Drückst du ab?

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Hass kannte ich nicht, kenne ich nicht, hoffte ich nie zu kennen. Ich habe Trauer erfahren und Depression und Wut. Schon oft habe ich Wut erfahren, aber nie so wie heute.

Ich wollte nicht sein wie die anderen. Habe sie belächelt und bei mir gedacht „So dumm bist du nicht, Gott sei Dank!". Ich bin skeptisch, ich prüfe, ich vertraue nicht, ich liebe nicht. Nicht wirklich. Ich werde mich jemandem nie vollkommen hingeben können.

Ich habe nichts erwartet, die ganze Zeit. Ich habe nichts erhofft, die ganze Zeit. Ich habe nicht interpretiert, die ganze Zeit. Und ich war skeptisch, bis zum Schluss. Bis jetzt.

Dieser eine Moment hat alles geändert, ich weiß wie das klingt. Wenn es aber doch stimmt?

Ich habe die Kontrolle verloren, ganz kurz, mich vollkommen hingegeben und die Prinzipien von Bord geworfen. Sekundenlang, minutenlang, für dich. Für das Gefühl, dass es vielleicht doch Hoffnung gibt, für das Sehnen nach mehr und für die wohlige Wärme in meinem Bauch.

Hass kannte ich nicht, hoffte ich nie zu kennen, kenne ich jetzt. Ich habe Trauer erfahren und Depression und Wut. Schon oft habe ich Wut erfahren, aber nie so wie heute und nie so wie jetzt in diesem Moment.

Ich sehe mich noch immer selbst stehen, verschwommen, zurückgelassen im Nichts. Ungeschützt und allem ausgesetzt. Alle sehen es, alle wissen es, alle freuen sich insgeheim.

„War ja auch kein Wunder!"

 "Eine wie sie?  War ja zu erwarten!"

Sie lachen und vermutlich nicht wirklich. Ich glaube es nur, warum sollten sie das tun? Aber so fühlt es sich an und dich interessiert es nicht. Du hast einen Rückzieher gemacht, den ich die ganze Zeit vorausgesehen hatte, nur in diesem einen, entscheidenden Moment eben nicht. Ich habe geglaubt, ich hätte Glück. Einmal hätte ich wirklich Glück.

Ich ersticke, irgendwie. 

Egal. 

Was jetzt kommt, das hier werde ich nie vergessen. Dieses Gefühl der Hilflosigkeit, ausgeliefert sein. 

Naiv? 

Mein Stolz und meine Ehre waren mir das Höchste und das sind sie noch. Du hast sie eingerissen, noch nicht ganz. Ein bisschen was ist übrig und das Traurige ist, dass es reichen würde. Für's Abdrücken...

Man gibt mir eine Waffe, du stehst mir gegenüber. So wahr mir Gott helfe, in diesem Moment, ich würde abdrücken!

NachgeschmackWo Geschichten leben. Entdecke jetzt