Welcome to Flavia boy

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Ach, du Scheiße tat mir der Kopf weh, war mein erster gedanke als ich wieder zu mir kam. Das war so ein krasser Traum gerade eben, der sich so echt angefühlt hatte. So eine merkwürdige mittelalterliche Welt mit lauter krüppeligen Leichen auf dreckigem Boden. Voll abgefahren. Aber der Traum hatte auch etwas Gutes. Es hatte mich wenigstens für ein paar Stunden aus meiner beschissenen Realität gebracht.                                                                                                                         Ich sollte mal wohl lieber aufstehen und mich beeilen zur Arbeit zu kommen, damit ich den Mistkerl von Vater nicht sehen muss. Ich hörte schwere Schritte in meine Richtung kommen und ein schweres Atmen. Schon zu spät. Seine große warme Hand klatschte hart auf meine Wange und er brüllte kraftvoll: "Aufstehen! Du musst aufwachen. Hörst du Junge. Wache auf!". Autsch, meine Wange brannte und ich riss meine Augen vor Schreck auf. Ich kochte vor Wut. Doch vor mir stand nicht mein Vater. 

Ich lag auf einem dreckigen Boden und blickte in die Augen eines alten, weise dreinblickenden Mannes mit langem, weißen Haar und Bart, der Dumbledore in Harry Potter zum Verwechseln ähnlich sah. Ich schnappte nach Luft und tat das Erstbeste was mir einfiel. Ich schloss meine Augen und watschte mich auf meine ohnehin schon gerötete Wange. Es tat ziemlich weh und in Erwartung wieder in meinem normalen Alltag zu sein öffnete ich meine Augen .                               Verblüfft schrie ich auf, aber es wurde eher so ein Krächzen, und hörte sich an als würde man eine Ratte an ihrem Schwanz ziehen und im Kreis herumschleudern. Der Mann beobachtete mich und ich konnte seinen bohrenden Blick nicht länger ertragen und stand auf um mich nicht so schwach neben diesem alten Mann zu fühlen. Ich blickte mich um und sah ein paar Leute den blutbefleckten Boden mit einer grünen, stinkenden Flüssigkeit zu schrubben. Überall standen unordentlich, schief gebaute und teils zerstörte Häuser herum. Ha, fast wie im Mittelalter! Mein Kopf pochte und ich rieb gedankenverloren an der Stelle mit meiner Handläche daran. Plötzlich hielt ich inne. Warte mal blutbefleckter Boden, mittelalterliche Atmosphäre und...ich blickte auf meine jetzt blutverschmierte Handfläche. Das war kein Traum. Die Leichen und ja, jetzt fiel es mir wieder ein. Ich bin von zu Hause weggerannt, in einen Wald gelandet und jetzt war ich hier in..                                                   "Flavia. Willkommen in Flavia,Junge!", sagte der alte Mann; der jetzt plötzlich neben mir stand und meinen Gedankengang weiterführte. Er trug eine weite, beige Leienhose, wie diese Öko-Hippies in diesen Bio-Läden und ein weites graues Hemd mit vielen kleinen, ausgebeulten, eingenähten Hemdtaschen. Das ist ja ein merkwürdiger Kauz. "Genug gestarrt, Kleiner. Ja und meine schwarzen Cowboystiefel sind aus echtem Leder. Du wie bist du überhaupt hier her gekommen?" Es war schon dunkel. Ich starrte nur dümmlich in sein faltiges Gesicht auf dem ein Schatten lag. Eine lange weiße Narbe zog sich von seinem rechten Ohr bis zu seinem Mundwinkel. Von wo er die wohl hatte? "Egal, wenn du nicht reden willst ist das nicht mien Problem. Ich jedenfalls habe heute noch viel zu tun. Schönen Tag dir noch stummer Junge.". Er zwinkerte mir noch einmal zu ehe er auf dem Absatz kehrt machte und in eine dunkle Seitengasse verschwand. "Nein bitte gehen Sie nicht!", endlich setzte mein Gehrirn ein und ich rannte ihm hinterher. Lächelnd drehte er sich um und stemmte die Arme belutstigt in die Hüften. Der Alte blickte mich erwartend aus seinen grauen, zusammen gekniffenen Augen an.

Er erzählte mir auf dem Weg zu einer Bar namens "Der goldene Rubin", dass das Dorf wiedereinmal angegriffen und ausgeraubt  wurde und dabei einige Leute ums Leben kamen und sein Dorf desswegen schon seit längerem unter Armut  leide. Dabei machte er ein betroffenes Gesicht und ich beschloss mir die Fragen für ein andermal aufzusparen. Ich dagegen erzählte nur wenig von mir. Irgendwie schien er es zu verstehen und fragte nicht weiter nach. Wir liefen nebeneinander her und ich steckte nervös meine Hände in die Hosentaschen meiner dreckigen Jeans. Auch meine schwarzen adidas-Sneakers waren schon verdreckt und die weißen Streifen gingen in dem schwarz unter.  Ein paar wichtige Fragen  hatte ich dennoch auf dem Gewissen. "Ist es möglich, dass ich ab jetzt bei Ihnen im Dorf bleiben kann?", riss ich ihn aus seinen unglücklichen Gedanken. Verwirrt guckte er mich an und sagt schließlich schon um etwas glücklich aussehender , als zuvor: "Natürlich,darfst du. Aber nur unter einer Bedingung. Du sollst hier  bei mir arbeiten. Ich kann dich leider nur niedrig bezahlen.". Ich nickte nur und meine baluen Augen strahlten vor Freude. Ich spürte ein wohliges Glückssgefühl in mir lodern. Wie eine hoffnungsvolle, kleine Flamme, die sich in meinem Bauch und in meiner  Brust ausbreitete und mich von innen nach außenhin strahlen ließ. Meine milchkaffee farbene Haut war zerschrammt und mein Kopf blutete noch ein wenig, aber das war mir so was von scheißegal. Ich war seitdem mysteriösen Verschwinden  meiner Mutter vor drei Jahren an meinen 15. Geburtstag nicht mehr so glücklich gewesen wie jetzt. Denn ich hatte ein Zuhause. Fernab dieser schrecklichen Welt samt meinem  Vater.

Mein Name ist Cell, ich bin 18 Jahre alt und mein neues Zuhause war Flavia. 

Mit diesem angenehmen Gedanken öffnete ich die Tür der Bar, die für mich zugleich metaphorisch gesehen die Tür meiner Zukunft war.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 16, 2014 ⏰

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