Weg nach Hause - Xia

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Der Elfjährige sah seinem großen Bruder in die Augen. Dieser würde heute besiegt werden, dass wusste der Jüngere. Er war sich sehr sicher. Mit schnellen Schritten näherte er sich dem 19 jährigem und hob seine Sais zum Angriff. Der Ältere lächelte nur und parierte den Schlag. Aber nur von einem der Sais. Der andere Sai steckte nun in seinem Bauch und Blut floss heraus. Auch aus seinem Mund tropfte der rote Lebenssaft. Der elfjährige blickte geschockt auf seinen Gegenüber.

Nein, begann er leise zu sagen. Nein! Das wollte ich nicht! Er wurde immer lauter bis er schlussendlich schrie.

Xia, es ist deine Schuld, flüsterte sein Bruder noch mit seinem letzten Atemzug.

Plötzlich lag sein großer Bruder tot am Boden und vor dem Elfjährigen standen seine Eltern, Marianna und Joshuah Jackson. Sie sagten ihm das Selbe. Es ist deine Schuld, Xia. Du hast deinen Bruder umgebracht. Wir können dir nicht mehr in die Augen sehen! Du bist eine Schande!

Auch seine Schwester, Amia, tauchte auf. Nur wegen dir ist er gestorben. Ich wünschte du wärst nicht mein Bruder.

Xia öffnete die Augen. Wie er diese Träume hasste. Sie zeigten ihm immer wieder welche Schuld er zu tragen hatte. Was er in seiner Vergangenheit angerichtet hatte.

Er sah sich um und erinnerte sich wieder daran wo er war. Ein leichter Ruck ging durch das Flugzeug und Xia war sich sicher, dass er durch einen vorherigen Ruck wach geworden war. Rechts neben ihm saß ein Mann im mittleren Alter, der auf seinen Laptop einhackte. Er hatte einen Anzug an, aber das Sakko hing über der Armlehne zwischen ihnen. Kein Wunder, bei der Hitze hier.

Links sah er aus dem Fenster, bis das Flugzeug erneut durch geruckelt wurde und sich nun auch der Fuchs in seinem Schoss regte. Das blaue Tier hob seinen Kopf und sah sich verärgert um. Ein leises Knurren war zu hören und der Kopf legte sich wieder auf die Vorderpfoten. Xia streichelte einmal kurz über den Rücken des Fuchses und warf seinem Nachbar einen verstohlenen Blick zu. Dieser hatte nichts mitbekommen. Auch wenn es Xia normalerweise nicht interessierte was man über ihn dachte, vor allem wenn es um den Fuchs namens Kuro ging, der schon seit Jahren sein bester Freund war, so hatte er jetzt gerade keine Nerven für einen komischen Blick in seine Richtung. Wieso man ihn komisch ansehen sollte, nur weil er einen Fuchs streichelte? Niemand außer er selber konnte Kuro sehen, solange dieser sich nicht auch für andere Sichtbar machte. Und das passierte nur bei ihm zu Hause wenn er nur mit seinen Freunden dort war. Sobald jemand dabei war dem Kuro nicht vertraute, war er wieder unsichtbar.

Kuro sah aus seinen dunklen Augen zu Xia auf, schloss diese aber wieder und schlief wieder ein. Xia selber konnte nicht mehr schlafen. Für den Rest des Fluges sah er Gedankenverloren aus dem Fenster. Er dachte über das letzte halbe Jahr nach.

Er war vor fast sechs Monaten nach Japan in eine kleine Provinz gereist und hatte dort ein Semester verbracht. Es war schon ein Aufwand für ihn den Direktor seiner Schule zu überzeugen, dass er ein Auslandssemester in Japan verbringen wollte, doch dieses halbe Jahr hatte er vieles gelernt. Leider konnte er kaum mit seinen Freunden sprechen. Manchmal hatte er ihnen eine Mail geschrieben, aber da er nur ein bis zweimal im Monat Internet hatte war es definitiv zu selten. Xia freute sich endlich seine Freunde wieder zu sehen. Vor allem seine beste Freundin Lexi hatte er vermisst. Ihm hatte die verrückte Elfe mit ihrem absurden und komplett chaotischen Leben am meisten gefehlt. Doch auf der anderen Seite hatte er auch Angst ihr gegenüber zu treten. Durch die wenigen Mails die er geschrieben hatte, war er sich sicher, dass seine beste Freundin sauer sein würde. Zumindest kurze Zeit.

Die Stimme des Piloten, die durch die Lautsprecher hallte riss ihn aus seinen Gedanken und Kuro aus seinem Schlaf. Der Landeanflug wurde angekündigt. Ein Augenverdrehen Seitens Kuro gab Xia den Hinweis, dass sein Freund zu wenig geschlafen hatte und für die nächste Stunde kaum ansprechbar sein wird. Also schwieg er weiterhin und ignorierte auch seinen Sitznachbar, der seinen Laptop zusammenklappte und in einer Tasche verstaute. Mit einem Blick aus dem Fenster stellte er fest, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis sie am Boden waren, also zog er sich den dunklen Hoodie über sein schwarzes Shirt und fuhr sich mit der Hand durch die dunklen Haare. Auch wenn vor ihm noch eine zweieinhalbstündige Zugfahrt lag, war er jetzt schon nervös.

Hinter blauen Augen verstecken sich meine DämonenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt