Filchs Katzenkekse

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Es war einmal, in naher Zukunft, eine Schule namens Hogwarts. Es war aber keine gewöhnliche Schule, nein: Es war eine Schule für Kinder, die zaubern konnten und von normalen Menschen als Märchen angesehen wurden. Aber genauso sah Hogwarts auch aus: Märchenhaft. Es war ein großes, prachtvolles Schloss auf einem Berg, der direkt neben einem riesigen, geheimnisvoll aussehenden See lag. Die vielen Türme ragten weit in den dunklen Himmel und schienen die Sterne und den Mond zu berühren, der sich auf der Wasseroberfläche spiegelte und in die vielen Fenster schien.

Es war mitten in der Nacht in Hogwarts und dementsprechend dunkel. Niemand sprach, alles war still, nur ab und zu, wenn man ganz nah ran ging und genauestens hinhörte, konnte man ein tiefes Schnarchen von einem der Portraits vernehmen. Die Fette Dame lag in ihrem Sessel und ein kleiner Speichelfaden hing ihr aus dem offenen Mundwinkel. Auch Barnabas der Bekloppte schlief neben einem seiner Trolle tief und zufrieden und ließ sich gar nicht von einem Mondstrahl stören, der durch eines der Fenster hereinschien und ihn an der Nase kitzelte.

Kein einziger Schüler wandelte durch die Gänge. Niemand, kein Hufflepuff, kein Slytherin, kein Ravenclaw, was zu vermuten gewesen war, und was jeden überraschte, der es hörte: Sogar die Gryffindors lagen friedlich in ihren Betten und träumten von Abenteuern.

Kurz, es war so, wie es die Schulregeln vorschrieben.

Aber halt! Da war doch gerade eben etwas um die Ecke gehuscht! Eine Gestalt, die in einem braunen Mantel steckte. Das Gesicht verborgen, unkenntlich gemacht unter einer Kapuze...

Es ist Filch? Was machte der denn zu dieser späten Stunde draußen auf den Gängen? Es war doch kein Schüler zu sehen, da musste er nicht patrouillieren... Oder wandelte er einfach so herum?

Nun, Filch war keinesfalls im Auftrag von einem Lehrer unterwegs, noch war er Schlafwandler. Er war auch durchaus nicht erlaubt auf Achse, nein, er schlich sich offensichtlich verbotenerweise herum. Schulleiterin McGonagall hatte ihm nämlich verboten zu dieser Uhrzeit noch auf zu sein, aber... Nun, er hielt sich einfach nicht dran.
Filch lief schnell, zu schnell für seine Verhältnisse. Aus seinem dünnen Mund entströmte keuchend warme Luft und sein Herz klopfte schnell in seiner Brust, während er sich Treppe für Treppe und Flur zu Flur zu seinem Ziel vorkämpfte. Sein speckiger, abgetragener Mantel wurde bei jedem Schritt aufgeworfen und seine Wangen mit den Bartstoppeln waren gerötet und verschwitzt.

Was wir jetzt schon wissen ist, dass es Filch sehr eilig hatte zu seinem Ziel zu kommen und dass er unerlaubt außerhalb seines Bettes war. Warum er die Gefahr nachsitzen zu müssen auf sich nahm?
Er war unterwegs weil er ein Rendezvous hatte, und zwar eines von vielen. Ja, das mag jetzt vielleicht verwunderlich klingen, aber Filch hatte seit mindestens zwanzig Jahren immer am gleichen Wochentag zur gleichen Uhrzeit eine Verabredung, und jedes mal freute er sich wie ein Kind darauf.

Nur noch ein paar Gänge, dachte er sich schnaufend und seine dünnen, fettigen Haare wehten hinter ihm her. Er lief eine kleine Treppe hoch und einen Gang entlang, dann sah er sie:

Mrs Norris.

Ihre Lampenaugen leuchteten vorwurfsvoll in der Dunkelheit und ihr dreckiger, verfilchter Schwanz stand senkrecht in die Höhe. Filch machte ein paar freudige Schritte auf sie zu, und sie verwandelte sich wie jedes Mal. Zuerst ihr Körper. Ihre Beine wurden länger und formten sich zu Armen mit Händen, ihr Bauch wurde zu einer breiten Hüfte und wurde dicker, und ihr Gesicht wuchs in die Breite. Ihre Augen leuchteten nicht mehr, auch wenn sie ihre Größe beibehielten, und ihre Nase wurde zu einem Wurzelartigen Ding mit großen Nasenlöchern. Ihre Zähne verloren ihre Spitzen und wurden zu einem großen, hervorstehenden, gelben Gebiss, das ganz und gar unaktraktiv wirkte. Das braune Fell wurde zu einer wuscheligen Hochsteckfrisur, die wohl schon seit Jahren nicht mehr neu gemacht worden war.

