PROLOG

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Während Dublin schon lange im Mantel der Nacht lag und verwelkende Blätter den gepflasterten Gehweg und die schmutzigen Straßen in ein verwesendes Spiel aus Rot und Gelb tauchten, verließ Franklin Mackleroy gerade das bekannte Kehoe's Pub in der Baggot Street und machte sich auf dem Weg nach Hause.

Er steckte seine schwieligen Arbeiterhände tief in die Taschen seiner Hose, die schon mehrere Male notgedrungen genäht worden war und schon bessere Tage gesehen hatte. Sein warmer Atem kondensierte in dieser kalten Nacht mitten im Herbst, seine Hände zitterten leicht im Schutze seiner Taschen. Es war schon spät, zu spät. Franklin hätte schon längst zu Hause sein sollen, allerdings war er dem Trinken nicht abgeneigt, und so verbrachte er länger als gewollt in seinem Lieblingspub und spielte ein paar Runden "Aunt Sally" mit seinen Kollegen und wirklich jedem, der sich finden ließ.

Ein paar Meter später bog er in eine düstere Seitengasse ein, eine typische Abkürzung, auf die er oft zurückgriff. Die schwachen Öllampen versuchten mit Mühe den Eingang zu dieser gepflasterten Gasse zu erhellen, scheiterten aber schon daran, und so waren das einzige, was Franklin erkennen konnte, grobe Umrisse und Schattierungen von lehnenden Schaufeln, einigen Fässern und anderen Werkzeugen, die ihm nicht bekannt waren. In routinierter Manier schaute er kurz hinter sich, nur um sicherzugehen, dass niemand ihm folgte, denn man wusste ja nie, welch Halunke sich zu später Stunde noch zeigen mag, besonders in einer verwinkelten Seitengasse wie dieser. Allerdings war auch heute Nacht niemand hinter ihm, wie gewohnt also. Beruhigt drehte sich der Mann wieder nach vorne, wobei sein mittellanges, braunes Haar über seine Schultern streifte, als er sich wieder nach vorne ausrichtete.

Gerade noch rechtzeitig, denn kurz vor seinen Füßen landete ein handelsüblicher Blecheimer, dessen schwarzer, zähflüssiger Inhalt sich nun über den schmutzigen, gepflasterten Boden ergoss!

Er folgerte, dass der Eimer höchstwahrscheinlich von einem der Anwohner oder einem Arbeiter vergessen wurde. Franklin machte sich jedoch nichts weiter aus diesem kleinen Vorfall und stieg über den Eimer, um seine Heimreise fortzusetzen. Er rieb die Hände aneinander, um diese wieder etwas aufzuwärmen und beschleunigte seinen Gang. Jedoch war ihm, als würde er verfolgt. Jedoch erkannte er niemanden außer sich selbst, doch die Paranoia blieb. Sein Gefühl schien ihn nur zu bestätigen, als er ein schrilles Klirren einige Meter hinter sich vernahm und schnell in kalter Angst herumwirbelte. Die große Schaufel, die sehr wahrscheinlich das klirrende Geräusch verursacht hatte, schaukelte immer noch in einem hin und her, während sie scheinbar gewaltvoll umgestoßen wurde.

Franklin jedoch spürte plötzlich eine Präsenz hinter sich, groß und bedrohlich. Ein warmer Luftstoß streifte an seinem Nacken entlang. Doch bevor er sich überhaupt bewegen konnte, spürte er einen unbändigen Schmerz in seinem Bauch, als sich der Gegenstand, der unter seiner verschwommenen Sicht wie mehrere rasiermesserscharfe Messer aussah, durch seine Bauchgegend gebohrt hatte. Das metallene Blut floss nur so aus der großen Wunde und tränkte sein Hemd, das von der täglichen Arbeit einen gelblichen Ton angenommen hatte, in einem dunklen Rot. Er fühlte, wie das Blut durch seine Finger floss, als er zu Boden stürzte. Schwer atmend blieb er liegen; das letzte, was er fühlte, war die unbarmherzige Kälte um ihn herum, bevor er seine Sicht verlor. Sein Blut verteilte sich allmählich auf den kalten Pflastersteinen und sickerte langsam in die Spalten, als er langsam verblutete. Allein. In einer Gasse. Niemand würde ihm zu Hilfe kommen können - das wusste er, als er die Augen ein letztes Mal schloss.

Editiert von mir, mit Hilfe von 7AnnaLeeZ
Betagelesen von Fensterfrau

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