Sogar Jimins Familie hat wegen mir so einen Tisch gekauft, da ich öfters bei ihnen bin.

Ich begann zu frühstücken und meine Mutter setzte sich zu mir. "Wieso schon so früh auf?"

"Jimin hat heute ein Turnier." erklärte ich. Jimin ist bereits auf der Uni und Studiert, ist nebenbei aber in einem Turnverein. Und er ist unglaublich gut. Er sagt mir nie, wann seine Auftritte sind, da er nicht will, dass ich dabei bin. Er will nicht, dass ich mich schlecht fühle, weil ich so etwas
Körperlich nicht schaffe. Aber das stört mich nicht. Dazu bin ich sein bester Freund. Ich muss doch dort sein.

Nach dem Frühstück machte ich mich im Bad fertig und ging daraufhin in mein Zimmer. Ich zog mir eine dunkle Jeanshose, etwas locker, und ein weißes Shirt an. Dazu ein Hemd und meine Mütze, da es etwas windig war. In einer extra Tasche packte ich noch eine Decke, Jacke, Schmerztabletten, Wasser sowie Geld. Diese verstaute meine Mutter an meinem Rollstuhl. Sowas muss ich immer dabei haben, auch wenn wenn es warm ist. Ich bekomme oft Schüttelfrost, Fieber und werde auch sehr oft krank.

Meine Mutter half mir letzten den des noch, dicke Socken und Schuhe anzuziehen, dann gab sie mir zu guter letzt einen Kuss auf die Wange. "Pass auf dich auf." sie steckte mir meine Fahrkarte in meine Hosentasche und öffnete mir die Tür.

Ich fuhr die wenigen Stufen über extra Schienen hinunter und verließ das Grundstück.

Mein Weg ging nicht sehr lange, nur wenige Minuten, bis ich an der Bushaltestelle stand. Ich holte meine Busfahrkarte bereits raus.

Und als der Bus angefahren kam, zeigte ich sie dem Busfahrer bereits im Voraus. Er nickte. Und als er stehen blieb, stieg er aus, um für mich die Extraschiene her vor zu holen, über die ich hoch rollen konnte.

Ich stellte mich an die Wand ab und zog die Bremse, um beim losfahren nicht von der Stelle zu rollen.

Neben mir saß ein kleiner Junge, ohne Schneidezähne, neben seiner Mutter. Er sah mich die ganze Zeit an. Ich erkannte, wie die Frage auf seiner Zunge brannte, bis er schlussendlich sich traute "wiepo pitzt du in piesen Ping?"

Sofort legte die Mutter einen Arm um ihren Sohn "sowas fragt man nicht!"

Doch ich musste lächeln. "Ist nicht schlimm. Es ist nett, dass er fragt, statt ohne wissen schlecht zu denken." dann widmete ich mich dem Jungen "ich sitzte hier, weil meine Beine kaputt sind." seine Augen werden groß "pie pind paput?!" rief er schockiert. Ich musste lächeln. "Ja, aber ich habe kein Aua. Ich spüre sie nicht."

"Pirplich?" fragte er weiter. "Ich nickte.

" willst du sie mal schlagen?" er nickte sofort eifrig.

Da er neben mir saß musste er nicht aufstehen sondern sie einfach so treffen.

"Unter dem Knie, da kannst du schlagen."

Er fing sofort an, seine kleinen Fäuste gegen mein Schienbein zu schlagen, doch ich spürte rein gar nichts.

Die Mutter neben dem Jungen sah lächelnd zu. Es freute sie, dass ich damit klar kam. Es waren die Muttergefühle, die bei ihr nun ans Licht kamen. Sie fühlte mit. Obwohl sie mich nicht kannte.

Die restliche Fahrt schlug der kleine Junge immer wieder auf meine Schienbeine, fragte mich ein paar Sachen, die ich alle ehrlich, aber für ihn verständlich, erklärte.

Bis ich aussteigen muss. "Ich muss jetzt gehen, Kleiner." schmollend sah er mich an, was mich zum Lachen brachte.

Als der Bus stehen blieb, ging ich zur Tür, um dem Fahrer zu signalisieren, dass ich aussteigen möchte. Auch dieses mal zog er für mich die Schiene heraus und ich verließ den Bus. Ich schob mich bis zur Ampel, dann über die Straße. Zum Glück war der Auftritt in einer großen Halle, wodurch die Bushaltestelle genau davor liegt.

Ich fuhr zum Gebäude. Als ich am Eingang ankam, musste ich jedoch eine Karte kaufen. Da mein Geld aber in der Tasche ist, welche hinten an meinem Rollstuhl fest ist, komme ich dort nur schwer hin.

"Können sie mir meine Tasche geben?" der Mann gab mir netter Weise meine beutelartige Tasche und ich holte das Geld raus.

Ich bekam von ihm meine Karte und schob mich in das Gebäude. Durch die Vorhalle, in der viele Stände für Essen und trinken standen, durch einen Gang bis ich in der Halle ankam. Durch den Gang, zwischen den Sitzmöglichkeiten konnte ich jedoch nicht ganz gehen, da eine Person da stand und ich nicht vorbei konnte.

Die meisten Leute weichen mir immer sehr aus, damit ich vorbei gehen kann. Aber dieser Mann hat mich noch gar nicht bemerkt.

Deswegen streckte ich mich weit nach oben, um ihn an der Schulter anzutippen. Genervt drehte er sich zu mir um. Jedoch veränderte sich sein Blick in Mitleid, als er mich sah.

Ein Gefühl, welches ich in jedem Gesicht sehe, welches mich erblickt.

"Könnten Sie bitte auf die Seite gehen, ich komme sonst nicht vorbei."sofort ging er zur Seite " natürlich, tut mir leid, Kleiner."

Kleiner, ich bin 1.78 m. Aber ich Sitze im Rollstuhl und habe die Höhe von vielleicht 1.40 m.

Vorne am Ende des Ganges, als ich alles von der Halle sehen konnte, blieb ich stehen. Die meisten Sitzplätze waren bereits besetzt. Und mit dem Rollstuhl komme ich nicht weit. Vor allem nicht, weil die Sitze nicht nur nach hinten, sondern auch nach oben führten, mit Treppenstufen. Treppen runter fahren konnte ich zwar, vorsichtig und wenige, aber hoch nicht.

Deshalb fragte ich einen vorbeilaufenden Arbeiter. "Entschuldigen Sie." fing ich an. Und er widmete sich mir.

Auch seine Mimik wurde sofort von Mitleid geziert.

"Ich wollte fragen, ob es in Ordnung wäre, wenn ich hier stehen bleibe. Ich kann nicht hoch oder in die Reihen. Und die erste Reihe ist bereits besetzt."

Er nickte "Natürlich darfst du. Nur bitte bleib am Rand stehen, damit die Anderen alle vorbei kommen." ich nickte "mach ich."

"Du darfst auch weiter vor, damit du alles siehst." mit diesen Worten schob er mit etwa zwei Meter weiter, wodurch ich auf der selben Höhe wie die erste Reihe war.

"Danke schön." meinte ich und deutete einen Verbeugung an.

Daraufhin verschwand er.

Noch eine viertel Stunde saß ich da und tat nichts. Bis es anfing.

Die ersten Gruppen kamen nach einander. Bis Jimins Turngruppe dran war. Er stand mit den Anderen in der ersten Position. Sie warten, bis die Musik anfing. Noch einmal sah sich Jimin um. Und er erkannte mich. Ich erwiderte den Blick. Er fing an zu lächeln, so wie ich auch. Und dann fing es an.

Und wie schon oft begeisterte er mich mit seinem extremen Talent. Er hatte in der Aufführung sogar ein Solo. Als einziger. Bei seinem Talent kein Wunder.

Die ganze Vorstellung lang saß ich lächelnd da, sah ihm zu, jubelte und applaudierte. Und wie erwartet hat seine Gruppe gewonnen.

Help Me, Hyung (JiKook) PAUSIERTWo Geschichten leben. Entdecke jetzt