„Sieh mich an, wenn ich dir etwas sage"
Seine brüllende Stimme hallte durch die ganze Wohnung.
Am liebsten würde sie einfach ihren Koffer packen und verschwinden. Aber sie liebte ihn. Das würde sie niemals tun. Solche Streitigkeiten gehörten einfach zu einer richtigen Beziehung dazu. Er war ja nicht immer so. Sie kannte niemanden der jemals so sanft zu ihr gewesen war, wie er es war. Nicht einmal ihre Eltern haben sie mit so einer Liebe behandelt, wie er es tat. Niemals würde sie von seiner Seite weichen.
„Sieh mich an, hab ich dir gesagt!" Diesmal brüllte er noch lauter. „Was bist du nur für eine Schlampe. Verdammt, tu' was ich sage!"
Nach diesen Worten konnte sie nicht anders. Es war die Angst, die sie dazu brachte, ihm zu gehorchen. Aber das würde sie niemals zugeben. Sie schob diesen absurden Gedanken beiseite. Sie würde ihm immer gehorchen. Sie liebte ihn.
Er schrie noch eine Weile, aber sie konnte ihm nicht wirklich zuhören. Sie schweifte mit ihren Gedanken völlig ab. Dachte daran, wie schön es war mit ihm zu leben. Er würde sich abregen, vielleicht würde er ja wieder eine Klatschen, aber danach kuschelten sie meistens, schauten einen Film an und alles war wieder im Lot. So war es immer. Wohlig malte sie sich einen perfekten romantischen Abend mit ihm aus. Fast schon lächelte sie.
„Hallo. Hörst du mir zu? Wiederhole was ich gesagt hab!"
Seine Aufforderung riss sie aus ihren Gedanken. Sofort angsterfüllt sah sie zu ihm herüber. Nicht wissend, was nun zu tun, oder zu sagen war. Sie hatte keine Ahnung, was er zu ihr gesagt hatte. Schuldbewusst starrte sie auf den Boden. Seine Augen strahlten eine eisige Kälte aus, weshalb sie es nicht übers Herz brachte ihn weiterhin anzusehen. Am liebsten wäre sie im Boden versunken."Es tut mir so leid", brachte sie hervor und schaute flüchtig wieder zu ihm herüber. Doch er zeigte keinerlei Reaktion. Wortlos stand er von der schwarzen langweiligen Couch auf und ging auf sie zu, so dicht trat er an sie heran, dass sie seinen Atem auf ihrem Gesicht spüren konnte. Er wirkte so bedrohlich. Etwas in ihr zwang sie sofort das Weite zu suchen, aber kaum war der Gedanke gedacht, zwang sie sich selbst zur Vernunft. Er liebt sie. Er würde ihr niemals ernsthaft was tun.
„Weißt du eigentlich, wie respektlos das ist? Wurdest du nicht erzogen, oder was?", zischte er ihr gefährlich ins Ohr.
Sie schwieg. Tatsächlich war sie ihren Eltern schon immer egal gewesen. Niemand hatte sich um ihre Erziehung geschert. Sie arbeiteten nur von morgens bis abends und wenn sie mal zu Hause waren, hatte sie sie gefälligst in Ruhe zu lassen. Sie waren ja total müde. Irgendwann war sie einfach abgehauen. Jahre später besuchte sie ihre Eltern, wollte sich bei ihnen entschuldigen, doch sie reagierten mit so einer Desinteresse, das sie beschloss nie wieder Kontakt zu ihren Eltern aufzusuchen.
Endlich wollte sie etwas erwidern, doch es war schon zu spät.
Für eine Sekunde wurde ihr schwarz vor Augen. Dann spürte sie ein Kribbeln auf ihrer rechten Backe. Erstaunt fasst sie sich an die besagte Stelle und spürte, wie heiß es sich dort anfühlte. Er hatte sie mal wieder geschlagen.
"Es tut dir leid? Einen Scheiß tut dir. Respektlose Schlampe. Erst kommst du zu spät und dann wagst du es auch noch mich nicht ernst zu nehmen. Ich sorge schon dafür, dass du mich ernst nimmst, hast du mich verstanden?"
