Kapitel 46

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„Was zur Hölle war das?!"

Rafael hatte vor meinem Haus angehalten und sah stur gerade aus. „Das ist schwer zu erklären." Ich sah ihn scharf von der Seite an. Ich war mit ihm mitten in der Nacht durch den Central Park gerannt, während wir von zwei Kerlen verfolgt wurden, die allemal als Profiboxer hätten arbeiten können.
„Dann versuche es, verdammte scheiße!" Sein Blick löste sich von dem Auto vor uns und wanderte zu mir. „Ich glaube du solltest jetzt ins Haus. Tut mir leid, dass es so geendet ist." „Rafael, ich schwör..." „Roxy, bitte."

„Wenns dich glücklich macht." Ich schnallte mich ab und öffnete die Beifahrertür.

„Rox, es tut..."

„Spars dir."

~~~~

Gedankenverloren malte ich kleine Kreise auf meinen Block und ignorierte meine Lehrerin die vor der Tafel stand geflissentlich.
Ich war nicht sauer, dass der Abend gestern so zu Ende gegangen war, dafür konnte Rafa nichts. Zumindest nicht absichtlich. Ich war sauer, dass er mir nichts sagte, dass er mich über diese und auch über andere Situationen komplett im Ungewissen ließ.
Und dass er mich heute jedes Mal, wenn wir uns über den Weg liefen ignorierte, machte die ganze Situation nicht besser. Nicht einmal hallo sagen hatte er können.
Keine Ahnung ob er die Zeit die er mit mir verbracht hatte so scheiße fand, oder was sonst sein Problem war, jedenfalls schien er keine Lust zu haben, irgendetwas zu mir zu sagen.

Und auch wenn ich es nicht gerne zugab, es tat mir weh. Ja, es verletzte mich ein Stück weit. Seine Ignoranz versetzte mir einen unangenehmen Stich und zeigte gleichzeitig, dass mir Rafael mittlerweile mehr bedeutete als ich zugeben wollte.

Ich ärgerte mich über mich selbst, dass ich alle meine Vorsätze über den Haufen geworfen hatte und Rafael so schnell in mein Leben gelassen hatte. Klar, er hatte mich gerettet, mich vor schlimmen Dingen bewahrt, aber vielleicht wäre es besser gewesen wenn es auch dabei geblieben wäre.
Ein Teil in mir hatte die Hoffnung, dass Rafa heute nur schlechte Laune hatte und morgen wieder alles beim Alten sein würde, ein anderer Teil, der leider etwas überwieget, wusste allerdings, dass das nichts mit seiner Laune zu tun hatte, dass mehr dahinter steckte und dass das alles von Dauer sein würde.

Seufzend packte ich, pünktlich zum Klingeln, meine Sachen zusammen und folgte dem Strom aus dem Klassenzimmer. Ich war unglaublich froh, dass dieser Tag endlich vorbei war.
Mit einer Motivation die gegen Null strebte steuerte ich meinen Spind an, pfefferte meine Bücher in dessen Inneres und machte mich dann auf den Weg nach draußen. Carter und Leo hatte heute ausnahmsweise kein Basketball Training und hatten somit jetzt ebenfalls aus, was mir eine nervenaufreibende Fahrt mit dem Bus ersparte.

Die meisten der Schüler waren hastig zu ihren Autos, zum Bus oder zu der nächsten U-Bahn Station geeilt, weshalb nicht mehr all zu viele Menschen vor dem Schulgebäude standen. Leo und Carter standen zusammen mit einigen ihrer Freunde bei ihrem Auto und auch ein paar unserer ach so berühmten Cheerleader standen dabei.
Mit meinem Blick auf mein Handy gesenkt, da mir Elly vorhin geschrieben hatte, lief ich in die Richtung meiner Brüder und lief prompt in jemanden hinein. Da passte man ein einziges Mal nicht auf.
Mein Blick wanderte etwas nach oben und ich blickte in ein nicht ganz unbekanntes Gesicht. Der blonde Junge, der damals mit mir zusammen im Keller in der Halle in der Bronx saß und mir partout nicht sagen wollte, was über uns gerade geschah, stand vor mir und grinste mich an. Nate, wenn mich nicht alles täuschte.
„Wäre vielleicht schlauer beim laufen nicht aufs Handy zu gucken, meinst du nicht auch?", grinste er noch immer. Ertappt sah ich auf meine Schuhspitzen und dann wieder zu ihm. Um ehrlich zu sein hatte ich gerade echt nicht sonderlich viel Lust mit einem von Rafas Freunden zu reden, weshalb ich mich mit einem entschuldigenden Blick an ihm vorbei schlängeln wollte. „Hey, warte mal! Roxy, richtig?" Mit verzogenem Gesicht blieb ich wieder stehen und drehte mich dann langsam zu ihm zurück. „Kannst du mir sagen wo das Sekretariat ist?" Verwirrt musterte ich ihn. „Einfach rein, den Gang entlang und dann nach rechts. Dann müsstest du es eigentlich gleich sehen." „Danke, Roxy." Und schon drehte er sich um und verschwand im Gebäude. Noch immer verwundert blickte ich ihm hinterher, schüttelte dann jedoch den Kopf und setzte meinen Weg zu den Zwillingen fort.
Ich fragte mich, was Nate hier machte. Soviel ich wusste hatte er letztes oder vorletztes Jahr bereits seinen Abschluss gemacht.

„Na Kleine? Was ist dir denn über die Leber gelaufen?" Ben, ein Freund meiner Brüder den ich schon mein halbes Leben kannte, grinste mich an während ich meinen Kopf stöhnen an Leo lehnte. Ich war müde, frustriert und wollte, obwohl es erst 16.00 war, einfach nur noch in mein Bett.
Ich hatte einfach solche Tage, an denen ich ohne Grund total mies gelaunt war und einfach alles scheiße fand. Zwar hatte ich dieses Mal einen Grund, aber meine Laune war nicht nur deswegen am Tiefpunkt angelangt.

Scheiß Tag.

