Wie ich ein bekannter Autor werde ...

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Es ist doch komisch. In der heutigen Zeit, des Selfpublishing erwischt plötzlich die Hälfte der Menschheit das Verlangen Schriftsteller zu werden. Aber nicht irgendeiner, nein, ein bekannter. Einer, auf den die großen Verlage, die Leser und die Menschheit schon immer gewartet haben. Was andere können, kann ich schon lange und schreiben mussten wir alle ja mal irgendwann lernen. Weil ich damit aber auch meine ersten Millionen zu verdienen trachte, kommt natürlich nur ein großer und bekannter Publikumsverlag infrage. Denn der sorgt dafür, dass alles ordentlich korrigiert, lektoriert, mit einem »Non-Plus-Ultra-Cover« versehen auf allen großen Büchertischen Europas in der ersten Reihe liegt. Gleichzeitig laufen auf allen Fernseh- und Radiosendern Werbespots für mein Buch, der Bundespräsident wird mich anflehen, das große Verdienstkreuz anzunehmen, Angie engagiert mich, um endlich vernünftige Reden halten zu können und überhaupt geht die gesamte A-Prominenz bei mir demnächst ein und aus.

So, lange genug geträumt? Realität sieht ganz anders aus.

Ein Autor muss mehr, als nur schreiben können. Er muss gut schreiben können. Das beinhaltet eine überdurchschnittliche Beherrschung des Handwerks an sich. Korrekte Rechtschreibung, Grammatik, Zeichensetzung und Stil sind ebenso wichtig, wie eine gute Idee. Das einfache Hintereinanderschreiben von Buchstaben zu Wörtern und von Wörtern zu Sätzen, ergibt nicht zwangsläufig eine gute Geschichte.

Als nächstes brauche ich eine Idee. Diese sollte meine eigene sein und über eine gewisse Originalität verfügen, denn sonst schreibe ich, was es bereits tausendfach zu lesen gibt. Braucht kein Mensch. Was wiederum bedeutet, ich sollte auch etwas zu sagen haben, ansonsten produziere ich Massenware. Ganz wichtig ist auch die Recherche im Vorfeld, bei der man sehr schnell feststellt, dass viele Dinge, die die Fantasie erschafft, in der Wirklichkeit nicht funktionieren.

Habe ich es endlich geschafft, meine Geschichte in einer gefälligen Sprache, die einen großen Wortschatz und hohe Synonymkenntnisse erfordert, aufs Papier, bzw. auf die Textprogrammseite zu bringen, steht noch immer kein bekannter Verlagslektor vor meiner Tür und will mir das Manuskript aus der Hand reißen.

Jetzt heißt es erstmal, den Text in die Schublade legen und informiere mich, welcher Verlag möglicherweise Interesse an meinem Manuskript haben könnte, in welcher Form er bereit ist, es zu lesen und was man in diesem Geschäft alles beachten sollte.

Also - Schublade auf, Manuskript raus, und das ganze in Normseiten formatieren. Dabei bereits im Vorfeld auf Schusterjungen und Hurenkinder achten und natürlich all die Rechtschreibfehler verbessern, die vorher bestimmt noch nicht drin waren. Es werden dennoch genug übrig bleiben, da ein Autor grundsätzlich an der Betriebsblindheit leidet. Aber allein mit meiner Geschichte ist es nicht getan. Der Verlag möchte nämlich nur eine Leseprobe von wenigen Seiten, dafür aber ein Exposé. Und schon stehen mir die Fragezeichen vor Augen. Was bitte ist ein Exposé? Beim googlen gibt es darüber mannigfaltige Aussagen. Und auch Verlagsautoren kennen unterschiedliche Formen. Gleichfalls muss ein Anschreiben verfasst werden, das den Lektor, der meinen Umschlag öffnet sogleich zwingt, auch den Rest zu lesen, den ich geschickt habe. Nur dann habe ich vielleicht die Chance, dass der Verlag mein Komplettmanuskript anfordert, womit es noch immer nicht veröffentlicht ist.

Sollte mir dann das Glück hold sein und ich nach etwa zwei Jahren – ja, solange dauert der Vorlauf bei den großen Verlagen – ein richtiges Buch in der Hand halten, auf dem oben oder unten, mein Name prangt, dann geht die Arbeit erst richtig los. Denn das Marketingbudget der Verlage reicht in der Regel nur für die bekannten Erfolgsautoren, nicht für den kleinen No-Name-Schreiber. Diesen Weg vom Schreiber zum Erfolgsautor beschreite ich in der Regel zunächst mal allein. Erst wenn aufgrund meiner eigenen Promotion eine Neuauflage ansteht, wird vielleicht auch der Verlag auf diesen Zug mit aufsteigen.

In diesem Sinne liebe Autoren, die ihr eure Geschichten erfolgreich in einem Buch veröffentlicht sehen wollt, macht euch klar:

- Keiner hat auf euch gewartet.

- Die Beherrschung des Handwerks „Schreiben" ist eine grundlegende Voraussetzung.

- Reich wird man als Autor in der Regel nicht.

- Vom Manuskript zum Buch ist ein langer, mühsamer und steiniger Weg, der viel Geduld erfordert.

Nur wenn ihr bereit seid, dies alles auf euch zu nehmen, dann solltet ihr anfangen, viel Zeit darauf zu verwenden, vielleicht ein bekannter Autor zu werden. Wobei ich zugebe, es ist schon ein tolles Gefühl, ein fertiges Buch in der Hand zu halten, auf dem mein Name steht...


Copyright: Heike Susanne Rogg, 2017

Der Text darf, auch auszugsweise, nur mit meiner Genehmigung weitergegeben werden.

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⏰ Last updated: Nov 15, 2017 ⏰

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Wie ich als Autor reich und berühmt werde ...Where stories live. Discover now