Da das hier inzwischen fast zu einem Kummerkasten und einer Anlaufstelle für verzweifelte Seelen geworden ist, mache ich gleich weiter, wo ich aufgehört habe. Inzwischen, bald ein Jahr später, geht es mir gut. Glaube ich. Zwischendurch ist allerdings einiges passiert. Darunter auch meine erste Erfahrung mit Selbstverletzung und da ich weiß, wie viele Leute sowas mit sich rumschleppen, talke ich heute einfach ein bisschen über diese Erfahrung und die damit verbundenen Gefühle.
Als erstes das vorher und der Auslöser: Ich persönlich hatte eine sehr stark, gerade für mich, psychisch belastende Nachricht erhalten. Ich war so überfordert mit der Situation, dass ich einfach keinen Ausweg wusste. Gleichzeitig hatte ich aber auch Angst vor der Klinge. Schlussendlich siegte allerdings die Verzweiflung. Mit einiger Überlegung um eine Stelle, an der es nicht auffällt, ewigem hin und her und der Beschaffung einer scharfen Klinge, da die ersten beiden zu stumpf waren war dieser nicht ganz so leckere Keks auch gegessen.
Währenddessen mitsamt Gefühlen: Das war ziemlich viel auf einmal. Angst, Verzweiflung, Hass, vor allem Selbsthass, Trauer, das ganze Paket halt. Der Schmerz war tatsächlich gar nicht so schlimm wie erwartet. Nachdem die Klinge endlich geeignet war. Im Nachhinein fast ein bisschen lächerlich. Stellt euch mal vor, wie ich durchs Zimmer renne, nur auf der Suche nach einem scharfen Gegenstand.
Direkt danach: Danach war ich erstmal extrem erleichtert. Es hatte geholfen, das ganze Gefühlschaos war weg und die Sache geistig abgeschlossen. Es fiel einfach kein Blick mehr darauf zurück. Wenn ich doch mal mutwillig an diese zurückgesperrten Gefühle denke, wird mir schon wieder ganz schlecht, aber wenn ich es nicht absichtlich mache, dann denke ich daran auch eigentlich gar nicht.
Etwas später danach: Kam die Erkenntnis, dass ich das irgendwie zumindest meinen engsten Freunden beibringen muss, wenn ich nicht an meinem schlechten Gewissen sterben wollte. Also schnappte ich mir beide gleich am nächsten Morgen auf dem Schulhof und erklärte ihnen das ganze. Auf vorherige Erlaubnis scheuerte mir meine beste Freundin gleich mal eine, aber das hatte ich wohl verdient. Irgendwie. Trotzdem hatten beide nicht besser reagieren können.
Von jetzt draufgesehen: Ich bereue es nicht. Definitiv nicht. Aber ich bin auch nicht stolz drauf. Ich würde es nicht nochmal machen, aber ich wünsche mir auch nicht, es nicht getan zu haben. Wahrscheinlich wäre der Auslöser sonst noch heute eine riesige Bürde für mich. Ritzen und andere Formen der Selbstverletzung sind nichts Schlimmes. Das Schlimme ist die psychische Krankheit dahinter. Ich hab' nicht das Bedürfnis, es nochmal zu tun, aber wenn ihr es habt: Holt. Euch. Hilfe. Und zwar nicht nur bei mir sondern bei einem Psychologen. Auf lange Sicht ist es das Beste. Ich bin nur ein Kind aus dem Internet, ich bin keine professionelle. Das heißt nicht, das ihr nicht zu mir kommen sollt, das heißt nur, dass ihr nicht nur zu mir kommen sollt. Meine Eltern wissen nichts davon, aber ich kann jederzeit zu unserem Schulpsychologen und ich bin froh darüber, weil es das Beste ist. Hilfe. Meine Eltern müssen das auch gar nicht wissen. Hauptsache, ich bekomme Hilfe und wenn ich mir die selbst hole, muss es niemand wissen.
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Realtalk.
RandomIch will, dass ihr euch das zu Herzen nehmt. Ich will damit etwas bewirken, auch wenn ich Angst habe. Ja, es könnte mir schlechter gehen, aber selbst meine jetzige Situation zerfetzt mich. Ich will das einfach loswerden und ein Zeichen setzen. Viell...