Tapfer kämpfte sie mit ihren Tränen. Doch es klappte nicht. Sie schluchzte leise auf und sah wieder zu Boden. Nickte vorher aber noch, um nicht noch eine verpasst zu bekommen. Damit hatte sie sowieso schon gerechnet. Es war nicht das erste mal das er sie geschlagen hatte. Doch auch, wenn sie sich schon daran gewöhnt hatte, konnte sie ihre Gefühle nicht kontrollieren. Die Tränen kamen einfach.
„Heul' nicht 'rum. Selbst schuld. Nächstes mal, wenn ich sage du kommst um elf nach Hause, kommst du auch um elf.Nicht halb zwölf. Es ist verdammt nochmal dunkel draußen", sagte er sichtlich beruhigter.
Als sie aber nicht aufhörte zu weinen wurde er wieder wütend.
Schnell packte er sie mit voller Kraft am Oberarm und zerrte sie ins Schlafzimmer, wo er sie mit voller Wucht zu Boden brachte. Ein Schmerz breitete sich in ihrer Armgegend und ihrer Hüfte aus, den sie allerdings ignorierte. Besser sie verärgerte ihn nicht so schnell wieder. Sie zwang sich zur Ruhe und unterdrückte die Tränen, die wieder drohten auszubrechen.
„Pack' dir eine Tasche und verschwinde. Ich hab' heute keinen Nerv mehr für dich. Komm erst wieder wenn du darüber nachgedacht hast, was du getan hast"
Sie fühlte sich furchtbar. Er meinte es doch nur gut mit ihr. Ein Blick nach draußen verriet ihr dass es pechschwarz war. Außerdem war die Gegend, in der sie wohnten nicht gerade ungefährlich.
Er konnte sie doch jetzt nicht raus schicken?
Hoffend, dass er es sich doch anders überlegen würde, sah sie zu ihm hinauf. Er machte keine Anstalten,den Raum zu verlassen, sondern sah sie aus zusammengekniffenen Augen an. "Baby, bitte es ist dunkel draußen, was ist wenn mir was passiert?", fragte sie mit zitternder Stimme. Er lachte nur.
„Mach' hinne, du vergeudest meine Zeit", spie er hervor und jegliche Hoffnung, dass er es sich doch anders überlegen würde, verpuffte, wie eine Seifenblase. Schnell packte sie einige Sachen, die für einen Tag ausreichten, schnappte sich ihr Handy und eilte zur Haustür. "Kann ich nicht doch bei dir bleiben? Es wird sich sicher nicht noch mal wiederholen!"
„Nerv mich nicht und verschwinde jetzt endlich. Ist nur eine Nacht", meinte er nur und drängte sie noch weiter zur Tür.
„ Aber..."
Sie konnte den Satz nicht mehr zu Ende bringen. Er packte sie mit so einer Plötzlichkeit an ihren Haaren, dass sie aufschrie. Ihren Schrei ignorierend, zwang er sie ihm ins Gesicht zu blicken. In seinen Augen loderte die Wut und er sah sie mit einer solchen Verachtung an, dass sie sich schämte seinen Blick zu erwidern.„ Verstehst du kein Deutsch oder was? Geh jetzt, sonst ist die Beziehung für immer vorbei. Lass dich diese Woche nicht mehr blicken" Um ein Zeichen zu setzten rammte er ihren Kopf noch gegen die Wand ehe er die Wohnungstür aufriss und sie raus warf. Dann knallte er die Tür nachdrücklich zu.
Zunächst war ihr total schwindelig. Sie spürte, wie etwas Warmes ihren Kopf hinunter floss. Weinend zwang sie sich zum Aufstehen.
Wo sollte sie denn hin? Zu ihren Eltern konnte sie sicher nicht. Eher würde sie sich erschießen. Also schnappte sie sich ihre Tasche, rappelte sich mühsam auf und schwankte die Treppen des Treppenhauses hinunter. Sie würde zu ihrer besten Freundin gehen.
Sie würde ihr sowieso helfen.
>by Elina
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Hopelessly in love
RomanceSie, eine ruhige hilfsbereite nette Seele, mit einem Hauch Naivität. Er, mit einer äußerlichen starken Persönlichkeit, doch innerlichen Gebrochenheit. Beide teilen das selbe Schicksal. Beide sind hoffnungslos verliebt und würden alles für den jeweil...