*Quentin POV*
Nachdem Desaster vor der 3ten Stunde war meine Laune im Keller. Nichts konnte daran etwas ändern, nicht mal die darauf folgenden 2 Stunden Biologie, mein absolutes Lieblingsfach. Das wir mit dem besten Lehrer überhaupt hatten. Mir fiele keiner ein, den ich jemals so geschätzt hätte, oder der mir den Unterrichtsstoff so präsentierte, dass ich mich keine Sekunde auch nur ansatzweise langweilte.
Und ich war auch sein Lieblings-Schüler und bevorzugte mich dementsprechend schon etwas. Was verwerflich und durchaus unprofessionell war, natürlich, aber ich würde lügen, wenn ich behaupte dass ich es nicht genießen würde. Da war er aber auch nicht der einzige der einen Schüler favorisierte, jeder aus dem Lehrerkollegium hat seine Lieblinge. Und keiner dieser Lieblinge konnte mir sagen das sie es scheiße fanden.
"Herr Quentin T. Schmidt!", hörte ich eine Stimme meinen kompletten Namen aussprechen, was bei mir einen plötzlichen Kotzreiz auslöste. Meine Aufmerksamkeit, die eben noch auf meinen eingerissenen Daumennagel fest hing, fokussierte sich nun auf einen nicht glücklich aussehenden Herr Schröder, der direkt vor meinen und Ophelias Tisch stand.
Ophelia neben mir lachte leise. Sie fand meinen Namen urkomisch und kringelte sich jedes Mal aufs Neue wenn den jemand laut aussprach. Nirgendwo war schriftlich festgehalten wofür das T stand, aber Ophelia hatte es herausgefunden, wobei Adam natürlich seine Finger im Spiel gehabt hatte.
T stand jetzt für nichts Schlimmes oder für etwas weswegen man ausgepeitscht wurde. Aber die ganze Geschichte Drumherum war ziemlich unangenehm. Und für mich wie Stacheldraht der sich um mein Herz schlang.
T steht für Tarantino, was nicht schlimm ist, keineswegs. Seine Filme sind genial und ich bewundere ihn auch sehr dafür, nur kann ich mir keine seiner Wunderwerke mehr anschauen, ob alt oder neu. Seit mir mein Vater, an meinem 16ten Geburtstag, anvertraute das ich den Namen nur bekam weil ich während eines Tarantino Filmes gezeugt wurde, sind seine Filme für mich ein rotes Tuch. Bis dahin war die Geschichte zwar peinlich, aber doch amüsant. Wer konnte sowas auch schon von sich behaupten?
Aber mein Vater konnte mir nicht mal mehr sagen was für ein Film das gewesen ist, was mir im Prinzip auch völlig schnuppe ist, aber er war an den Abend wohl ziemlich angeheitert und meine Mutter auch und die Glotze lief und dann ist es passiert. Ich war nicht geplant, es war bis vor meiner Geburt nicht mal vorgesehen dass ich bei meinen Eltern blieb. Und dann als ich da war, wollte meine Mutter mich doch behalten und mein Vater meine es wäre witzig mir ein T im Namen zu verpassen, so könnte man aus mir, einen Unfall, doch noch etwas Aufheiterung herausholen, da ich ihm ja die nächsten 18 Jahre auf der Tasche liegen würde.
Eine wirklich herzerwärmende Geschichte, die man an seinem 16ten Geburtstag unbedingt hören will. Ich habe pure Freudentränen gelacht.
Das war auch das Jahr in dem sich meine Eltern scheiden ließen. Und ich war darüber nicht im mindestens traurig.
Mein Vater war mein Vater, aber es war mehr auferzwungene Gesellschaftliche Norm, als wirklich existierende Liebe zwischen uns. Anders als bei ihm und meiner Schwester, sie war seine kleine Prinzessin und er war ihr Held. Ich könnte mir jedes Mal die Augen auskratzen wenn er sie umarmte und sie Goldschatz nannte. Und mir gab er nicht mal einen Handschlag.
"Herr Quentin T. Schmidt!", hörte ich es erneut. Ich war wohl wieder mit meinen Gedanken abgedriftet.
"J-Ja?", brachte ich heraus. Jetzt lachte nicht nur Ophelia, ein paar andere aus meiner Klasse kicherten jetzt mit ihr.
"Ich habe Ihnen vor etwa 5 Minuten ein Blatt mit Aufgaben auf den Tisch gelegt. Und wie sie es sicher auch nicht mitbekommen haben: Ich will es zensieren. Also fangen Sie bitte an zu arbeiten." Mit diesen Worten drehte er sich um und setzte sich wieder auf den Stuhl hinter dem Lehrertisch.
