"Oh Gott, die schreien ja, als würden sie brennen.", sagte meine Mutter grinsend und erschöpft, direkt nachdem Daria und ich auf die Welt kamen. Zumindest hat uns das Papa immer wieder erzählt. Als wir geweint haben, weil unsere Lieblingssendung nicht mehr ausgestrahlt wurde, als Michael Jackson gestorben ist, zu dessen Lieder wir als Kinder unheimlich wild getanzt hatten. Als wäre die Flamme, die uns zum Weinen bringt, höher als die Hoffnung an uns. Damals waren wir die Zukunft. Zugegeben, wir waren zu diesem Zeitpunkt noch sehr jung. Als wir älter wurden, weinten wir nicht mehr so laut, dass es selbst die Nachbarn mitbekamen. So, als würde das Feuer, die Flamme, immer kleiner werden. Jedoch erlosch die Flamme nie. Man konnte das lodernde Feuer immer in unseren Augen erkennen. Wobei es mir so vorkommt, als würde das Feuer in meinen Augen langsam erlöschen.
Ich meine, ich hatte ein schönes Leben. Hatte. Immer dieses eine Wort, das die Bedeutung ganz schnell verändert. Daria starb als wir beide vierzehn waren. Sie hatte einen älteren Freund, der schon Mofa fahren konnte. Wir waren immer begeistert von allem, was mit nur zwei Rädern unheimlich schnell fahren kann. Dass ihr diese Leidenschaft eines Tages zum Verhängnis werden sollte, war uns nie klar. Sie und ihr Freund wurden von einem LKW erfasst und haben es keine zwanzig Minuten geschafft.
Natürlich musste ich dann die typische Abwärtsspirale verfolgen, wie jeder, der die Person verloren hat, die einem am nähesten Stand. Klar, es gibt auch schöne Geschichten von schönen Menschen, die ein schönes Leben führen, nachdem der schönste Mensch in ihrer Welt gestorben ist, aber für mich lief es nicht so. Man kann viele für diesen Absturz verantwortlich machen, aber im Grunde war das allein meine Schuld.
Im selben Jahr noch wurde ich von meinen Eltern beim Kiffen erwischt. "Nova, wir wissen doch, wie schwer es für dich ist. Für uns ist es genau so schwer. Wieso tust du uns das hier dann auch noch an?", schluchtzte meine Mutter in den Armen meines Vaters. Er sagte, ich müsste jetzt selbst entscheiden, ob ich wirklich diesen Weg gehen wolle, oder, ob ich abstürzen möchte und ein niemand werden wolle. Natürlich war es viel einfacher, abzustürzen, als mich aus diesem dunklen Loch herauszukämpfen. Aus diesem Grund entschied ich mich auch für die einfachere Entscheidung. Ich schätze, ich war schon immer sehr schwach.
Drei Wochen später schlich ich Nachts um drei Uhr aus unserem Haus und traf mich mit Artur, der mir ein Tattoo stach und mir danach noch meine Jungfräulichkeit nahm. Es tat nicht weh, wie jeder immer sagte. Schließlich war ich gefühlslos. Und betrunken. Und auf Drogen. Ich traf mich immer öfter mit ihm und probierte jede Droge und jede Sexposition mit ihm aus. Bis er vor einem halben Jahr an einer Überdosis starb, weshalb ich mich langsam frage, ob der Tod mich wohl verfolgt. Was sich liebt, das neckt sich. Verstehe ich schon, aber Tod, wenn du mich liebst, dann kannst du mich haben. Du musst mich nicht ärgern, um mir zu zeigen, dass du auf mich stehst.
Das ist also zusammengefasst die Geschichte, wie ich hier nur in Unterwäsche in einem Zimmer mit dem Badboy schlechthin gelandet bin. Ich zerstöre mich leidenschaftlich gerne, genau wie heute. Sex ohne Liebe. Drogen ohne Liebe. Zukunft ohne Liebe.
Wie besagter Badboy mit Nachnamen heißt, weiß ich nicht. Interessieren tut es mich ja sowieso nicht wirklich, obwohl ich mir schon überlegt habe, ob er vielleicht Robyn Schröder oder Ähnliches heißen könnte. Schließlich kann er ja nicht perfekt sein. Jeder hat irgendetwas Komisches an sich.
Manchmal stelle ich mir vor, ich wäre ein gutes, braves Mädchen. Einfach aus Spaß, weil das so weit entfernt ist. Wie in den Büchern stelle ich mir das vor. Das Good Girl schaut den Badboy nur einmal schön an und schon ist er ihr verfallen und verändert sich zum Guten. Aber so ist das nicht. Sowas gibt es nicht. Nur in den Büchern. Ich bin nur das Absturzmädchen mit der traurigen Vergangenheit und dem viel zu schönen Namen, den ich laut meiner zynischen Oma verschmutze. Ihr Mann ist vor vielen Jahren gestorben, weshalb sie seit etwa neun Jahren keinen Sex mehr hatte, weshalb ich ihre Art also etwas nachvollziehen kann. Wer neun Jahre nicht flachgelegt wurde, kann nun mal nicht anders, als zickig zu werden.
"Irgendwann gehörst du mir, Nova Valentine.", reißt mich Robyn aus meinen Gedanken. Ich lache, bevor ich einen Schritt auf ihn zugehe. Er sitzt noch fast ganz angezogen auf seinem Bett. Nur das Shirt hat er ausgezogen, weshalb man seine definierten Musklen sehen kann.
"Ich gehöre dir doch jetzt gerade.", raune ich in sein Ohr und setze mich auf seinen Schoß. Ich spüre seine Erektion ganz deutlich, trotzdem schaut er mir nur tief in die Augen. Seine Augen sind glasig und rot, genau wie meine, weshalb ich ihm kein Wort glaube. Es wäre so schön. Aber würde ich ihm glauben, würde mich mein Schatten einholen.
"Nein, babygirl, ich werde dich da rausholen. Verstehst du, ich werde dich retten.", meint er bestimmend, bevor er mich leidenschaftlich küsst. Ich grinse leicht, bevor ich ihm helfe, seine Hose auszuziehen. Robyn, der Badboy will mich retten. Süß. Wenn es doch so wäre.
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NOVA
Romantik"Irgendwann gehörst du mir, Nova Valentine" Bild gehört nicht mir cool cool