'Ring' - Die Pausenglocke ertönt, ich habe die ersten beiden Stunden überstanden. Ich bin froh dass ich ganz hinten sitze, dann kann mich keiner anstarren ohne dass ich es bemerke, doch meine neuen Klassenkameraden scheinen sich glücklicherweise nicht für mich zu interessieren. Alle verlassen das Klassenzimmer und begeben sich in die Aula um sich dort Essen zu kaufen. Wo soll ich hin?
Ich will nicht bemerkt werden, aber auch keinen seltsamen Eindruck hinterlassen, ich darf nicht auffallen!
Ein paar Mädchen und Jungen aus meiner Klasse sitzen an einem größeren Tisch, ich gehe hin und setze mich ans Ende des Tisches, nah genug um nur schüchtern zu erscheinen und weit genug weg um nicht mit Fragen belästigt zu werden.
Sie sehen mich kurz an, widmen sich dann aber wieder ihren Gesprächen und den Pausenbroten.
Auf einmal spüre ich ein tippen auf meiner Schulter, ich drehe mich um und blicke in das Gesicht eines jungen, bildschönen Mädchens mit blauen Augen und pechschwarzen Haaren.
"Hey, ich bin Jessy, wir gehen in die gleiche Klasse und der Rektor hat mich gebeten dir die Schule zu zeigen."
Sie lächelt mich an und reicht mir ihre Hand, ich soll wohl mitkommen.
Nicht auffallen, einfach mitkommen, denke ich und Folge ihr.
"Hier kannst du in der Pause dein Essen kaufen, hier sind die Toiletten, da ist der Pausenhof, da der Musikraum, da..."
Ich habe keine Lust mehr ihr zuzuhören, ich nicke nur und lächle sie an. Ich werde mir die Schule schon selbst anschauen, dazu brauche ich doch Niemanden.
'Ring' - "Oh, die Pause ist vorbei, lass uns zurück zum Klassenzimmer gehen und wenn du noch Fragen hast, dann komm einfach zu mir", sagt Jessy zu mir, wieder mit diesem Lächeln im Gesicht, welches wohl einige Jungen dahinschmelzen lässt.
Wir begeben uns wieder ins Klassenzimmer, ein anderer Lehrer betritt den Raum und stellt sich als Herr Larßen vor.
Er ist mir sofort unsympathisch, seine Art, seine Blicke gegenüber mir. Er sieht mich an als wüsste er warum ich hier bin, warum ich hier her gezogen bin, warum ich bei 34 Grad langärmlig rumlaufe.
Ich versuche Blickkontakt mit ihm zu vermeiden, ich will hier weg.
11:15 Uhr - Die Glocke läutet, für heute zum Glück Unterrichtsende. Ohne jemanden zu beachten gehe ich in schnellem Tempo aus der Schule und hoffe dass meine Mutter schon auf mich wartet. Auf dem Parkplatz erblicke ich ihr Auto, renne hin und steige sofort ein.
"Fahr bitte nach Hause, ich bin müde und will einfach nur schlafen."
"Hast du wieder diese Schlafprobleme?"
"Nein."
Eigentlich ja schon, aber ich will nicht mit ihr darüber reden, ich will sie nicht belasten, es ist mein Problem und nicht das ihrige.
Endlich Zuhause - ich ziehe mir kurze Sachen an, lege mich ins Bett und schlafe sofort ein.
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Tigermädchen
Teen FictionTigermädchen-so nennen sie mich, denn meinen Körper zieren unzählige Narben. Ich habe gekämpft, sehr oft sogar. Gegen wen? Gegen die Dämonen. Seit dem hat sich mein Alltag stark verändert, ein Umzug und eine neue Schule sollen einen Neuanfang für mi...