Du entscheidest

I

Gestresst und ausser Atem klopfte ich an die Klassentür und wartete, dass mir geöffnet wurde. Wie üblich musste ich um die 10 Minuten waren. Unsere Englischlehrerin pflegte die Tradition, zu späte Schüler vor der Tür warten zu lassen. Ich lehnte mich also gegen die Wand und holte mein Handy raus um mir die Zeit zu vertreiben.

Nach unüblichen 5 Minuten ging die Tür auf und meine Lehrerin stand vor mir. "Das ist jetzt schon das 7. Mal, dass du zu spät kommst, und du bist erst seit zwei Wochen in der Oberstufe. Ich werde mit dem Rektor reden!"

Ich zuckte nur mit den Schultern. Dann fiel ihr Blick auf mein Handy, dass ich immer noch in der Hand hielt. "Und das bekomme ich." Sie streckte die Hand danach aus. Wortlos überreichte ich ihr das Handy und wollte auf meinen Platz in der letzten Reihe zuachlürfen, als ich die scheidende Stimme meiner Lehrerin hinter mir herrufen hörte.

"Nein Sheila, du kommst nach ganz vorne!" Ich stoppte, mit dem Rücken zu ihr und verdrehte die Augen. Dann drehte ich mich auf der Stelle und ging auf den Platz in der ersten Reihe zu. Die erste Reihe war gewöhnlich frei, da Frau Miller die unangenehme Angewohnheit hatte, beim Reden zu spucken. So auch diese Woche.

Ich ließ mich auf einen Platz fallen und zog vorsichtshalber meine Kapuze über. Als Frau Miller sich umdrehte, und mich erblickte, öffnete sich ihr Mund einmal, dann schloss sie ihn wieder. Sie ging einfach an ihr Pult und kitzelt etwas in das Kursheft.

Ich stütze mich auf meinen Ellenbogen und machte die Augen zu. Vielleicht konnte ich ja jetzt das nachholen, was ich heute Nacht im Bett nicht genug bekommen hatte: Schaf. Ich döste tatsächlich kurz ein, als ich durch ein Klopfen geweckt wurde.

Ich spürte etwas wie Genugtuung. Endlich mal jemand, der später kam als ich. Komischerweise öffnete Frau Miller direkt und herein kam ein Junge mit blauem Bandana, grünen Augen und hellbraunen Haaren. Ich richtete mich auf. Er sah sehr gut aus.

Ich hörte, wie auch die Mädels hinter mir sich aufrichteten. 

"Das ist Louis. Er ist neu auf der Schule und ich bitte euch, ihn nett aufzunehmen."
Sie schaute sich suchend im Raum um. "Wie es aussieht, ist nur noch ein Platz frei..." Sie machte eine Geste zu dem Stuhl neben mir und Louis kam auf mich zu.

Ich rückte etwas zur Seite, um ihm Platz zu machen. Als er gerade wo anders hinschaute,  nahm ich die Kapuze ab und richtete meine dunkelbraunen, leicht gelockten Haare. Er zog seine Jacke aus und ließ sich auf seinen Platz fallen.

Er sah mich an und grinste. Mir wurde heiß.

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-Wegschauen

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