Mit verschleierten Augen schaute ich auf das Blatt. Wie sollte ich mich jetzt darauf konzentrieren? Es war wirklich nett von Herrn Schröder mich darauf aufmerksam zu machen, jeden anderen Schüler hätte er sicher ins offene Messer laufen lassen, aber ich würde sicher nichts Gescheites aufs Blatt bekommen.
Ich blinzelte ein paar Mal, was nicht half. Also rieb ich mir kräftig die Augen um meine Sicht zu klären. Es funktionierte Gott sei Dank. So konnte ich auch sehen wie sich ein kleiner Zettel in mein Sichtfeld schob.
Alles okay?
Ich sah rüber zu Ophelia, die leicht lächelte. Ich nickte nur, versuchte auch ein Lächeln aufzusetzen. Was mir gut gelang, wie ich fand.
Ophelia nahm den kleinen Zettel wieder an sich, kritzelte wieder etwas darauf und schob in mir zu.
Soll ich dir helfen?
Es ist mir doch nicht so gut gelungen. Ich sah sie an und nickte abermals. Normalerweise war ich derjenige der O half, aber heute würde es wohl andersherum sein.
Sie nahm sich den Zettel wieder, drehte ihn um und schrieb wieder, diesmal drückte sie in mir in die Hand und ließ diese auch erstmal nicht los. Als sie es dann tat, schaute ich auf den Zettel.
Es tut mir leid dass ich gelacht habe.
Ich nickte wieder. Nicht nur das beschissene Verhältnis zu meinem Vater, was mir bei der Erwähnung meines Namens, wieder einfiel, drehte mir plötzlich den Magen um. Auch die ganze Sache mit Phillip wurde immer anstrengender und bereitete mir Dauerschmerzen. Aber das musste sie ja nicht wissen, mir war es nur recht wenn sie annahm dass ich nur wegen meinem Vater jetzt so down war.
Ich riss mir einen Zettel aus meinem Block heraus, zerteilte ihn und schrieb ihr nun auch eine Botschaft.
Ich weiß auch gar nicht warum du dich über meinen Namen lustig machst. Deiner ist viel schlimmer.
Ich schob ihr den Zettel rüber und grinste hämisch. Sie dagegen rollte mit den Augen.
"Ist er nicht", flüsterte sie nun, schlug das Biologie-Buch auf irgendeiner Seite auf und studierte aufmerksam den Text und die dazugehörigen Bilder. "Ist er wohl", murmelte ich. Das war etwas womit ich meine Laune doch noch beben konnte. Ophelias Name war schrecklich. Mein Vater war ein sadistischer Arsch, der genau wusste was er tat, aber O's Eltern waren zu dem Zeitpunkt wahrscheinlich nicht mal mehr Teil unseres Universums. Die hatten zur Geburt höchstwahrscheinlich LSD, statt Blut in ihren Gefäßen.
"Q...", murrte sie sie leise vor sich hin, ihre Schultern hatte sie hochgezogen. "Mein Name ist schön. Er hat Bedeutung und ist einzigartig", sagte sie dann. Ihre Augen waren immer noch auf die Seite fixiert, dessen Inhalt nicht mal ansatzweise zu unseren Aufgaben passte. Die ich mittlerweile geschafft hatte zu lesen, ja wohl.
"Wenn du meinst Fifi Trixibelle." Ich grinste. "Das klingt wie der Name eines Chihuahuas, hat dir das schon jemand gesagt?" Ich schlug nun auch mein Buch auf, aber auf der richtigen Seite.
"Ja, du. Gefühlte Tausendmal!" Sie knurrte, wie ein Chihuahua. Konnte dann aber doch nicht mehr an sich halten und bekam einen kleinen Kicheranfall.
"Herr Schmidt, Frau Silverstein! Sagen Sie uns mal was an diesen Aufgaben so amüsant ist, die anderen Schüler scheinen den Witz wohl nicht ganz begriffen zu haben." Herr Schröder schob seine Brille hoch und sah uns strafend an. Konnte man auch ent-lieblingt werden? Ich hoffte doch nicht.
"Entschuldigung, Herr Schröder", meinte ich. "Ja, es tut uns wirklich leid, Herr Schröder", sagte O, nachdem sie noch ein Kicheranfall erfasst hatte.
Ich drehte mich extra weg von O, Richtung Wand. Nun konnte ich mich ganz meiner Aufgaben widmen. Das Grinsen bekam ich aber trotzdem nicht ganz weg von meinen Lippen. Deshalb liebte ich meine Freunde, sie konnten mich jedes Mal aufheitern. Auch wenn es auf deren Kosten war.
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Rainbow Veins [boyxboy]
Lãng mạnQuentin hegt gegenüber vielen Sachen eine leidenschaftliche Abneigung: Teenager-Partys, übermäßiger Alkoholkonsum, Zigarettenqualm, Gruppenzwang, die Anwesenheit von vielen Menschen, Heuchelei, Aufgezwungene Meinungen und gegen das Verliebt sein.