Vorsichtig legte er sein Ohr an die Tür. Langsam verschwand die Stimme in der Wohnung nebenan. Schritte waren zu hören. Die Wohnungstür ging auf. Wieder Schritte. Die Tür fiel ins Schloss. Sie wurde abgeschlossen. Die Schritte entfernten sich. Stille.
Der Mann wartete noch einige Sekunden. Die Haustüre schloss sich. Schnell öffnete er seine Wohnungstür und verließ seine Wohnung. Der Gang war dunkel und sehr still. Wie das ganze Gebäude war auch dieser Teil alt und baufällig. Der Putz blätterte bereits von den Wänden und hier und da waren Wasserschäden zu sehen. Der große Mann drückte sich mit aller Kraft gegen die Tür der Nachbarin.
"Papa? Was machst du da?", fragte der Junge der durch die Wohnungstür nach draußen blickte. Ein Lichtkegel fiel von der Wohnung auf den Gang. "Nicht jetzt, John.", flüsterte sein Vater. Die Tür gab mit einem lautem Knacken nach. Der Mann stolperte in die Wohnung. Sie war nicht sonderlich groß, dadurch wurde sie schnell durchsucht. Im kleinen Abstellzimmer schaute er zuletzt nach. Da lag das, was er suchte.
Ein Mädchen von ungefähr zwei Jahren lag auf der Matte in der Ecke. Sie schien zu schlafen, was bei dem Lärm, den der Nachbar veranstaltete, ein Wunder war. Sie sah ausgehungert aus. Ihre hellblonden, eher weißen Locken waren glanzlos und ihre Haut blass. Sie trug nur ein dünnes, dunkelblaues T-Shirt und eine braune Hose. Das Mädchen war barfuß und schien sehr zu frieren. In ihrem Gesicht und auf ihren Armen konnte man blaue Flecke und Prellungen erkennen.
Der Mann kniete sich neben sie. Erschrocken schlug sie die Augen auf. "Hey, Kleines. Alles ist gut. Ich bringe dich ins Krankenhaus." Sie war zu schwach um irgendwie zu reagieren. Er hob sie vorsichtig hoch, als könnte sie jeden Moment zerbrechen. Er lief wieder aus der Wohnung. Sein Sohn stand immer noch im Türrahmen. Hinter ihm stand eine ältere Asiatin. "Soo, bring John wieder rein. Und bring mir bitte eine Decke.", bat der Mann seine Frau. Diese nickte und führte ihren Sohn hinein und schloss die Tür. Einige Sekunden später kam sie wieder und wickelte das Mädchen in die weiße Wolle. "Danke. Ich komme so schnell es geht wieder.", erklärte er und gab ihr einen Kuss.
Er lief das knarrende Treppenhaus hinab und lief hinter das große Gebäude, wo sein Truck stand. Vorsichtig legte er sie auf den Beifahrersitz und nahm selbst auf dem Fahrersitz Platz. Mit qualmendem Auspuff fuhr er los.
Beim Krankenhaus stieg er mit ihr aus und rannte zur Notaufnahme. "Ich brauche hier Hilfe!", schrie er. Sofort kam eine Schwester angerannt. "Was ist passiert?" "Sie ist die Tochter der Nachbarin. Ich glaube, sie hat eine Stoffwechselkrankheit." Sofort wurde eine Trage gebracht. Das Mädchen wurde weggebracht. Dann kam eine weitere Schwester zu dem Mann.
"Wie ist Ihr Name, Sir?" "Hero Lin." "Und der Name des Mädchens?"
"Golden Lilith Stark."
DU LIEST GERADE
Die Tochter eines Heldens
Fanfiction~Fortsetzung von „ Peace was never an option"~ Thea war noch ein Baby, als ihre Mutter mit ihr vor ihrem Vater floh. Zwei Jahre später sieht sie ihn wieder und weiß nicht einmal, dass er ihr Vater ist. Für sie ist er einfach nur ein Held.