Emily

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Furcht breitete sich in meinem Magen aus, als ich in seine stahlblauen Augen schaute. Furcht vor der Ungewissheit, was dieses Gespräch würde. „Emily...", seine Stimme brach ab, hörte sich rau an. Mir stellten sich die feinen Härchen an meinen Armen auf, als mich der wohlige Schauer durchfuhr, der immer kam, wenn er meinen Namen in seinen Mund nahm. Er ließ ihn, mich, wie etwas Besonderes klingen und hinterließ ein Gefühl von Geborgenheit. „Emily...", wieder dieser Name, begleitet von einer einzelnen Träne, die sich den Weg über seine Wangen suchte. Ich schüttelte nur den Kopf, wandte mich ab von ihm. Doch er ließ mich nicht lang vor seinem durchdringenden Blick fliehen, sondern hob mit seiner Hand zart mein Kinn nach oben, sodass ich ihn anschauen musste. Für den Moment gab es nur ihn, ich konnte seine rauen Finger an der empfindlichen Haut meines Gesicht spüren, seine andere Hand an meinem Rücken, die mich sachte gegen ihn presste und die kleinen Stromstöße, die er an jeder Berührungsfläche unserer Körper durch mein Nervensystem schickte. „Ich kann das alles erklären, hör mir doch nur zu!", bat er mich und ich konnte die Aufrichtigkeit in seinen Worten heraushören. Doch wieder bekam er nur ein Kopfschütteln, begleitet von den Worten:" Nicht jetzt, lass mich einfach alles für einen Moment vergessen." Schnell überwand ich noch den letzten Abstand zwischen unseren Lippen und drückte meine Lippen sanft auf die Seinen. Und für einen Moment schien die Welt still zu stehen. Zunächst überrascht von meiner doch etwas plötzlichen Aktion, erwiderte er den Kuss erst verzögert. Nachdem er scheinbar realisiert hatte, dass das hier wirklich passierte, zog er mich mit einem Ruck noch enger an sich und legte beide Arme um meine Taille. Ich hingegen vergrub meine Hände in seinem dunklen Haar, welches sich unter meinen Finger seidig weich anfühlte. Als wir uns schließlich voneinander lösten, blieben wir noch länger eng umschlungen stehen, mein Kopf hatte ich an seine Brust gebettet und atmete seinen unbeschreiblichen Duft ein, in dem Versuch diesen Moment für immer in Erinnerung zu halten. Er war bestimmt fünfzehn Zentimeter größer als ich, weswegen ich meinen Kopf in den Nacken legen musste um ich in die Augen sehen zu können. Seine Augen funkelten in einem durchdringenden Blau und ich konnte in ihnen Liebe und Zufriedenheit erkennen. „Du glaubst nicht, wie oft ich mir diesen Moment in meinen Träumen ausgemalt habe, wie ich dich in meinem Arm halte und küsse", flüsterte er mir ins Ohr und ließ seinen Worten Taten folgen und legte seine Lippen auf meine. Während unseres zweiten Kusses verlor ich endgültig jegliches Zeitgefühl, es konnte ein Sekunde, aber auch eine halbe Ewigkeit vergangen sein. Mit einem Seufzer der Freude ließ ich von seinen Lippen ab, schwer atmend. Erst langsam nahm die Welt um mich herum wieder Farbe an und die Konturen der Möbel um uns herum verschärften sich. Und mit einem Mal kam auch die Erinnerung an das Geschehene, den Grund, warum das hier nie hätte passieren dürfen, zurück. „Wie konnte das nur passieren?", murmelte ich. Die ganze Situation fühlte sich falsch, unrecht an, obwohl es sich während des Kusses angefühlt hatte, als ob es das Richtigste auf der Welt wäre. „Es musste einfach passieren, ich hätte es nicht mehr ausgehalten, du musst wissen, dass ich schon länger in dich verl...", setzte er an, doch ich unterbrach ihn rapide indem ich meine Hand auf seinen Mund legte. „Sag es nicht, es macht alles nur noch schlimmer", flehte ich, während Tränen heiß in meinen Augen brannten. „Aber es ist die Wahrheit, nichts als die reine Wahrheit", flüsterte er und wischte eine Träne, die sich aus meinem Augenwinkel gestohlen hatte, von meiner Wange und umfasste diese nachher:"Du wirst immer die Eine für mich sein, ich habe meine Gefühle so lange versucht zu unterdrücken, aber ich kann nicht mehr." Unfähig, auch nur ein Wort rauszubringen, starrte ich ihn nur ungläubig an. Wie konnte das nur sein, wie konnte ich jemanden nur so sehr lieben? Doch wenn wir uns eine Chance gäben, würden andere Verluste erleiden, Beziehungen würden meinetwegen zerbrechen, nur damit ich ein kleines Stückchen Glück bekommen könnte. Fünf Jahren, fünf verdammte Jahre waren sie schon zusammen und das wollte er wegen einem Kuss, wegen mir,, wegwerfen und ich müsste für immer mit der Schuld leben, eine mehr oder weniger glückliche Beziehung zerstört zu haben, konnte ich das? „Ich kann das nicht", flüsterte ich, meine Stimme vom Weinen heiser und kratzig. Vergeblich versuchte ich mich aus seiner Umarmung zu befreien, doch er war einfach stärker als ich und ließ mich nicht so einfach gehen:" Ich werde mich sowieso von ihr trennen, ich kann nicht mit ihr zusammen sein, wenn ich in Gedanken doch nur bei dir bin, dich trifft keine Schuld. Mach dir deswegen keine Gedanken!". Wie gut er mich doch kannte. „Es fühlt sich so verdammt richtig an mit dir hier zu sein, dich zu küssen, also wie kann es falsch sein?", fragte er und wartete erst gar nicht auf meine Antwort sondern verschloss seinen Mund mit dem Meinen. „Ich habe mich auch in dich verliebt", flüsterte ich, als sich unsere Lippen für einen kurzen Moment trennten und ich spürte wie sich ein Lächeln auf seinen Lippen ausbreitete. Und von diesem Moment an, sollte sich mein ganzes Leben ändern, ein neuer Abschnitt meiner Lebens begann, mit ihm an meiner Seite.

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⏰ Last updated: Sep 02, 2017 ⏰

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