Kennt ihr das: Ihr geht auf der Straße und euch kommt eine Person entgegen. Ihr wollt ihr ausweichen, doch sie weicht in die gleiche Richtung aus. So geht das meist einige Male hin und her bis irgendwer aufgibt.
Bei mir hat alles genau mit so einer Situation angefangen.
Ich war wieder einmal spät dran und musste unbedingt meinen Bus erwischen um nicht wieder eine Eintragung ins Klassenbuch zu bekommen. Weil ich bei Musik einfach alles schneller machen kann, hatte ich natürlich meine Kopfhörer in den Ohren. Versunken in meine Traumwelt und versuchend mir einen Zopf zu machen, der auch einem Morgensprint standhält, merke ich also nicht, dass ich geradewegs auf eine, mir unbekannte Person, zusteuere. Doch das ist es auch schon zu spät. Die Person, wie sich entpuppt ein junger Mann, schreit laut auf. Eine leises 'sorry' murmelnd will ich wieder loslaufen. Ich versuche links an ihm vorbeizuhüpfen, doch wie es sich herausstellt hat er die gleiche Idee. Dieses Szenario geht mehrere Minuten lang. Den Bus habe ich natürlich verpasst.
Da ich den Gedanken an ein Pünktlichkommen schon verworfen habe, schau ich nun das erste Mal in das Gesicht des jungen Mannes und somit auch in seine endlosen, moosgrünen Augen. Sofort muss ich an einen Lichtung am Ende eines Waldes denken. Unerwartet, hoffnungsvoll und doch voller Geheimnisse.
Mir bleibt der Atem stehen. Noch nie zuvor hatte ich so intensive Augen gesehen. Und genau mit diesen Augen starrte er mich mit einem fetten Grinser an.
Von Fernem dringen durch meine Kopfhörer die Zeilen "Do you want To go to the seaside" von The. Kooks in meine Ohren.
Ja schrei ich innerlich. Ja um Himmels Willen.
Zum Glück kommen diese Worte nicht aus meinem Mund. Langsam finde ich wieder in die Realität zurück...
