Nach einem Monat

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Dean hat die Verletzung überlebt, aber in mir ist etwas gestorben. Seit einem Monat habe ich diese schrecklichen Schuldgefühle, am liebsten würde ich sterben, dann müsste ich nicht mehr kämpfen. Aber wenn ich sterbe, würden andere wiederum traurig sein und ich hätte wieder Schuld daran, deswegen öffne ich meine müden Augen und mache mich fertig.
Die Kleidung, die ich anziehen muss besteht aus einem schwarzen, knielangem Rock und einem schwarz-weiß kariertem Hemd. Mit einer Hand fasse ich meine hellblonden, kurzen Locken an. Sie fühlen sich so ungewohnt an, jetzt, da ich sie mir zu einem Bob geschnitten habe. Es dient als Erinnerung, dass ich mich geändert habe, mich ändern möchte.
Ich seufze, ziehe langsam am Türknauf, bevor ich mich den vielen Geräuschen zu wende. Seit einem Monat war mein Zimmer mein Zufluchtsort, den ich nie verlassen habe. Für Schule nicht, fürs Essen nicht, naja, aber wenn ich aufs Klo musste schon. Das war ne Ausnahme.
Als ich in die Küche gehe, sitzen meine Eltern dort und sie umarmen mich. Zögerlich lege ich meine Arme um sie.
,, Möchtest du was essen?",fragt meine Mutter. Ich antworte ihr nicht. Umarmungen sind okay, aber sprechen nicht, denn ich muss noch verarbeiten, was sie da mit meinem Leben angestellt haben. Mich einfach in eine neue Schule zu stecken und mich zwingen, mich von meinen Freunden zu trennen, kurz nach dem Vorfall auf der Party. Ich habe Dean viel zu lange nicht gesehen, die anderen und meinem Freund auch nicht. Nach der Meinung meiner Eltern ist das alles die Schuld meiner Freunde, denn sie meinen, bevor ich niemanden von ihnen kannte, war ich anders. Auch wenn ich anderer Meinung bin, sind sie doch meine Eltern und können über mich bestimmen, bis ich achtzehn bin.
Also mache ich das, was sie wollen, aber auf meine Art. Ich nehme mir ein Sandwich und gehe aus dem Haus.
Der Weg zu meiner neuen Schule ist nicht weit und nachdem ich ankomme, verschwende ich meine Zeit nicht damit, mir die Schule anzuschauen. Schnurstracks hole ich mir aus dem Sekretariat meinen Stundenplan und versuche mich im unbekanntem Schulgebäude zurechtzufinden, aber das Gebäude ist zu groß und ich kenne mich kein bisschen hier aus.
Um mich herum laufen Mädchen und Jungen in der Schuluniform herum, schwarze Röcke und Hosen mit dem schwarz-weiß kariertem Hemd.
Jeder dieser Personen läuft in eine andere Person, deswegen ist es schwierig jemanden zu finden, den man fragen kann. Als ich ein Mädchen mit feuerroten Haaren im Flur stehen sehe, gehe ich auf sie, doch kaum erreiche ich sie, wird mir die Sicht versperrt.
Einige Schüler stellen sich in Grüppchen hin und schauen auf einen Punkt, der mir verborgen bleibt.
,, Ich hätte nicht gedacht, dass sie Jared jemals aus dem Gefängnis entlassen.", sagt jemand, ,, Der verletzt doch eh wieder jemanden, von Benehmen hat der keine Ahnung."
,, Er muss sich aber wenigstens eine Zeit lang benommen haben, sonst wäre er nicht ihr. Wer weiß, vielleicht hat ihm der Knastbesuch benehmen beigebracht.", sagte eine andere Person und dann lachen sie. Ich gehe weiter und versuche in der Menge Leute zu finden, die nicht herumgehen. Als ich in einen Flur umbiege, sehe ich einen hochgewachsenen Jungen, der einen kleineren runtermacht. Typisch.
Ich gehe weiter, bis mir einfällt, dass ich ein besserer Mensch werden wollte.
,, He, du!", sage ich in Richtung des größeren Jungen und komme näher. Der Junge hat schwarzes, kurzes Haar und eisblaue Augen, die vom kleineren Jungen zu mir wandern. Ein wacher Blick tretet in die Augen des Jungen, bevor er den Mund öffnen kann, rede ich.
,,Hör auf, den Jungen dort zu mobben oder zu verletzten, sonst musst du vllt noch in den Knast und ich glaube, das wäre nicht so schön für dich!", sage ich.
