Prolog

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Der Sturm tobte nun schon seit einigen Tagen über dem kleinen Städtchen Dusty Hollow im Bundesstaat Virginia. Wiesen, Felder und Straßen waren vom vielen Regen längst überschwemmt und überall lagen Äste und umgestürzte Bäume die vom starken Wind aus der Erde gelöst wurden. Obwohl es August war, war es ungewöhnlich kalt und dunkel geworden. Die Sonne hatte gar keine Chance sich durch die dunklen Wolken zu kämpfen. Tiere bekam man die letzten Tage auch nicht zu Gesicht, sie brachten sich in den Wäldern, unter der Erde oder in kleinen Verschlägen in Sicherheit. Heute erreichte das Unwetter mit starkem Donner und Blitzeinschlägen seinen Höhenpunkt. Die Menschen verkrochen sich in ihren Häusern, suchten Wärme und Gemütlichkeit vor ihren Kaminen oder in ihren Betten. Es wäre ja auch purer Leichtsinn bei diesen Wetterumständen einen Fuß vor die Tür zu setzen.

Doch einen Menschen sah man geradewegs in die Buckingham-Street einbiegen. Es war ein junger Mann, circa 20 Jahre alt. Er trug einen schwarzen Hut und einen langen schwarzen Mantel, der allerdings völlig durchnässt war. Seine Stiefel verursachten Schwere Schritte auf dem nassen Asphalt. In seiner linken Hand hatte er einen großen Koffer. Er erinnert ein wenig an einen Mediziner aus dem 19. Jahrhundert, nur eben moderner. Sein Blick hatte etwas unheimliches, etwas verschwörerisches und als er vor dem schönen viktorianischen Haus mit der Nummer 14 stand blickte er sich nach allen Seiten um, um sicher zu gehen, dass ihm auch wirklich niemand gefolgt war.

An der Tür wurde der geheimnisvolle Mann schon von einem anderen, etwas älteren Mann erwartet: „Gott sei Dank sie sind hier!"
„Ja, tut mir leid für die Verspätung Mr. Stone aber bei diesen Wetterumständen dauerte es etwas länger. Ich muss allerdings Mr. Hudson ersetzen, dieser wurde aufgehalten und hätte es nicht rechtzeitig geschafft. Ich bin Mr. Jefferson, aber nennen sie mich doch einfach Paul."
Paul hielt dem anderen Mann die Hand entgegen.
„Verzeihen sie mir meine Unhöflichkeit Paul aber meine Frau Emilia hat schon seit Stunden Schmerzen und es geht ihr immer schlechter, sie braucht jetzt dringend ihre Hilfe. Kommen sie, sie liegt oben im Schlafzimmer. Wir wären ja auch schon längst in ein Krankenhaus gefahren aber bei diesem Wetter haben wir keine Chance auch nur im Entferntesten sicher anzukommen."
Paul eilte hinter Mr. Stone die Treppe hoch geradewegs ins Schlafzimmer.
Auf dem Bett in der Mitte des Raumes lag Mrs. Stone, sie sah sehr schwach aus, ihre Haare waren schweißgebadet und unter ihren Augen lagen tiefe Schatten.
„Helfen Sie mir, bitte, ich habe solche Schmerzen. Helfen sie mir mein Baby sicher zur Welt zu bringen. Bitte.", stieß Emilia mit letzter Kraft hervor.
Paul handelte schnell, öffnete den Koffer und spritzte Emilia eine klare Flüssigkeit.
„Das wird ihre Schmerzen fürs Erste lindern. Mr. Stone, darf ich sie bitten den Raum zu verlassen? Ihre Frau braucht jetzt absolute Ruhe und Konzentration."
„Aber Ich will doch bei der Geburt meines Kindes dabei sein. Paul ich verhalte mich auch ganz still, Sie werden nicht merken, dass ich anwesend bin. Bitte lassen sie mich dabei sein.", sagte Mr. Stone.
„Mr. Stone wollen Sie, dass es ihrer Familie gut geht? Dann verlassen sie jetzt bitte den Raum."
Paul wirkte sehr gestresst. Aber das war ja auch kein Wunder bei den Umständen. Hier ging es immerhin um das Leben von Mutter und Kind.

Wiederwillig verließ Mr. Stone den Raum und ging den Flur auf und ab. Er wurde von Stunde zu Stunde schwächer und nervöser. Immer wieder hörte er aus dem Schlafzimmer Schreie und erschöpfte Worte. Für ihn wollte die Zeit einfach nicht vorbeigehen. Der Regen prasselte auf das Dach und unterstrich die Nervosität von Mr. Stone nur noch mehr. Dann endlich nach 2 weitern Stunden der Qual öffnete sich die Schlafzimmertür.
„Es ist ein Mädchen", sagte Paul. Mr. Stone war überglücklich über die Geburt seiner ersten Tochter. Doch es lag noch etwas in Pauls Stimme, etwas Trauriges. Er blickte Mr. Stone mit einem trauernden und durchdringenden Blick an und dieser wusste sofort, dass etwas nicht stimmte.

Wenige Minuten später stand der Krankenwagen vor der Tür. Mr. Stone saß mit seiner Tochter auf dem Sofa im Wohnzimmer und ihm standen Tränen in den Augen. Die Sanitäter kamen wortlos die Treppe herunter mit einer Trage in der Hand. Der Mensch auf der Trage war mit weißen Tüchern zugedeckt. Trauer lag in der Luft. Paul war verschwunden. Emilia hatte die Geburt ihrer Tochter nicht überlebt und das Mädchen wird niemals die Chance bekommen, seine Mutter kennenzulernen.
Für Mr. Stone war dies der schönste und schrecklichste Tag zugleich und für ihn beginnt heute ein ganz neues Leben...


Key To Darkness - Time Discovers TruthWo Geschichten leben. Entdecke jetzt