1.
Es ist Freitag. Feierabend. In meiner Lieblingsbar in London wollten eine alte Freundin und ich uns treffen. Wie so oft. Heute war ein harter Tag in der Redaktion. So schlimm das ich Schon den ganzen Tag daran gedacht habe, endlich etwas zu trinken. Eigentlich wohne ich in Chicago. Aber momentan bin ich auf einer Geschäftsreise. Das kommt daher, dass diese Zeitung mich angefragt hat, ob ich nicht dort auf Probe arbeiten will. Und nachdem ich heraus gefunden habe, dass mein Ex-Verlobter, ein sehr großes Ex, mich seit Monaten betrügt, aber leider leider an meiner eigentlichen Arbeitsstelle arbeitet, also mit mir in einem Haus, auf einer Etage, mit zu wenig Abstand zwischen uns, sehe ich es mehr als Flucht und nicht als Geschäftsreise.
Und so bin ich jetzt hier. Anny meine bereits erwähnte alte Freundin verspätete sich mal wieder. Ich dachte so um die 10 Minuten. Wie so oft. Aber diesmal eine halbe Stunde? Eben schrieb sie, dass sie noch solange braucht. Also hole ich mir meinen ersten drink. Rum Cola. Und meinen zweiten. Wenn sie nicht da ist kann ich ihr auch nicht helfen. Als ich mich um drehe sehe ich ihn. Sein Blick fesselt mich. Wie ich es schaffe seinen Körper ab zu ckecken weiß ich auch nicht aber eins kann ich sagen. Er ist göttlich. Jedenfalls das was ich unter seinem Anzug erkennen kann. Aber dieser Eindruck reicht. Fürs erste. Nachdem auch er mich gemustert hat, an manchen stellen etwas länger, schaut er mir wieder in die Augen und grinst so atemberaubend, dass ich feucht werde. Im ernst von einem Grinsen. Sowas ist mir noch nie passiert. Und jetzt kommt er auf mich zu. Ok atmen. Ein und aus. Ein und…
"Hey. Ich bin Paul.", sagte er und setzte wieder dieses Lächeln auf.
"Lucy. Also ich heiße Lucy."
"Also Lucy. Was macht jemand wie sie zu dieser Uhrzeit allein in einer Bar."
"Ich warte auf eine Freundin", versuchte ich so stotterfrei wie möglich zu sagen. Vergebens.
"Aha. Sie kommen nicht von hier." Gott was das Wort "kommen" aus seinem Mund schon mit mir auslöst. "Was machen sie dann in London? ", fuhr er fort.
"Eine Geschäftsreise so zu sagen. Vielleicht fange ich hier bei einer anderen Zeitung an. Und sie? Was machen sie zu dieser Zeit alleine in einer Bar?", sagte ich in der Hoffnung so zu klingen, als wenn ich gut in Small Talk wäre. Wieder Vergebens.
"Ich war auf dem Heimweg aber entschied mich dann bei einer meiner Investitionen vorbei zu schauen. Offensichtlich eine gute Idee." Investitionen? Häh? Hab ich was verpasst? Doch er redet schon weiter.
"Eigentlich hätte ich dich vorher zum Essen einladen sollen. Oder wenigstens zu einem drink aber ich erlaube mir diese Dreistigkeit. Also hättest du Lust mit mir zu gehen? Nach Hause?"
Wow. Das war. Wow. Zu viel. Stop. Hat er das echt gesagt? Ich glaub schon. Auch wenn es schwer vorstellbar ist. Er ist die lebende Inkarnationen von groß, dunkel und gut aussehend. Während ich sonst was bin. Dadurch das ich um die 1.65 bin, wirkt er nur noch größer. Und dadurch merkt man auch, dass ich ein paar Kilo mehr auf den Rippen habe. Aber Sport ist auch so nervig. Und ich mag essen. Mein Haar ist blond. Relativ gewöhnlich, was ich jetzt nicht schlimm finde. Das Haar mit dem der unglaublich heiße Paul rumspielt.
"Also? Was sagst du? Ich muss eigentlich weiter."
"Ich, ähh meine Freundin sollte gleich kommen. Also gute Freundin. Ich bin nicht lesbisch. Ich hör besser auf zu reden.", mehr sollte ich wirklich nicht sagen und schaue beschämt zu Boden.
Er greift mit zwei seiner langen Finger unter mein Kinn und dreht meinen Kopf zu sich.
"Falls du es dir anders überlegst." war das letzte was er sagte. Er gab mir seine Visitenkarte drehte sich um und ging.