Der Junge blinzelt verwirrt.
,, Du kennst mich doch nicht, woher weißt du dann...?"
,, Tja, man hört hält so einiges und ich kann eins und eins zusammen zählen.", sage ich. Es klingelt und ich fluche. Toll, mein neues Leben fängt prima an.
,, Ich will das hier nicht verlängern, also hör einfach auf damit, sonst bekommst du es mit mir zu tun. Vllt denkst du, dass ich schwach bin, weil ich ein Mädchen bin, aber glaub mir, ich hatte sieben Jahre Karate.", Lüge ich, damit er sich nicht mit mir anlegen will. Etwas tretet in die Augen des Jungen. Schalk?
Es verschwindet so schnell wie es gekommen ist.
,, Meinetwegen, spiel die kleine Heldin für Justin,er kann sich glücklich schätzen, so eine schöne Beschützerin zu haben.", sagt der Junge und verschwindet.
Der Junge, Justin schaut mich großen Augen an.
,, Ich liege tief in deiner Schuld, Jared tut das jeden Tag und niemand tut was...", beginnt er.
,, Tut er das jeden Tag nur mit dir oder auch mit anderen ?",unterbreche ich ihn.
,, Auch mit anderen.", antwortet er. Das habe ich befürchtet. Es ist doch immer das gleiche. Die bestaussehenden Jungen sind die gemeinsten. Außer natürlich Phillip, mein Freund. Das heißt aber, dass sich diese Schule nicht groß von den anderen unterscheidet und ich wohl oder übel mich entscheiden muss zu welcher Seite ich gehören möchte, zu den netten, aber langweiligen Leuten oder zu den gemeinen Leuten, die für jeden Spaß zu haben sind.
Ich seufze und will überlegen, welche Seite es wirklich wert ist, bis mir wieder einfällt, dass die Stunde schon angefangen hat.
,, Sag mal, du hast doch gesagt, du stehst tief in meiner Schuld,oder?", frage ich.
Er nickt und als ich nichts sage, schaut er mich seltsam an.
,, Du meinst doch etwa nicht, ich soll mit dir..."
,, Nein! Man, das mein ich echt nicht, ich habe einen Freund.", sage ich schnell, ,, Ich wollte fragen, ob du mir sagen kannst, wo dieser Raum ist?"
Ich zeige ihm den Stundenplan.
,, Am Ende des Flures, rechts.", sagt Justin und ich stöhne genervt. Wenn ich Jared einfach Justin verprügeln gelassen hätte und einfach weitergegangen wäre, hätte ich es wahrscheinlich pünktlich zum Unterricht geschafft. Toll, da zahlt sich ja diese gute Taten(nicht) aus!
Ohne ein Wort renne ich los.
,, Auf Wiedersehen!", höre ich Justin rufen. Ich antworte nicht, denn ich hoffe auf kein Wiedersehen.
Nachdem ich rechts abgebogen bin, Stürme ich in den Klassenraum, in dem mich viele Augenpaare anschauen.
,, Entschuldige, dass ich zu spät bin, aber ich hab den Weg nicht gefunden. Sie sollten Schilder oder gleich einen ganzen Plan von den Schulgebäude aufhängen, das wäre jedenfalls für neue Schüler sehr hilfreich, ehrlich.", sage ich schnell.
Die Lehrerin schaut mich interessiert an. Anstatt irgendwas über das, was ich grade gesagt habe, zu kommentieren, ignoriert sie meine Worte außer dem Entschuldigung.
,, Es ist nicht schlimm, dass du zu spät bist. Du bist die neue Schülerin, Antonia May Edge, richtig?"
,, Ja, aber es wäre mir lieber, wenn sie meinen Zweitnamen weglassen.", sage ich. Ich hasse diesen Namen, seit ich ihn das erste Mal gehört habe.
,, Wie du meinst", sagt die Lehrerin, ,, Du kannst dich erstmal nach vorne setzen, damit du auch alles hörst."
Zum ersten Mal drehe ich mich zur Klasse um und erstarre. Scheiße.
Diese schwarzen Haare, diese kalten Augen, dieses schöne Gesicht. Jared.
Aber das ist es nicht, was mich so schockt, es ist die Tatsache, dass ich ihn jetzt erkenne. Er ist der Junge, der Dean, meinen besten Freund mit einem Messer verletzt hat. Der Junge, der im Knast war, den ich provoziert habe und der jetzt in meiner neuen Klasse ist.

Bad Girl Gone GoodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt