Ohne Titel Teil 1

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Im Vordergrund, hinter dessen Hintergrund sich die eigentliche Handlung dieser Geschichte abspielt, sitzen zwei ältere Herren, von denen der relativ ältere der beiden gerade dabei ist sich zu echauffieren über eine vermeintliche Nichtigkeit, die ihm jedoch ein würziges Rot in sein faltiges Gesicht jagt.

Alter Mensch 1: „Menschen stellen immer Fragen. Aber Fragen stellen nie Menschen. Warum ist das so? Warum tut keiner etwas gegen diese ständige Objektivierung und damit der Erniedrigung der doch so wichtigen Frage?"

Alter Mensch 2: „Diese Frage stellt sich doch überhaupt nicht!"

Alter Mensch 1: „Also was soll denn sowas! Ich muss doch sehr bitten. Wer hat Sie denn gefragt? Es tut mir leid, aber ich bin allergisch gegen Einwände, die meiner Meinung zuwiderlaufen. Bitte seien Sie so tolerant und akzeptieren das!"

Alter Mensch 2: „Oh entschuldigen Sie, das wusste ich nicht (Alter Mensch 1 macht ein Geräusch, das irgendwo zwischen Husten und Niesen liegt: „Na sehen Sie, was Sie da angerichtet haben! Jetzt haben wir den Sa-hatschi-lat"). Es ist nur so, dass gerade jetzt, wo doch alle Menschen auf den Kopf gestellt sind, ich finde, dass sich Fragen derer Art wie Sie sie stellen, nicht stellen sollten. Sie sollten, wenn überhaupt gestellt werden, damit wir Menschen noch ein wenig Kontrolle über die Frage behalten. Aber zur Zeit (Alter Mensch 1 hustet), nein also zur Zeit auch das nicht. Subjektivierte Fragen sind böse. Sie stellen sich, wenn keiner sie erwartet. Sie lauern dir auf, wenn es dunkel ist und dann klopfen sie dir mit sehr sanften und wohlanfühlenden Händen auf deine Schulter, und wenn du dich umdrehst voller Erwartungen, dann siehst du nur sie. Die Frage. Fragen kommen meistens alleine. Sie kommen nicht mit Antworten, Erklärungen, Einleitungen. Sie stehen einfach nur da und versperren dir den Weg. Ein riesiges Fragezeichen, oder zwei, das vor dir steht und dich auslacht, wie du einfach nur verdattert guckst und dich fragst, wo denn diese Frage auf einmal herkam, die doch nun wirklich keiner bestellt hatte, und wie sie, ohne dass es auch nur einer gemerkt hatte, in ihrem komischen Gewand einer Salzstange, die gerade ein Ei ausgebrütet hat, den Platz des um Längen straight-forwarderen Ausrufezeichens einnehmen konnte (Alter Herr 1 hustet). Gesundheit!"

Alter Herr 1: „Also sind Sie jetzt komplett bescheuert. Man sagt doch nicht „Gesundheit", wenn jemand hustet. Wollen Sie mich umbringen oder was? Wissen Sie nicht, dass das Unglück bringt!"

Alter Herr 2: „Diese Frage..."

Alter Herr 1: „Welche Frage?"

Alter Herr 2: „Na die bezüglich meines potentiellen Vorhabens Sie umzubringen..."

Alter Herr 1: „Ah die."

Alter Herr 2: „...stellt sich ganz und gar nicht. Wenn ich Sie tatsächlich umbringen wollen würde, dann würde ich das doch nicht mit fehlplatzierten Gesundheitswünschen versuchen, sondern zu weit effektiveren Mitteln greifen. Wenn es tatsächlich so wäre, dass ich Sie töten wollen würde, dann, das können Sie mir glauben, wären Sie jetzt schon lange tot. Wir kennen uns doch schon 42 Jahre. Glauben Sie, ich hätte 42 Jahre gewartet und dann im 42. Jahr und 1. Tag, würde ich einfach so beschließen, dass ich Sie heute mit fehlplatzierten Gesundheitswünschen in den Tod schicken würde, nachdem ich das Aufkommen dieser fehlplatzierten Gesundheitswünsche überhaupt erst möglich gemacht habe durch das Überschreiten Ihrer Toleranzgrenze bezüglich Einwände gegen Ihre fehlplatzierte Frage über Fragen?"

Alter Herr 1: „Welche?"

Alter Herr 2: „Welche Mittel? Etwa mit falsch programmierten koreanischen elektronischen Kopfkratzern, zum Beispiel."

Alter Herr 1: „Nein, Sie Tölpel! Was müllen Sie Ihre Sätze auch immer so mit Objekten voll, dass man nicht einmal Ein-Satz-Fragen stellen kann bei Ihnen. Fürchterlich! Kein Wunder, dass Sie keine Fragen mögen, wenn die immer so lang sein müssen. Welche Frage?"

Fragen über FragenWhere stories live. Discover now