Es war dunkel. Er war eiskalt und siedendheiß zugleich. Durchaus keine guten Verhältnisse für lebende Wesen. Für normale lebende Wesen.
Und soviel stand fest.
Sie war auf keinen Fall normal.Sie ging weiter. Verborgen in den Schatten, denn niemand sollte von ihrem Vorhaben wissen. Allerdings war sie gut im betrügen. Das hatte sie schon ihr ganzes Leben lang getan. Durch ihre Adern floss kein normales Blut. Es war pechschwarz. Genau wie ihre Seele.
Ihre Schritte waren dumpf und fast nicht wahrnehmbar. Sie schlich die Korridore entlang. Immer wachsam, immer lauschend. Sie stieg die ersten Treppenstufen hinunter. Noch waren die Wände fein gearbeitet. In das Holz waren Momente der Geschichte festgehalten worden. Schlachten, Siege, Augenblicke der Verzweiflung und bedeutende Veränderungen.
Sie blickte die Treppen hinab, welchen
Ende im Dunklen verschwand.
Ihr Weg war noch weit. Ihr Ziel noch weit entfernt, doch bald würde es ihr sehr viel näher kommen. Doch sie würde noch eine wichtige Vorkehrung treffen. Eine überaus wichtige Vorkehrung, weshalb sie heute hier war.Es war so lange her... So lange, dass sich längst niemand mehr daran erinnern konnte. Gut für sie, schlecht für die Völker.
Böse zu sein war ihr Leben. Bosheit schützt dich vor Schwäche. Wer Schmerz verursacht, kann ihn nicht selbst spüren. Wer Gefühle verbannt, kann nicht durch sie in eine falsche Richtung gedrängt werden. Wer Böse ist kann nicht Gut sein.
Mittlerweile war sie schon über 1000 Kilometer unter der Erde. Aber sie war noch lange nicht am Ziel. Ihr Ziel lag im Herzen der Welt. Dort unten weit verborgen hielten Feuer und Eis einen Käfig in sich gefangen. »Der Ort des Wissens« nannten ihn die Ungebildeten. Dort sollte man ihren Erzählungen nach eine Antwort auf alles finden. Sowohl auf reale als auch auf innere Fragen. Doch seine wahre Gestalt kennt niemand. Niemand der noch lebt. Niemand durfte diesen Ort betreten. Dafür war er zu wertvoll. Man sollte ihn nicht für unwichtige Fragen ausnutzen. Schließlich verbirgt so viel mehr. Ansonsten könnte man auch einfachere Wege wählen. Aber sobald sie ihren Plan umgesetzt hätte würden sie hier nach einer Antwort auf die Frage der Rettung suchen. Und sie wusste genau, dass sie dort die Antwort finden würden. Sie wusste auch genau wo an diesem Ort. Das half ihr natürlich nicht so viel suchen zu müssen. Und dies war auch ihr heutiges Ziel: Die Antwort zu vernichten.
Langsam veränderte sich die Umgebung. Die Temperatur schwankte von Sekunde zu Sekunde in unnatürliche Höhen und Tiefen. Ohne mit der Wimper zu zucken ging sie weiter. Diese lächerlichen Abwehr Versuche nützen rein gar nichts. Je weiter sie ging desto stärker spürte sie die Kräfte die an ihr zogen und sie davon abhalten wollten noch näher an den Ort des Wissens zu gelangen. Er spürte, dass sie nichts gutes im Sinne hatte und er spürte ihre Bosheit. Doch genau diese war ihr Schutzschild. Das Böse umgab sie wie eine dicke Decke und hielt alle Kräfte die gegen sie wirkten auf Abstand. Der Eingang rückte immer näher und somit auch die größte Herausforderung. Die Altvorderen, die Götter welche diesen Ort errichtet hatten, erschufen damals ein Schutzschild durch das niemand hindurchtrften konnte außer der Raum entschied sich dagegen und lies einen eintreten. Sie würde er allerdings nicht so einfach passieren lassen. Soviel war klar. Als sie vor ihm stand spürte sie seine Abneigung und seinen Hass gegen sie. Die schweren Holztüren waren von Feuer und Eis überzogen und die Verwirbelungen der Luft wurden von Augenblick zu Augenblick stärker. Der Ort des Wissens verwehrte ihr den Eingang und bereitete sich auf den tödlichen Angriff vor, den jeder an dieser Stelle kassieren würde. Dass der Raum dies auch tuen würde zeigten die vielen Skelette auf dem Boden. Sie würde handeln müssen bevor er es tat.
»Anyòg swlerst dostént vatal.«, leise ertönte ihre Stimme. »Melèkwa ratan zelòn. Kadukel mvést avtrâ.«
Mit jedem Wort wurde sie lauter. Ihre rauchige Stimme hallte von den wänden wieder. Von ihrem schwarzen Gewand schien schwarzer Nebel sich auszubreiten, welcher dann um sie herum schwebte. Aber es war kein Nebel sonder Bosheit, Dunkelheit und Grässlichkeit. Die Flammen und dass Eis vor dem Eingang zuckten wie wild herum und das blaue Licht, welches sie zusammen zum scheinen brachten wurde greller und unerträglich. Es war als würde der Raum Schmerzen haben. Noch nie hatte jemand die dunkle Sprache hier ausgesprochen.
»Rewr ysá lizu akun! Ganfành telqr nòrmw! Bwastè logsan nratun wfrotán! Saelzw mèchtan jêrraz!«
Der Eingang sah aus als würde er gleich zerbarsten. Das Eis und die Flammen zogen sich immer weiter zurück und zuckten vor als würden sie jemanden erstechen wollen. Es wurde lauter als wollte der Ort des Wissens um Hilfe rufen.
»Sfôreg rastal gazán!«, während sie das rief stieß sie die Arme nach vorne und schleuderte so die gesamte böse Energie auf den Eingang und als sich das blaue Licht und der schwarze Rauch berührten explodierte der Eingang. Der Boden wackelte und es fielen vereinzelt Steine von der Decke. Das Erbe der Götter war nun nicht mehr sicher.
Als sie eintrat war es still, sehr still. Sie lief die Regale entlang. Suchte nach dem einen bestimmten Buch. Das Ende des Raumes konnte sie nicht erkennen, denn er war unendlich groß. Sie steuerte ein bestimmtes Regal an und tatsächlich fand sie was sie suchte.
Das Buch war groß und schwer. Sie blätterte durch die vielen Seiten bis sie die richtige gefunden hatte. Dort stand Wort für Wort was zu tun war. Sie riss sie raus und steckte sie ein.
Jetzt stand ihr nichts mehr im Wege.

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Frostflamme
FantasyEine Mauer bestehend aus Feuer und Eis. Erbaut um einen Krieg zweier Völker zu verhindern. Doch jeweils fünf von ihnen sind auf der falschen Seite. Auserwählt um den Krieg zu verhindern, indem sie einen eigenen kämpfen. Ein Kampf zwischen Feuer und...