1. Kapitel

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Leyla

Sonnenstrahlen durchfluten mein kleines Zimmer, als mich mein Wecker um 09:00 Uhr aus dem Schlaf reißt und das grelle Sonnenlicht meine Augen blendet. Genervt reibe ich mir über das Gesicht und suche mit aller Kraft, nach genug Motivation um jetzt aus dem Bett zu kommen.

Nach 15 Minuten Reglosigkeit, stehe ich schließlich doch auf und begebe mich ins Badezimmer. Als ich in den Spiegel über dem Waschbecken schaue, blicken mir müde, angeschwollene, grüne Augen entgegen. Wieder stundenlang wach gelegen.

Ich putze mir die Zähne, wasche mir das Gesicht, binde mir noch die Haare zu einem lockeren Pferdeschwanz zusammen, trage etwas Concealer, Wimperntusche und Lipgloss auf –mit der Hoffnung, nicht auch noch auszusehen, wie ich mich eigentlich fühle und zwar scheisse –, bevor ich das Badezimmer wieder verlasse.

Als ich etwas später auf die Uhr sehe, ist es bereits 10:15 Uhr.
"Mist! Ich komm schon wieder zu spät.", fluche ich während ich mir eine saubere Jeans und ein einfaches schwarzes T-Shirt überziehe. Als Abrundung für mein aufwendiges Outfit ziehe ich mir meine dunkelgrauen Sportschuhe an, hänge mir meine alte Tasche um und sprinte aus der Wohnung.

..

Ich laufe an Menschenmengen, Boutiquen, Zeitungsständen und Restaurants vorbei und der warme Sommerwind weht mir entgegen. Alle scheinen es eilig zu haben und keiner scheint einen wirklich zu beachten. Gut für mich, denke ich.
Eilig gehe ich zur nächsten Bushaltestelle. Es dauert nicht lange, bis mein Bus erscheint. Nach 8 Stationen und einem Fußmarsch von 10 Minuten bin ich an meinem Ziel angelangt – im Diner, indem ich seit mittlerweile zwei Jahren arbeite.

Kaum bin ich durch die Tür gekommen, schon erblickt mich meine beste Freundin, Seelenheilerin, Kummerkiste, Lebensberaterin und Kollegin, Madison.

"Hey Madame, auch schon da? Ich war schon kurz davor, dir eine Wut-SMS zu schicken, in der ich dich, für den Verrat verbal in den Arsch trete, weil ich dachte du lässt mich hier in der Hölle alleine.", zieht sie mich auf.

"Ich war kurz davor, dir in den Rücken zu fallen. Denn heute hat, mein mikroskopisch kleiner Lebenswille, seinen Höhepunkt erreicht. Er lag im Bett und winkte mir mit dem Mittelfinger zu.", gebe ich zurück, während ich mich an ihr vorbeidränge.

"Charmant..", kontert sie lachend und bevor sie noch ein weiteres Wort sagen kann, hören wir Frank, unseren Boss, "An die Arbeit Ladies, genug geredet.", rufen.

..

Als unsere Schicht zu Ende ist, umarmt mich Madison zum Abschied, da wir in den entgegengesetzten Richtungen wohnen.

"Bis Morgen, Süße. Komm gut Nachhause und schreib mir, wenn du ankommst."
"Mach ich. Bye, Mady."

Sie machte sich jedes mal Sorgen um mich, wenn wir Schichten bis spät in die Nacht hatten, da ich am anderen Ende der Stadt lebte und sagen wir mal so... Mady hasste wo ich lebte, da sie der Meinung war, es sei zu gefährlich in dem Stadtteil und die Kriminalität wäre zu hoch. Naja eigentlich hatte sie ja recht. Es war kein Geheimnis, dass ich in einer verarmten Gegend lebte. Alles dort ist sehr heruntergekommen. Die Menschen kämpfen täglich ums Überleben. Viele von ihnen sind Drogenabhängig, was die Lage nur noch schlimmer macht. Und ich? Ich bin ein Teil von all dem.

Aber hatte ich eine andere Wahl? Nein.
Madison lebte mit ihrem Freund in einer netten Gegend, hatte eine tolle Familie, die sie in allem unterstützte und ihr nie erlauben würde in einer Wohnung wie meiner zu leben. Aber ich hingegen war alleine. Meine Mum war Alkoholikerin und mein Dad ein Junkie-Arschloch, den ich seltener als ein Einhorn zu Gesicht bekam.
Mit 15 bin ich von Zuhause abgehauen, blieb eine zeitlang bei Pflegefamilien, bis ich endlich alleine leben durfte. Und seit mittlerweile 6 Jahren habe ich keinen Kontakt mehr zu meinen Erzeugern.

