Kapitel 1

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Es ist nicht alles so wie es scheint. Die Welt lügt und überleben kann man nur, wenn man lernt die Lügen zu durchschauen und eiskalt zurück zu Lügen. Ich komme aus einer adligen Familie und wurde mit Lügen großgezogen. Ich lebte in einer Scheinwelt, von der ich glaubte, dass sie existierte und ich wurde von allen schrecklichen Ereignissen ferngehalten. Ich saß in einem Gefängnis, in dem ich glücklich war weil mir jeder vorgespielt hatte, dass die restliche Welt gefährlich war. Die Armen Menschen aus den unteren Schichten übertrugen Krankheiten und in den Wäldern lauerten Räuber. Es war nirgendwo sicher und in diesem Gedanken lebte ich bis zu meinem 10. Lebensjahr. Ich entwickelte eine Angst gegenüber Fremden und besonders im Wald wenn wir durch den Westen fuhren. Die Räuber dort, so hieß es, würden jeden, der in ihr Gebiet eindringt töten. Und es hieß, dass sie kaltblütig auch Kinder abschlachteten. Dieser Gedanke war in meinem Kopf verankert, bis zu jenem Tag, an dem wir mit der Familie in ein Gebiet fuhren, welches Tegalan genannt wurde. Es lag im Westen von Highrong und der Weg führte direkt durch das Gebiet der Räuberbande.

Ich hatte Angst in die Kutsche zu steigen aber meine Mutter machte mir Mut. sie sagte, ich solle einfach daran denken, wie schön es dort war und das ich meine Freunde wiedersehen würde. Ich war nie der mutigste und mochte es viel lieber mit meiner Mutter im Hof ball zu spielen oder mit meinen Freunden fangen zu spielen. mit den Knappen durfte ich kein Kämpfen üben wie die anderen Kinder weil meine Eltern es zu gefährlich fanden. Meine Schwestern waren schon 15, 16 und 18 Jahre alt. Jede von ihnen hatte einen Ehemann in anderen Königreichen und sie kamen nur zu großen Feiern. Ich war erst 10 und hatte noch Zeit, bis ich heiraten musste.

"Augustin! Wo bist du?" rief meine Mutter, als sie über den Flur ging.

Ich saß im Wohnraum vor dem Kamin und wärmte mich auf. Es war zwar noch nicht kalt draußen aber nachts gab es schon das ein oder andere mal Frost. Als meine Mutter ins Zimmer kam spürte ich einen Anflug von Nervosität. Ich freute mich aber ein hauch von Angst blieb.

Das rattern der Räder dröhnte in meinen Ohren und bei jedem Tier, dass durch den Wald sprang, zuckte ich zusammen. Die vorbeiziehenden Bäume wurden immer weniger und das Gebiet immer sumpfiger. Tegalan war dafür bekannt, viele Menschen in den Tod zu reißen. Der Sumpfige Boden war oft für Unfälle verantwortlich. Es hieß, dass die Räuber den Boden teilweise Selber mit Wasser tränken, damit die Holzräder stecken bleiben. Es war eine Beliebte falle und wurde überall auf der Welt angewandt.

Die Kutsche wurde langsamer und das Zugpferd ging im Schritt weiter durch den Wald. Ich konnte das schnauben des kräftigen Kaltblutes hören und das beruhigte mich. Doch ganz leise hörte ich ein Geschrei aus der Ferne und die Kutsche blieb ruckartig stehen. Einen Wimpernschlag lang standen sie nur da. Das Geschrei kam näher und musste von vielen Menschen stammen. Mit einem lauten knall der peitsche trieb der Kutscher das Pferd, welches in vollem Tempo über den Waldweg rannte. Ich war von Grund auf ein Pessimist und für mich war klar, dass das die Berüchtigte Räuberbande sein musste. Mir wurde schmerzlich bewusst, dass dieser Ausflug der größte Fehler in meinem Leben war und ich nie wieder zurück kehren würde. Der Kutscher trieb sein Pferd immer schneller und der Weg war nur noch schwer zu erkennen und viel zu schmal. Die Kutsche war nicht für so ein Tempo ausgelegt und knackte immer wieder. Ich hatte Todesangst und mir liefen ein paar Tränen übers Gesicht. Ich würde sterben und meine Eltern ebenso. Wir ließen ein Königreich zurück und meine Tante würde mit diesem Verlust nicht klarkommen. Ich fing an zu schluchzen und auch meine Mutter weinte bitterlich. Sie gab mir ihre Hand und schaute auf den Boden. Eine Träne nach der anderen fiel auf den Boden und hinterließ jeweils einen kleinen feuchten fleck auf dem Holzboden. Mein Vater versuchte die Fassung zu behalten aber sogar ihm liefen die Tränen übers Gesicht. Der große, unerschütterliche König weinte und das hieß, dass es wirklich schlimm um uns stand. Der Moment war schrecklich. Wir saßen Hilflos in einer zerbrechenden Kutsche und wurden von Räubern verfolgt. Falls einer von uns dieses Ereignis überlebte, wäre er der wohl tapferste aus dem ganzen Land. Jedoch war dies nur scheindenken und ich wusste, dass es wohl für mich und meine Familie das ende bedeuten würde.