Nun stand vor Filch keine kleine Katze mehr, die bösartig ihre Zähne fletschte, sondern eine gedrungene, verwahrloste Frau, die ebenso böse schaute und eine sehr imposante Erscheinung war.

„Mrs Norris!", jubelte Filch und lief noch weiter auf sie zu. Er hatte aus Angst vor der Verwandlung etwas Abstand genommen, doch nun konnte er sie ungestört umarmen. Er hatte gerade die Arme gehoben, als sie einen ihrer pummeligen Armstummel anhob und seine Hände wegschlug.

„Argus! Was sollte das letztens in der Bibliothek, heh?!" Ihre kugeligen Augen verengten sich auf normale Größe und eine Menge Falten gruben sich in ihr speckiges Gesicht. Sie sah beängstigend aus, ein bisschen wie eine Mischung aus einem Karpfen und einem Bär. Filch lief langsam wieder zu seinem ursprünglich Platz zurück.

„Ich weiß nicht was du meist", sagte er kleinlaut und duckte sich als ob er etwas schlimmes erwarten würde. Mrs Norris plusterte sich auf, wobei sie aber nur dicker und keinesfalls größer, geschweige denn eindrucksvoller wirkte. Nun, auf Filch schien es zu wirken, denn er machte nochmal ein paar unsichere Schritte nach hinten, wobei er mit dem Hintern an eine Büste stieß. "Was genau-"

„Das fragst du noch? Ich weiß genau, dass du es gemerkt hast, als Snape mich hochgehoben und mir Katzenkekse in den Mund gestopft hat!" Filch zwinkerte wie verrückt und sein Mund fiel verdattert auf.

„Ich, äh-"

„Glaubst du echt, dass ich so etwas ekeliges wie Katzenkekse essen würde, heh? Das ist doch unter meiner Würde, wahrscheinlich hat er die Kekse sogar selbst gebacken, ew!" Sie schüttelte sich, wobei ihre Frisur beängstigend wackelte.

„Also, ich, ich habe es vielleicht, nur eventuell, gemerkt, aber da es Snape war und, nun ja, äh, mit Snape ist nicht zu spaß-" Schon wieder unterbrach ihn Mrs Norris mit ihrer dröhnenden Stimme.

„Du hattest Schiss! Da haben wir es! Angst vor einem Professor, das ich nicht lache. Ha ha ha! Wegen dir und deiner Angst hatte ich noch mindestens sieben Stunden danach den Geschmack nach faulen Eiern und Molchen im Mund! Hast du schon mal einem Molch gegessen, heh? Also ich schon, und ich sage dir, Gnade dir Gott, wenn du diese Erfahrung je machen musst... Vielleicht wird ja so meine Rache aussehen, heh?!" Filch schien mittlerweile am Boden zu kleben, so ängstlich schaute er die Furie vor sich an.

„Aber eines sage ich dir, Argus. Ich bin jetzt seit über zwanzig Jahren, vielleicht sogar schon dreißig, in deinem Dienst, und ich lasse mir solche Behandlungen nicht mehr gefallen!" Und mit diesen Worten verwandelte sie sich zurück, funkelte Filch aus ihren Lampenaugen noch einmal wütend an und stolzierte hoheitsvoll in Richtung Damentoilette.

Der Hausmeister saß noch etwa fünf Minuten zitternd auf dem Boden, dann erhob er sich langsam.

„Mrs Norris? Es waren doch nur Kekse..."

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Also, beim Schreiben habe ich das Lied „Pofessor Umbridge" aus der Harry Potter Playlist von Harry Potter und der Orden des Phönix angehört. Obwohl ich (so gut wie jeder) Umbridge hasse, hat mir das Lied unglaublich beim Schreiben dieses kleines Zwischen-Os' geholfen, und deshalb empfehle ich euch, es während dem Lesen anzuhören.

Sanctimonia vincet semper, eure missssophie

P.s.: Dieser Moment wenn du realisierst, dass Mrs Norris ein Animagus ist, dann die Filme anguckst und schockiert bist, wie oft Filch die arme Mrs Norris anfasst... Kein Wunder, dass sie so grantig ist XD

P.p.s.: Für Nebenwirkungen wie plötzlichen Vorstellungen von Molchen oder Angst vor Katzen übernehme ich keine Haftung.
Gezeichnet, missssophie

OS | Filchs KatzenkekseWhere stories live. Discover now