~~~~

„Okay Roxy, jetzt mal im Ernst. Was ist heute mit dir los." „War gestern irgendwas mit Rafael?" Leo und Carter waren in mein Zimmer geplatzt und saßen nun rechts und links neben mir auf meinem Bett.
Ich hatte mich gleich nachdem wir nach Hause gekommen waren in mein Zimmer verkrümelt oder mich unter der Decke meines Bettes verschanzt.

„Heute war einfach nicht neu Tag. Macht euch keinen Kopf, es ist alles gut." „So wie mit Sam alles gut war? Du hast versprochen du lügst uns nicht mehr an."
Missmutig sah ich an die Wand gegenüber von mir und blies mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Klar hatte ich ihnen versprochen nicht mehr zu lügen, aber ich wusste ja selbst nicht was los war.
Wir wurden von Panzerschränken auf zwei Beinen verfolgt, sind gerade so entkommen und dann hat mich Rafael beinahe schon aus dem Auto geschmissen. Und jetzt würde ich ignoriert, ohne überhaupt zu wissen warum.
Mehr wusste selbst ich nicht, und ich war dabei.
Mittlerweile war mir klar, dass Rafael nicht ungefährlich war, dass er mir etwas verheimlichte, aber mir gegenüber war er nie so, dass ich wirklich Angst hatte.

Ich spürte ganz genau, wie mich die Zwillinge von beiden Seiten musterten und ich war mir ziemlich sicher, dass die beiden gleich weitere Fragen stellen würden.
Ich merkte wie Leo gerade seinen Mund aufmachen wollte, hielt aber inne, als mein Handy zu klingeln begann. Eine leise Hoffnung keimte in mir auf, dass es womöglich Rafael war.
Ich sah auf den aufleuchtenden Bildschirm und stutze

Unbekannte Nummer.

Yo Potatoes ♥️

Mal wieder ein neues Kapitel 🙌

Hoffentlich hat es euch gefallen 🙈

Was denkt ihr wer Roxy anruft? 🤔

Love you ♥️

Rafael // ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt