Show him what you are without the voice in your mind

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"SHOW HIM W"

"Tweek, ist alles okay?"

Der Blonde schreckte auf und sah direkt in Craigs besorgtes Gesicht.

Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber er wusste nicht was.

"Jay ... Jay ist weg ...", wimmerte er nach einer gefühlten Ewigkeit, "E-Er ist einfach weg ..."

"Was ist passiert?", fragte Craig vorsichtig und setzte sich neben den Blonden.

Ein weiterer Zitteranfall überkam ihn und er krallte sich in die Ärmel seiner Winterjacke und schüttelte den Kopf.

"Vorhin auf dem Flur ... ich hatte einen Anfall und plötzlich war er weg! Was soll ich denn ohne ihn machen?"

"Hey, versuch, dich zu beruhigen. Wer ist weg?", sagte Craig zögerlich.

Tweek schniefte.

"Jay. Er ist einfach verschwunden!", wimmerte der Blonde und war kurz vorm hyperventilieren.

"Ganz ruhig, Tweek. Er wird bestimmt wiederkommen."

"Du verstehst es nicht.", murmelte er, "Das kann man nicht mit echten Menschen vergleichen. Jay ... Er-Er ist ein Teil von mir!"

"Solltest du nicht froh sein, dass er weg ist?"

Der grünäugige starrte ihn entsetzt an.

"Nein! Warum sollte ich!?", rief er.

Craig atmete tief durch und Tweek wusste, dass das nichts gutes bedeutete."Du weißt, dass das nicht normal ist.", fing der schwarzhaarige vorsichtig an, "Denk doch mal nach: Deine Stimmen sind der Grund, weshalb viele Dinge passiert sind, die nicht hätten passieren müssen."

Tweek sah ihn nun nicht mehr traurig und erschrocken an, sondern voller Wut.

"Das ist doch nicht dein Ernst.", zischte er, "Du kannst uns nicht die Schuld dafür geben, dass das alles passiert ist! Wendy war Schuld! Sie hat es verdient! Jay und ich können dafür nichts!"

Nun war es Craig, der geschockt dreinblickte.

Schließlich war man es von Tweek nicht gewöhnt, dass er einen anschrie.

"Tweek...", murmelte Craig, "Es tut mir leid, das war nicht so gemeint..."

Doch der Blonde würdigte ihm keines Blickes und stand auf, ging von der Rampe herunter.

Craig griff nach seinem Arm, doch schlug Tweek ihn weg.

"Fass mich nicht an!"

"Tweek, was-"

"Lass mich einfach in Ruhe!", unterbrach Tweek ihn wimmernd, ehe er begann zu laufen.

Er hörte Craig seinen Namen rufen, jedoch rannte er einfach weiter, bis er keuchend am Starks Pond stand. Durch die Tränen konnte er nur verschwommen sehen, aber er war alleine.

Jetzt, wo er so darüber nachdachte, hat er vielleicht übertrieben und kindisch gehandelt, aber er konnte dem Druck nicht standhalten.

Ohne Jay fühlte er sich so leer und einsam.

Aus lauter Frust ließ sich Tweek auf die Knie fallen.

Jay war nicht Schuld an dem Mobbing.

Jay war nicht Schuld an den Schmerzen, die er ertragen musste.

Jay war nicht Schuld an Wendy's Tod.

Aber wessen Schuld war es?

Die Schuld seiner Mobber, die ihn dazu gebracht haben, oder doch seine eigene, weil er zu schwach war?

Tweek schluchzte laut und erzitterte.

Wieso hatte er es getan? Es hätte einen anderen Ausweg gegeben, mit Sicherheit.

Tweek wurde für einen Moment schwarz vor Augen und er bekam keine Luft.

"Jay!", rief er verzweifelt.

Es fühlte sich an, als würde die Welt um ihn herum zusammenbrechen und er konnte nichts anderes tun als zu zusehen.

Er hatte Jay verloren.

Und Craig ... Craig verstand ihn nicht.

Er war alleine.

Irgendwann konnte Tweek nicht mehr schreien und starrte kraftlos zum klaren Himmel. Es schien, als würde sogar die Sonne ihn auslachen. Sogar sie fand ihn lächerlich und schwach.

Bis heute Morgen war doch alles gut und jetzt -

Jetzt sah Tweek, wie alles vor seinen Augen in einen Haufen Asche zerfiel. So war es doch immer.

Das hätte er sich denken sollen. Es stand ihm einfach nicht zu, ein glückliches Leben zu führen.

Tweek war nichts ohne Jay, der ihn unterstützte - ihm Mut zusprach.

Und er war auch nichts ohne Craig, der immer versuchte ihm zu helfen. Auch, wenn es kitschig klang, war Craig seine erste und einzige große Liebe.

Craig wusste fast alles über ihn. Er hat die Narben an seinen Beinen gesehen, von denen nicht einmal seine Eltern wussten.

Er war so fertig, dass er nicht einmal mehr weinen konnte.

Und so saß er da, auf dem schneebedeckten Boden. Leer vor sich starrend. Er wusste nicht, für wie lange, doch irgendwann schaffte er es, sich aufzuraffen.

Schritte hinter ihm und ein erschrockenes Keuchen ließen ihn aufsehen. Er wünschte, er hätte es nicht getan, denn er sah direkt in die Gesichter seiner Eltern.

"M-Mom? Dad?", hauchte er und schluckte schwer.

Was war das für ein Zufall, dass sie genau zu dem Zeitpunkt hier waren, als er auch da war?

"Tweek, mein Schatz ... Was ist passiert? Warst du es, der geschrien hat?", begann seine Mutter und kniete sich mit besorgtem Blick vor ihm.

Auf der einen Seite freute der Blonde sich, seine Eltern zu sehen, andererseits war er wütend und zuckte vor der sanften Berührung zurück.

"Wo wart ihr?", zischte er und starrte seiner Mutter in die Augen, "Ihr habt euch seit drei Jahren nicht mehr gemeldet!"

Seine Eltern tauschten Blicke aus, von denen Tweek sich nicht sicher war, was sie bedeuteten.

"Es ist ... kompliziert. Wir wollten uns melden und dich besuchen kommen!"

"Warum habt ihr es dann nicht getan?! Was ist so schwer daran, wenigstens einmal in der Woche anzurufen?"

Seine Mutter senkte bestürzt den Blick.

"Die letzten Jahre waren auch für uns stressig. Jeden Tag stand die Presse vor unserer Haustür. Wir hatten keine andere Wahl als den Coffeeshop zu schließen und umzuziehen, verstehst du?", sagte sie mit einem leisen schluchzen.

Tweek wandte den Blick ab uns sah zu seinem Vater, der nicht gerade glücklich aussah. Eher ... genervt?

Genervt von ihm? Wahrscheinlich.

"Seit wann seid ihr wieder hier?", fragte der Teenager leise.

"Seit einer Woche ungefähr."

Das sind alles nur Ausreden, Tweek. Das weißt du hoffentlich.

Ich weiß. Bist du es, Derek?

Keine Antwort. Wow.

"Komm, Tweek. Lass uns nach Hause gehen.", sprach seine Mutter weiter mit einem warmen Lächeln.

Nach Hause. Wollte er wirklich zu seinen Eltern zurück, die ihn verließen, als er sie am meisten brauchte?

Doch zu Craig wollte er nicht. Er war wütend auf ihn.

Und Craig würde ihn bestimmt auch nicht sehen wollen.

Tweek wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und nickte, ehe er sich auf die Beine raffte. "Okay ... Mom."

*~*
Song: All we do ~ Oh Wonder

Show him what you seeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt