Die Fahrt verging beinahe wie im Flug. Überwiegend las Xia Dinge auf LUX oder andere Dinge im Internet nach. Er machte auch einen kurzen Besuch auf der Klassenseite von LUX, um zu sehen wo sie mit dem Stoff dran waren. Er musste wohl die ganzen restlichen Ferien pauken, um wieder mit zu kommen.
"Du könntest deinen Eltern oder Amia schreiben das Japan gut war und du wieder hier bist", schlug Kuro nach sehr langem Schweigen vor.
"Wieso?" Es würde sie eh nicht interessieren.
"Natürlich! Hör endlich auf mit deinem Selbstmittleid und Selbstzweifel! Es reicht doch schon wenn ich an dir zweifle", versuchte der blaue Fuchs ihn aufzumuntern.
Mit einem Seufzer nahm der 16 Jährige sein Handy zur Hand und tippte schnell eine Nachricht an seine Schwester.
Bin wieder in Ö
LG X
An seine Eltern schrieb er das Gleiche, obwohl er sich sicher war, dass sie nicht darauf reagieren würden. Sie hatten einfach zu viel zu tun. Amia würde wahrscheinlich eher antworten, schließlich studierte sie in Italien Jus, also hatte sie nicht so viel zu tun. Sie war mittlerweile zwanzig Jahre alt und verfolgte den Traum Anwältin, sowohl für Menschen, als auch für übernatürliche Wesen zu werden. Ob sie dabei an die Leute oder doch eher an das Geld dachte, wusste Xia nicht so recht, aber beides würde zu ihr passen.
Manchmal vermisste er die Zeit, als sie noch eine richtige Familie waren. Nein, das stimmte nicht ganz. Er vermisste die Zeit immer, jeden Tag, jede Stunde, nur verdrängte er es. Seit sein Bruder nicht mehr bei ihnen war, hatten sie kaum noch miteinander zu tun. Seit fünf Jahren war Xia in diesem Internat und kam nur einmal im Jahr über die Ferien nach Hause. Manchmal. Nur von seiner Schwester hörte er manchmal etwas. Sie versuchte wenigstens so zu tun, als wolle sie mit ihm Kontakt halten. Seine Eltern waren da anders.
"Heute bist du ja wirklich in Gedanken versunken", kommentierte Kuro.
Xia merkte, dass er schon seit einer Ewigkeit auf das Display seines Handys starrte auf dem immer noch die SMS an seine Eltern zu sehen war.
Er murmelte irgendwas vor sich hin und packte sein Handy weg. Xia sah aus dem Fenster und merkte, dass er bei der nächsten Station aussteigen musste. Schnell griff er nach seinen Sachen und warf dabei den Fuchs von seinem Schoss.
"Würde nur die Hälfte der Menschen so nerven wie du, wäre die Welt ein besserer Ort", meinte der blaue Fuchs.
Xia schüttelte verwirrt den Kopf und stellte sich vor eine der Türen. Es dauerte nicht mehr lange und er war endlich am Bahnhof angekommen. Während Xia mit der Menschenmasse mit strömte, tänzelte Kuro zwischen ihren Beinen hindurch. Auf dem Parkplatz vor dem Bahnhof hielt er nach Lexi Ausschau und entdeckte sie auch schnell.
Von Kuro war ein Schnauben zu hören. "Man kann die vier kaum übersehen!"
Da musste Xia ihm zustimmen. Lexi hatte ihre Haare wieder gefärbt als er weg war und nun waren sie von einem auffälligen und leuchtenden Blau. Sie trug ein weißes, sehr enges und kurzes Kleid und hatte eine Modisch passende Sonnenbrille auf der Nase, die ihre blauen Augen verdeckten. Seine beiden anderen Freunde, Cas und Neza, waren nicht weniger auffällig.
Neza hatte knallrote Haare trug eine gelbe Hose die zerrissen war und eine graue Strickjacke ohne Ärmel. Die Schuhe waren ebenfalls rot und auf der Nase hatte er eine Orange Sonnenbrille. Auf der rechten Seite der Unterlippe hatte er einen Piercing. Er war knallbunt und fiel immer sofort auf, nicht zuletzt auch durch seinen Charakter.
