Hektisch schlug ich die Tür eines Cafés auf. Ein paar Gäste blickten zu mir auf, achteten aber nicht weiter auf mich.
Ich wollte mich hier mit meinem Onkel treffen, war aber zu spät.
Ich ging ein paar Schritte hinein und sah nach meinem Onkel, als ich ihn nicht entdeckt hatte, suchte ich mir einfach einen leeren Tisch.
Verspätungen lagen in der Familie."Good Afternoon and welcome! Would you like to order some-", setzte die Kellnerin in bedürftigem Englisch an, die mich schon seitdem ich die Tür geöffnet hatte, im Visier hatte.
"Nein, danke", unterbrach ich sie unhöflicher Weise, dafür aber in fast perfektem koreanisch. "Ich warte auf Jemanden."Mit einem Nicken huschte sie flink davon.
Ich warf einen schnellen Blick zur Tür und dann auf meine Uhr. 13:23 Uhr. Um halb zwei würde ich bei meinem Onkel anrufen.
Vielleicht auch schon früher. Ich bildete mir nämlich unangenehm mitleidige Blicke von anderen Gästen ein, wie traurig es doch sei, dass ich versetzt wurde.Ich kramte ein Buch aus meiner Handtasche. 'The Fault In Our Stars' auf koreanisch. Es war eine Herausforderung, aber da ich das Buch schon in Deutsch und Englisch gelesen hatte, half es mir wirklich diese Sprache zu lernen.
Ich blickte auf. Meine Augen trafen auf die eines jungen Mannes. Vielleicht um die zwanzig. Er saß zwei Tische weiter. Ich lächelte kurz, er zurück, dann warf ich noch schnell einen Blick auf die Tür und darauf auf meine Uhr. Ich legte das Buch auf den Tisch, zog mein Handy aus meiner Hosentasche und rief meinen Onkel an.
"Mia! Es tut mir so leid, ich habe so viel zu tun und habe total verpeilt, dass wir zusammen essen wollten", entschuldigte Alex sich.
Ich wunk ab. "Ist schon gut. Wir können ja wann anders mal essen gehen."
Ich war meinem Onkel wirklich nicht böse - schließlich ist er ja zum Arbeiten nach Korea, und nicht zu seinem Vergnügen, gekommen. Ich war froh, dass ich überhaupt bei ihm wohnen konnte.
"Tut mir leid, ja. Oh, ein anderer Anruf. Da muss ich dran gehen. Sorry nochmal. Bis heute Abend, Mia!"
"Okay, bis - schon aufgelegt."
Naja, ich würde einfach alleine etwas essen.
Ich widmete mich wieder meinem Buch. Zumindest wollte ich das."Hi", sagte der Junge, den ich gerade eben angelächelt hatte, und der jetzt plötzlich an meinem Tisch stand und verschmitzt grinste. Erst jetzt sah ich ihn mir genau an. Er war relativ groß, gut gebaut, hatte blond gefärbte Haare, trug eine Brille - bloß als modisches Accessoire, wie ich schätzte -, hatte ein schönes Gesicht und war modisch gekleidet, sein Shirt war von 'Comme des Garçons' in einem altrosa-lila.
"Hey", erwiderte ich nur.
"Uhm", fing er an. "Ich beobachte dich schon ein bisschen und keine Ahnung, was du gerade am Telefon gesagt hast, aber ich denke, dass dein Date dir abgesagt hat, weswegen ich fragen wollte, ob ich mich vielleicht zu dir setzen könnte. Du bist sehr hübsch-"
Auf meinen leicht verwirrten Blick hin, brach er ab. "Do you even speak korean?"
Er hatte nur so schnell gesprochen, dass ich einen Moment gebraucht hatte, um zu sortieren. "Ja, eigentlich sogar relativ flüssig", antwortete ich auf koreanisch.
"Kein Date, nur mein Onkel. Und ja, du kannst dich gerne zu mir setzen", lächelte ich.
Was hatte ich zu verlieren? Er wirkte ganz nett und sah auch gut aus. Außerdem könnten mir zuverlässigere Kontakte hier definitiv nicht schaden.
Er lächelte. Dann zeigte er mit seinem Daumen über die Schulter nach hinten. "Ich hohle nur schnell meine Sachen."
Ich nickte.
Er holte seinen Laptop, sein Getränk und seine restlichen Sachen und legte sie ab.
"Tut mir leid, dass ich dich überfalle, aber ich musste dich einfach ansprechen", sagte der junge Mann und setzte sich auf den Stuhl mir gegenüber.
"Ich schätze jede Gesellschaft."Sofort kam die Kellnerin wieder aus ihrer Ecke und wollte Bestellungen aufnehmen, als wartete sie nur darauf. Diesmal gab ich mich ihr hin. Ich hatte einfach Hunger.
"Ich muss was essen", sagte ich zu meinem Gegenüber.
"Ich habe auch Hunger", nickte er.
Ich bestellte mir Mul naengmyeon - das einzige Gericht, der Speisekarte, das ich kannte - und einen Kaffee. Keine Ahnung, was er sich außer einem Kaffee noch bestellte."Kim Namjoon", stellte Namjoon sich mit einer kleinen Verbeugung vor.
"Mia", sagte ich nur, verbeugte mich aber ebenfalls.
"Mia", wiederholte er. "Das ist ein schöner Name."
"Danke", ich lächelte kurz.
"Du wolltest mit deinem Onkel essen, oder?", fragte Namjoon.
"Genau", antwortete ich. "Aber er versinkt mal wieder in Arbeit und hat keine Zeit. Und du,"- Ich nickte in Richtung seines Laptops -"halte ich dich von der Arbeit ab?"
"Ich denke eher nicht", antwortete Namjoon und sah mich intensiv an.
Fragend hob ich eine Augenbraue. Oder vermutlich hob ich beide, da ich einfach zu unfähig war, nur eine anzuheben.
Er fuhr fort: "Ich komme oft her, um Songtexte zu schreiben - also, wer weiß, vielleicht bist mir ja eine Inspiration", grinste er süß.
"Ich bin also deine Muse", schlussfolgerte ich schmunzelnd.
"Genau", er lachte kurz auf und Grübchen zierten für einen Moment sein Gesicht.
"Bist du Sänger oder so?", fragte ich wirklich interessiert."Ihre Kaffees." Elegant stellte die Kellnerin die Tassen vor uns.
"Danke."
"Dankeschön." Sofort nahm ich einen Schluck. Mit einem Lächeln ging sie wieder.Namjoon nickte. "Ich bin Rapper in einer Gruppe."
"Oh, wie heißt ihr?"
"BTS", antwortete er, während er an seinem Kaffee nippte.
"Ich glaube echt, ich kenne ein Lied von euch", erzählte ich und versuchte mich zu erinnern. "Ich habe es ein paar Mal im Radio gehört, warte."
Ich summte die Melodie, weil ich mich nicht mehr an den Titel erinnern konnte.
"Fire", erriet Namjoon und nickte.
"Genau", meinte ich, hielt mich aber nicht weiter damit auf, dass seine Lieder im Radio liefen.
"Setzt du dich oft zu fremden Frauen an den Tisch?"
"Oh, natürlich, niemand ist vor meinem Charme sicher", sagte er sarkastisch.
"Du liest ein koreanisches Buch, kannst ziemlich gut koreanisch, englisch und noch eine Sprache und siehst nicht wirklich koreanisch aus - woher kommst du, wenn ich fragen darf?"
"Ich komme aus Deutschland", antwortete ich.
"Was machst du hier? Studieren?", wollte er wissen.
"Nein, ich kann erst nächstes Jahr studieren und wollte mir in diesem Jahr deshalb ein wenig die Welt anschauen - und da mein Onkel hier wohnt, ist das ideal", erklärte ich.
"Was willst du studieren?" Namjoons Interesse wirkte so echt, was mir gefiel.
"Modedesign." Ich lächelte. Ich freute mich wirklich schon sehr, dass mein Studium nächstes Jahr beginnen würde.
Er lächelte auch. "Ich liebe Mode."
"Das sieht man auch."
Wir unterhielten uns noch ein wenig über Mode, wie ich koreanisch gelernt hatte und über sein gutes Englisch, bis unser Essen endlich kam. Ich bestellte mir noch ein stilles Wasser."Ich habe riesen Hunger", sagte ich und nahm die Stäbchen in die Finger und aß meine Nudeln.
"Ich auch." Namjoon hatte auch Nudeln, nur, dass seine gebraten waren und er andere Beilagen hatte.
"Wie lang bleibst du in Seoul?", fragte Namjoon.
"Zwei Monate - ich habe das nicht wirklich festgelegt. Mal sehen, wie lange mein Onkel mich ertragen kann und wie lange ich bleiben will", lachte ich.
"Hoffentlich so lange wie möglich", sagte Namjoon mit intensivem Blick und wir verfielen in ein seltsames, aber irgendwie gar nicht unangenehmes, Starren.
Dass er so konzentriert wirkte, faszinierte mich.
"Unser Essen wird kalt", meinte ich irgendwann, obwohl mein Gericht schon von Anfang an kalt war. Was keineswegs an miserablen Kochkünsten lag, Mul naengmyeon waren halt einfach kalt - aber lecker und perfekt für einen warmen Tag wie diesen.
"Ja", nickte er und aß weiter."Kann ich deine Handynummer haben?", fragte ich und brach somit die angenehme Stille.
"Klar, gib mir dein Handy, ich tipp sie dir ein", antwortete Namjoon.
Ich schob ihm mein Handy rüber und Namjoon tippte sie ein, dann schob er es zu mir zurück.
"Gib mir auch deine Nummer", forderte Namjoon.
"Gerne." Ich las sie ihm vor und er tippte sie in sein Handy.Nachdem wir aufgegessen und noch viel geredet hatten, bezahlte jeder sein Essen und wir verabschiedeten uns.
"Bis bald", lächelte ich, als wir vor dem Café standen.
Er grinste. "Hoffentlich sehen wir uns schnell wieder", sprach Namjoon mir aus der Seele.Mein Telefon klingelte. Ich legte mein Buch zur Seite und guckte auf den Display. Es war Namjoon.
"Namjoon, hi", begrüßte ich ihn lächelnd.
"Na, Mia." Ich hörte sein Lächeln durch das Handy.
"Was gibt's? Vermisst du mich nach diesen" - ich warf einen Blick auf meine Armbanduhr. Es war ungefähr 18 Uhr - "etwa drei Stunden schon?", schmunzelte ich.
"Ja", antwortete Namjoon nur. "Willst du vorbei kommen? Wir könnten einen Film oder so schauen."
"Schick mir deine Adresse und ich mach mich auf den Weg."
"Perfekt. Bis gleich, Mia."
"Bis gleich." Ich legte auf und biss mir auf meine Unterlippe. Namjoon war wirklich süß.
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Liebe auf den ersten Kaffee || BTS Rap Monster FF
FanfictionSo wie fast jeden Dienstag Nachmittag sitzt Namjoon in seinem Stammcafé, um Songtexte für seine Band BTS zu schreiben, als ein schönes europäisches Mädchen vergebens auf ihre Verabredung wartet ...