Short Stories - Aber Wirklich!

Paris

Morgens am Bahnsteig, weiße Röhre mit Kacheln und ein Schild. Aha! Metro also.

Ein Knistern.
Aso, der Mann packt ein Mars aus, vereinzelte Stimmen.
Wie laut kleine Geräusche von den Wänden hallen.

Der Boden ist belebt, sieht man.
Viele Menschen, viele Kaugummis. Der weißgraue Bahnsteig hier, der weißgraue Bahnsteig gegenüber, alles monoton,
wie im Spiegel.
Kennt man schon.
Dazwischen Schwärze, Gleise, Steine und Lebensgefahr, das sagt zumindest das gelbe Schild an der Wand.
Es gibt auch noch mehr Schilder: Ein blauweißes: Colonel Fabien. So heißt die Station. Das weiss man schon, steht ja auch am Eingang.
Bunte Werbeplakate von der Größe eines Autos; die Reklame ist vertagt, aber hat man sowieso schon eine Millionen Mal gelesen.

Da sind die Gleise doch interessanter. Ein fernes Grollen, war das der Zug? Die Menschen blicken auf.
Das donnern wird lauter, ja, eindeutig der Zug.
Das ist dann doch nicht so interessant, schnell gewinnt das Handy die Aufmerksamkeit zurück.

Der Basilisk windet sich um die letzte Kurve, zwei feurige Augen, müde von der Nacht.
Er tuckert am Bahnsteig vorbei, bremst, das Rauschen erstirbt, die Fenster gleiten am Bahnsteig vorüber. In seinem Bauch:
tausend einzelne Leute.
Jeder für sich oder für sich und sein Handy.

Die Türen gehen auf.
Plopp.
Kann man sich vorstellen,
hastig.
Leute steigen aus, Leute steigen ein.
Die Türen schnappen zu.
Der Zug setzt sich in Bewegung.
Er gleitet.
Er tuckert.
Er rauscht.
Er rauscht und grollt.
Er rauscht donnernd am Bahnsteig vorbei.

Die Luft fließt mit dem Zug und der Zug mit ihr.
Die Zeit wird in den Tunnel hinein gesogen.
Alles vergeht in Zeitlupe.
Der Tunnel schluckt.

Die Welle bricht: Normalzeit.

Das Wasser fließt in den Spalt zwischen den Bahnsteigen zurück. Man kämpft gegen seinen Wiederstand.
Der Zug hinterlässt einen Sog, der in die Leere zwischen den Bahnsteigen zieht.

Und plötzlich ist der Bahnsteig verlassen.