Cas hingegen war das genaue Gegenteil, zumindest äußerlich. Er hatte weiße Haare, trug einen schwarzen Mantel bis zu den Knien und darunter ein schwarzes Shirt mit V-Ausschnitt und einer sehr dunklen Hose. Das einzig farbige an ihm waren seine blauen Augen die eher in die Richtung von Violett gingen. Der Grund dafür, war einfach: er trug Kontaktlinsen wenn er in die Öffentlichkeit ging. Von Natur aus hatte er rote Augen.
Lexi kam auf Xia zugestürmt und fiel ihm überschwänglich um den Hals. Er fing sie auf und hielt sie fest, während sein Koffer zu Boden fiel.
"Das nächste Mal nimmst du mich mit!", begehrte sie auf und hielt ihn auf Armeslänge von sich weg.
Xia nickte und strahlte sie an. Er war froh endlich wieder zu Hause zu sein. Auch die anderen beiden umarmten ihn kurz und drückten ihre Freude darüber aus, dass er endlich wieder da sei.
"Wer ist das Blondchien?", wollte Kuro wissen und deutete dabei auf einen Xia nicht bekannten Typen der sich bewusst im Hintergrund hielt.
Er hatte blondes Haar, deshalb auch der Kosename von Kuro, das beinahe Schulterlang war. Seine Augen waren braun mit grünen Sprenkel und er trug eine normale Jeans und ein kariertes Hemd über einem schwarzen Shirt.
Xia reichte dem Fremden seine Hand und stellte sich vor. "Hey, ich bin Xia."
Sein gegenüber ergriff sie sogleich mit einem festen Händedruck. "Ich bin Sinai. Ich hab von dir schon viel gehört."
"Ich frage mich wer von euch beiden mehr auffällt, du oder Sinai", grübelte Kuro vor sich hin.
Xia ließ Sinais Hand los und sah Kuro fragend an.
"Na, er wirkt so normal neben Cas, Neza und Lexi. Und du siehst auch nicht gerade nach was Besonderem aus."
Xia schnaubte empört. "Na vielen Dank auch!"
"Eigentlich hab ich nur gutes gehört", setzte Sinai schnell hinterher.
Xia sah auf und war kurzzeitig verwirrt, dann aber verstand er die Situation. "Nein, ich hab nicht mit dir geredet, sorry."
Nun schien Sinai verwirrt zu sein.
"Xia hat einen", Lexi stockte kurz in ihrer Erklärung. "Er hat einen Freund, den wir nicht wirklich sehen oder hören können. Zumindest nicht wenn er es nicht will. Und im Normalfall macht er sich nur bei Xia zu Hause auch für uns Sichtbar. Oder selten mal im Internat"
Sinai nickte langsam. "Okay", meinte er und wechselte das Thema. "Wie war Japan?"
Xia nickte. "Gut. Ich hab viel erlebt und gelernt".
Cas hatte sich Xias Koffer geschnappt und trug diesen schon mal zum Auto während die anderen ihm folgten.
Vor einem roten Mustang Cabrio blieb Cas stehen und verstaute den Koffer im Kofferraum des Wagens. Xia legte den Rucksack noch dazu, bevor die Kofferraumklappe geschlossen wurde. Die anderen stiegen währenddessen ein. Sinai, Lexi und Xia saßen auf der Rückbank und Neza auf dem Beifahrersitz. Cas fuhr auch wenn es Xias Auto war. Sinai und Xia unterhielten sich und lernten sich ein wenig kennen, schließlich würden sie ab heute zusammen in einem Zimmer wohnen.
Kuro hatte sich wieder in Xias Schoss zusammengerollt. Er Kommentierte die Fahrt über alles Mögliche und gab spitze Antworten auf Sinais Fragen, wurde aber von keinem bemerkt und von Xia ignoriert.
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Hinter blauen Augen verstecken sich meine Dämonen
FantasyXia Arteros ist ein Junge von 16 Jahren, der aus Japan zurück ins Internat in Österreich Vorarlberg kommt. Dort sieht er nach einem halben Jahr seine Freunde wieder und muss sich mit den Veränderungen auseinandersetzten, die aufkamen als er Weg war...