In den rufen des Kutschers lag Panik und er trieb sein Pferd immer weiter. Das massige Kaltblut rannte so schnell wie es konnte und nahm eine Hürde nach der anderen. Tiefe schlamm Löcher oder steile anstiege. Auch kleine kurven lief sie fast perfekt. Jedoch nur fast. Eine sehr scharfe kurve sah der Kutscher viel zu spät. Er versuchte noch zu bremsen aber die instabile Holzkutsche kippte schon auf die Seite. Das Kaltblut wurde mit zu Boden gerissen und blieb liegen. Ein Bein war in den Zugleinen verfangen und das Geschirr hielt sie am Boden. Ich fiel mit der Kutsche auf die Seite und mein Bein wurde unter einem Herabfallenden Brett begraben. Der Kutscher nahm mich gar nicht wahr, als er meine Eltern aus der Kutsche holte und mit ihnen floh. Meine rufe und schreie wurden von denen der Räuber übertönt und so lag ich da. Meine letzte Hoffnung war geschwunden und ich war den Gesetzlosen hilflos ausgeliefert. Mein Bein wurde schwer von den Nägeln, die noch in dem Brett hingen, getroffen. Ich weinte und schrie so laut ich konnte um meine Eltern zurück zu holen aber es waren eher schon aufgegebene versuche. Ich hatte kein vertrauen mehr darin, dass jemand mich hörte, bevor die Räuber mich fanden. Mein Atem setzte immer wieder aus und meine Sicht wurde verschwommen. Aber ich durfte jetzt nicht ohnmächtig werden. Ich zwang mich wach zu bleiben und fixierte meinen Blick auf einen Punkt, der von meiner Position aus gut erkennbar war. Mein Bein war gefangen und ich war den heran eilenden Räubern ein leichtes Opfer. Mein Tod war schon sicher aber ich wollte mich noch nicht damit abfinden. Zitternd versuchte ich mich aufzusetzen und das Brett von meinem Bein zu heben. Es bewegte sich nur schlecht und man konnte es nur ein paar Zentimeter anheben. Es reichte nicht aus um mein Bein unversehrt drunter wegzuziehen. Die Spitzen enden der Nägel schnitten mir in die Haut und verhakten sich in meiner Hose. Der Schmerz zog wie Stiche mein ganzes Bein hinauf bis in den Brustkorb. Ich ballte meine Faust und biss mir in den Arm. Das hatte ich von meinem Vater gelernt, als ich mir einmal den Finger gebrochen hatte. Es half nicht wirklich aber meine Aufmerksamkeit glitt schon bald wieder zu den Räubern, die mittlerweile an der Kutsche angekommen waren und anfingen die Türen frei zu machen. Ein Brett nach dem anderen wurde vor der Eingangstür weggeschafft. Ich hielt den Atem an. Noch 3 Bretter, 2, 1. Ich konnte das Licht sehen, dass gelblich durch den bunten Herbst Wald schien. Es war nicht hell, da es von den bunten Baumkronen abgefangen wurde aber es reichte, damit ich mich besser fühlte. Doch meine Sicht wurde mir rasch von einer fremden Person genommen. Über das Gesicht des Räubers zog sich ein breites grinsen. Jedoch kein Grinsen wie ich es kannte. Es war böse und der fremde schien mir bis auf die Seele zu schauen.

"Wen haben wir denn da?!"


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⏰ Last updated: Nov 16, 2017 ⏰

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Vergessene Zeiten - von lug, betrug und TäuschungWhere stories live. Discover now