Da mittlerweile keine Busse mehr fuhren, musste ich einen 45 minütigen Weg zu Fuß zurücklegen. Meine Füße schmerzten, als ich mir eine kurze Pause vom Gehen erlaubte, und mich einfach auf die Gehsteigkante setze, da ich sowieso keine 15 Minuten von meiner Wohnung entfernt bin.

Es war etwas kühler geworden, aber für eine Sommernacht immer noch sehr angenehm. Ich weiß nicht mehr wie lange ich da sahs, einfach in den schwarzen Himmel blickte und all die vielen Sterne beobachtete, bis ich plötzlich Schüsse hinter mir hörte und aufsprang.

Als ich mich zitternd umdrehe, sehe ich 3 große, breitgebaute Männer, die in einem Halbkreis um einen Mann am Boden stehen.
Einer von ihnen sagt etwas, für mich unverständliches, zu den anderen Männer, bevor er eine Waffe zieht und den Mann der am Boden liegt erschießt.
Ungewollt schreie ich auf und lenke somit die ganze Aufmerksamkeit auf mich. SCHEISSE!!!! Alle Alarmglocken in meinem Kopf schlagen wie verrückt, als ich wie angewurzelt dastehe und die großen Angst einflößenden dunklen Gestalten der Männer anstarre.
Auf einmal merke ich, dass sich einer der Dreien auf mich zubewegt. Wie von alleine beginnen meine Beine sich langsam und dann schneller in Richtung meiner Wohnung zu begeben.

Ich laufe und laufe, während mir Tränen die Wangen entlang rinnen. Es fühlt sich an, als würde meine Lunge Feuer gefangen haben, da ich ganz außer Atem bin. Aber ich traue mich nicht stehenzubleiben, also versuche ich den stechenden Schmerz in meiner Brust und das qualvolle Keuchen zu unterdrücken.

Als ich endlich die Eingangstür meines Wohnhauses entdecke, spüre ich eine Erleichterung in mir aufsteigen. Da die Tür nie abgesperrt ist, drücke ich sie hektisch auf und renne die Stiegen rauf zum 3. Stock, wo meine Wohnung ist.

Vor meiner Wohnungstür, krame ich panisch in meiner Tasche nach meinen Schlüsseln. Ich erstarre augenblicklich, als ich plötzlich jemanden, ganz nah hinter mir, wahrnehme.

Augenblicklich umklammere ich den Türknauf, so, dass mir die Knöchel weiß hervortreten. Meine Nase schmerzt, als ich spüre wie mir erneut Tränen in die Augen steigen.

"Wohin denn so schnell, Kätzchen?", höre ich eine tiefe Stimme an meinem Ohr.
"Bi-itte, i-iich wer-de kei-inem was sa-gen.", stottere ich schluchzend.
"Dreh dich um.", befielt er.

Doch ich kann mich einfach nicht von der Stelle rühren. Grob packt er mich am Arm, dreht mich zu sich um und drückt mich gegen die Tür.

"Ich wiederhole mich nicht gerne. Sieh mich an.", raunt er mir ins Ohr.
Langsam hebe ich meinen Kopf von seiner breitgebauten Brust und blicke in die dunkelsten Augen, die ich je gesehen habe. Sie sehen fast schwarz aus.

Wie hypnotisiert starre ich in sein Gesicht.
"Ich habe schon lange keine schlechten Entscheidungen getroffen. Das langweilt mich.", lacht er leicht auf, bevor er fortfährt. "Also werde ich dir glauben, dass du nichts gesehen hast. Es wäre zu schade, so ein hübsches Gesicht weniger, auf dieser Welt zu haben. Enttäusch mich nicht, verstanden?"

Es klingt weniger nach einer Frage, als nach einem Befehl. Eilig nicke ich, als er sich mit einem leisen Lachen, von mir entfernt und einfach geht.

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Hey Leute, da das meine erste Geschichte ist, würde ich mich freuen, wenn ihr mir schreibt, wie ihr sie so findet bis jetzt :) ❤️

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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 05, 2023 ⏰

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