*5 Jahre zuvor*
Ich rannte so schnell ich nur konnte. »Fünf, vier, drei, zwei, eins. Ich komme Frost!« Ihre Worte jagten mir nach. Ich rannte und rannte weiter. Immer wieder blickte ich kurz zurück. Als ich mich irgendwann sicher genug fühlte, lehnte ich mich gegen einen Baum. Ich schnaufte laut. Doch das hielt mich nicht davon ab, zu grinsen. Sie würde mich hier nie finden, geschweige davon war ich schon sehr tief im Wald drin. Tiefer als normalerweise. Langsam glitt ich am Baum runter. Zudem begann ich wieder langsamer zu schnaufen. Ich wollte noch ein wenig hier sitzen, bis ich dann auch wieder zurückgehe. *Knicks* Schnurstracks drehte ich mich um. »Lili?« Doch ich bekam keine Antwort. Verunsichert stand ich langsam auf. *Knacks* Da war es wieder. Ich schaute um mich herum, doch ich sah nichts. »Das bilde ich mir nur ein. Ja! Genau so ist es. Ich bilde mir das nur ein.« murmelte ich vor mich hin. *Knack* Dieses Knacken war jedoch ungewöhnlich. Als würden Zähne aufeinander prallen. Das war eindeutig zu viel für mich. Ich machte kehrt, und rannte zurück. Der Weg schien sich unendlich lang zuziehen. Ich rannte und rannte, aber es fühlte sich an, als würde ich gar nicht Vorwärtskommen. Auf dem ganze Weg den ich zurückgelegt hatte, hörte ich noch einige Male das knacken. Doch ich getraute mich nicht umzudrehen. »Frost?! Hallo Frost wo bist du?« rief jemand. Das war doch Lili. »Lili ich bin hier!« rief ich ihr aus dem Wald zu. Ich sprintete jetzt Richtung Lichtung. Und da sah ich sie. Doch es war nicht mehr hell. Es war stockdüster und der Vollmond war klar zu sehen. Ich fiel ihr in die Arme. Wir lösten uns und sie begannt zu reden. »Frost! Hier bist du ja. Wo hast du denn gesteckt?! Es ist schon 22:46!« »W-wie kann das denn sein? Wie haben verstecken gespielt. Ich bin in den Wald gerannt hab mich da versteckt. Und ich war nicht länger als eine halbe Stunde weg. Höchstens. Und da hat mich was verfolgt, aber jetzt ist es weg.« erzählte ich ihr. Sie schaute mich nur missbilligt an. »Erzähl kein Mist. Deine Eltern haben sich schon Sorgen gemacht.« »Aber es ist alles wahr!« gab ich ihr zu Antwort. Sie schaute mich kurz an. Öffnete den Mund als würde sie was sagen wollen, schloss ihn aber wieder. Sie packte mich an der Hand, und schleifte mich zu meinem Haus. Ich erhielt erstmals eine Standpauke von meinem Vater, während meine Mutter in tränen aufgelöst neben ihm sass. Ich erzählte ihnen alles Haargenau. Doch sie glaubten mir nicht. Sie hielten mich für verrückt. Aber warum sollte ich lügen? Ich wurde auf mein Zimmer geschickt. Dort legte ich mich in mein Bett, und schlief ein.
*
Am nächsten Morgen wurde ich schon sehr Früh geweckt. Aber nicht von meinem Vater oder meiner Mutter. Es war eine Ärztin. Besser gesagt eine Psychologin. Und so begann alles. Und das, an einem unscheinbaren Ferientag im Winter.