Ein schicksalhafter Moment

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Ich dachte immer es sei Humbuck von unserer Gesellschaft Themen wie vom einzig wahren Seelenverwandten anzuschneiden, bis ich ihn traf. Ich erinnerte mich zurück was vor drei Jahren geschah das meinen Horizont erweitert hatte. Damals war ich gerade einmal achtzehn gewesen und besuchte die zwölfte Klasse des Schillergymnasiums.

Bereits in diesen jungen Jahren musste meine Familie und ich tragische Schicksalsschläge verkraften. Ein halbes Jahr zuvor war mein kleiner Bruder in unserem Swimmingpool verunglückt. Ich erzählte es nicht vielen aber ich gebe mir bis zum heutigen Tage die Schuld dafür. An diesem heißen Sommertag in den Sommerferien verbrachte ich den Tag mit ein paar Freundinnen. Die Zeit hatten wir dabei völlig außer Acht gelassen wobei ich meinem Bruder versichert hatte ich würde für ihn abends eine leckere Mahlzeit zaubern. Wäre ich nur wenige Minuten früher Zuhause eingetroffen – würde er noch am Leben sein. Meine Eltern gaben mir für dieses Unglück niemals die Schuld – zumindest sagten sie es nicht.

Knapp zwei Monate nach dem Unfall diagnozierten die Ärzte bei meinem Vater Krebs im Endstadium. Diese Schicksalsschläge spiegelten sich in meinen schulischen Leistungen nieder. Der Leistungsdruck nahm immer mehr zu, meine Noten hingegen nahmen weiter ab. Ich versank in ein schwarzes leeres Loch. Das Jahr zuvor hatte ich mit einem Schnitt von 1,7 abgeschlossen und nun hing ich in der Luft. Ich wusste nicht einmal ob ich überhaupt meinen Schulabschluss schaffen würde, wenn dies so weitergehen würde. Meine Motivation nahm Tag für Tag ein wenig mehr ab und mein Ansporn gefragte Universitäten anzustreben verschwand mit einem Fingerschnipsen. Ich glaube all das zusammen führte dahin das es mir seelisch immer schlechter ging. Mein Appetit sank dahin und ich musste mich selber dazu zwingen überhaupt etwas zu essen.

Die meiste Zeit meiner Freizeit neben der Schule verbrachte ich daheim in meinem Zimmer. Ich entfernte mich immer weiter von meinen Freunden. Anfangs versuchten sie mich zu außerschulischen Aktivitäten mitzuschleifen was aber mit der Zeit nachließ, da ich keinerlei Interesse aufbrachte bei freudigen Unternehmungen teil zu haben. Mein Vater wurde am letzten Novembertag des Jahres beigesetzt. Ein paar Tage danach besuchte ich sein Grab auf dem Friedhof.

Ich wusste nicht was mich an diesem Tag dazu ritt im Anschluss in den Park zu gehen...Ich schaute Kindern beim Spielen einer Schneeballschlacht zu. Völlig durchgefroren beschloss ich zwei Stunden später mich aufzuwärmen in einer Art Kaffeebistro und dort einen heißen Kaffee zu kaufen. Vor der Eingangstüre wurde ich unsanft von einer Person angerempelt, die gerade den Laden verlassen wollte. Wir stießen zusammen und das Getränk, welches die Person in den Händen hielt floss über einen Mantel. Ich fluchte erstmal daraufhin ob derjenige keine Augen im Kopf hatte. Wir blickten uns nach dem Missgeschick einander an und meine Verärgerung verflüchtigte sich. Der Mann entschuldigte such vielmals und bot mir an den Mantel auf seine Kosten in die Reinigung zu bringen. Außerdem wollte er mich als Entschuldigung auf einen Kaffee einladen, da er nun auch ohne Getränk dastand. Zu meinem Unmut sah er wirklich verdammt gut aus. Seine rehbraunen Augen hatten es mir angetan. Er war zudem ziemlich groß und muskulös gebaut. Seine dunkelblonden Haare wurden vom Wind zerzaust. Sein drei Tage Bart ließen ihn älter und reifer wirken. Ich konnte sein Alter nur schwer einschätzen. Verdattert nahm ich sein Angebot an. Er grinste verlegen du ein Grübchen an seinem Mundwinkel kam zum Vorschein. Wieso musste er nur so unfassbar gutaussehen dachte ich mir erneut.

Bei unserem Kaffeeplausch ging die Zeit spurlos an uns beiden vorbei. Wir verstanden uns auf Anhieb blendend. Ich erfuhr das er der Sohn des erfolgreichen Firmenleiters und Unternehmen Wilson Electronics GmbH war. Wir erzählten uns stundenlang Geschichten und er brachte mich tatsächlich zum Lachen. So gut fühlte ich mich seit Monaten nicht mehr wie an diesem Tag. Nüchtern musste ich jedoch feststellen das er bereits sechsundzwanzig sowie er verlobt war. Nach ganzen vier Stunden verabschiedeten wir uns und er nahm meinen Mantel mit zu einer Reining mit. Zum Glück hatte ich einen dicken Pullover angezogen bei dieser Kälte.

Wir tauschten unsere Handynummern aus und er versprach mir den Mantel in den nächsten Tagen persönlich vorbeizubringen. Wie versprochen tauchte er wenige Tage danach an einem Freitagabend bei mir Zuhause auf. Ich lud ihn freundlicherweise auf eine Tasse Tee mit frischgebackenen Plätzchen ein. Wir unterhielten uns wieder Stunden und die Zeit flog in Windeseile vorbei. Es war ein merkwürdiges Gefühl aber ich konnte mit einer fremden Person besser über meine Probleme und Ängste reden als mit sonst irgendjemanden. Das Gefühl von niemanden außer ihm verstanden zu werden brachte mich durcheinander. Wir hielten weiterhin Kontakt nachdem er bei mir zu Besuch war.

In den Weihnachtsferien trafen wir uns erneut jedoch war dies ein eher zufälliges Treffen auf dem Weihnachtsmarkt. Er hatte nach der Arbeit kurzfristig beschlossen den Markt abzuklappern. Zusammen liefen wir die einzelnen Stände ab und probierten mal davon, mal hiervon. Ich genoss die Zeit, die ich mit ihm verbrachte. Gegen Abend brachte er mich netterweise Nachhause. Wir standen Minuten noch vor meiner Haustüre und konnten nicht aufhören uns zu unterhalten. Ich wünschte unser Gespräch würde niemals enden.

Zum Abschied umarmten wir uns dieses Mal. Ich wusste nicht wie mir geschah als er sich plötzlich zu mir nach vorne beugte. Konnte es sein das...nein das bilde ich mir nur ein. Hoffentlich! Anders als ich es für möglich hielt ließ er sich zu einem sanften flüchtigen Kuss verleiten. Er schenkte mir diesen magischen Moment der alles veränderte. Wir realisierten leider kurzerhand wie falsch dieser Kuss zwischen uns gewesen war. Schließlich war er verlobt und einige Jahre älter als ich. Das schlimmste war nicht der abrupte Kontaktabruch an der Sache, sondern vielmehr das ich mich Hals über Kopf in ihn verliebt hatte. Ich wusste wie falsch die Tatsache war doch ich konnte mich nicht gegen dieses wunderbare Gefühl wehren. Es brach mir das Herz das wir keine Zukunft haben würden.

Ich wusste das ich selbst Schuld an dieser Situation hatte. Umso überraschter war ich als er sich am Vortag vor Silvester das erste Mal nach unserem Stillschweigen wieder bei mir meldete. Am gleichen Tag erschien er abends bei mir Zuhause. Ich wunderte mich warum er unbedingt vorbeikommen wollte. Wir standen uns im Flur von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Er erzählte mir das ich seine Welt komplett auf den Kopf gestellte hatte und er Tag und Nacht keinen anderen Gedanken wie an mich verschwenden konnte. Er beichtete mir, dass er seine Verlobte nicht weiterhin etwas vorleben wollte und sich von ihr getrennt hatte meinetwegen.

Ich war absolut fassungslos über sein Geständnis. Ich wusste das es nicht richtig war eine Beziehung zu ihm zu haben und was alles dagegenspreche und dennoch deklarierte ich ihm das es mir wie ihm genauso ergingen war. Er gestand mir das er sich bei unserem Aufeinandertreffen in mich verliebt hatte und ich wiederum gestand es ebenfalls. Am Anfang klang es verrückt doch wir fanden im jeweils anderen unser Gegenstück – unseren Seelenverwandten. An diesem Tag begann unsere Beziehung. Die Liebe zu ihm rettete mich und mein Leben. Er war das Heilmittel nachdem ich nicht mal gesucht hatte.

Meinen Abschluss bestand ich mit einem Schnitt von 2,4. Unsere Beziehung trotzte aller Vorurteile hingegen und nun drei Jahre an dem Tag an dem wir uns das erste Mal begegnet waren, feierten wir eine traumhafte Hochzeit mit unseren Freunden. Mein Leben wurde dank ihm perfekt!


Fremd und doch so vertrautWhere stories live. Discover now