Kurzgeschichten

Beckenrandgespräche

Lou saß am Beckenrand und baumelte mit den Beinen im Wasser. In der Ferne klingelte das Telefon, doch er hatte keine Lust hinzulaufen. Wie zu erwarten, ging seine Schwester Cara ans Telefon. Lou lockerte seine Schultern und überlegte, ob er in den Pool springen sollte. Doch irgendwie hatte er keine Lust nass zu werden und einfach hier im Sonnenuntergang zu sitzen fand er entspannender.

Hinter ihm hörte er Caras Schritte. „Telefon für dich. Irgendein Phillip?" Sie hielt ihm stirnrunzelnd das Telefon hin. Lou versuchte ein Grinsen zu unterdrücken, während er es entgegennahm. „Guten Abend Phillip", begrüßte Lou seinen Gesprächspartner ironisch.

„Guten Abend, Louis", kam es zurück. Er konnte das Lächeln in Phils Stimme hören. „Du hattest doch wohl nicht vor diesen Tag ereignislos verstreichen zu lassen? Heute ist der erste Juni! Gay Pride! Heute ist unser Tag! Wir müssen auf die Straßen!" „Hm, ich weiß nicht", murmelte Lou bedrückt. Phil seufzte. „Ist es wegen deiner Eltern? Es ist wegen deiner Eltern, oder?" „Sie sind in Ohio, aber..." „Na dann! Was hält dich?" Lou gab einen frustrierten Laut von sich. „Es könnte uns jemand sehen, der es meinen Eltern erzählt." Er konnte Phil förmlich die Augen verdrehen hören. „Es sieht uns keiner. Und selbst wenn..." „Kein 'selbst wenn'", stellte Lou klar. „Gut, kein 'selbst wenn'", räumte Phil ein. „Aber glaub mir, niemand wird auf uns achten. Und denk mal an die Atmosphäre: Regenbögen überall und eine wahnsinnige Energie in der Luft!" „Das klingt schon verdammt genial", stimmte Lou zu und ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen. „Treffen wir uns in zehn Minuten bei Francescos Diner?", fragte Phil verschmitzt. „Moment, Moment! Glaub nicht, dass du mich immer so leicht rumkriegen kannst!", protestierte Lou grinsend. „Ach was, das war gar nicht leicht. Du hast äußerst tapfer gekämpft", beschwichtigte Phil. „In zehn Minuten bei Francescos?" „Ich freu mich auf dich." „Und ich mich auf dich."

Diese Geschichte habe ich neulich in der Schule geschrieben (natürlich nicht während des Unterrichts *hust*).