Festtagsübelkeit

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Festtagsübelkeit
2o. Adventskalendertürchen
ONE PIECE


Unruhig schwankte das Schiff. Die großen Wellen schoben es von einer Seite auf die andere. Nichts Ungewöhnliches für die hiesige, raue See. Und doch trieb das Übel sein Spiel mit der jungen Frau, die sich krampfhaft an der Reling festkrallte.
Zu lang waren sie bereits auf der großen Fahrt über die Weltmeere. Hatten Gefahren getrotzt, Bürgerkriege beendet, sich aus den Augen verloren und wiedergefunden. Waren in die tiefsten Tiefen hinabgetaucht, hatten Völker befreit und Schätze geborgen. Da wäre so ein laues Lüftchen für die Navigatorin doch nicht der Rede wert!
Und doch überkamen sie Taumel und Schwindel. Blässe zierte ihr Gesicht, während Nami ihren Kameraden Befehle entgegen rief, um sich aus der Gefahrenzone zu bringen.
»Franky!«, gellte die Stimme des Kapitäns gegen das Tosen des Windes an. »Was ist mit dem Coup de Bust?«
»Dafür ist es zu spät!«, rief ihm der Zimmermann entgegen und hatte Mühe, das Steuer zu halten. Selbst einem hochgewachsenen, und modifizierten Kerl wie Franky standen bei solch einem Sturm die Schweißperlen auf der Stirn.
»Nami, wir müssen hier weg!« Ruffys Anweisung wurde mit einem Schnauben beantwortet.
»Das weiß ich selbst!«, keifte die Navigatorin und versuchte in Richtung Steuerrad zu gelangen. »Franky?«
»Ich habe doch schon gesagt, dass der Coup de Bust nicht funktionieren wird.«, erklärte jener. »Unser Cola-Vorrat neigt sich dem Ende!«
»Gleich ist's mit uns zu Ende, wenn wir nichts unternehmen!« Sanjis Stimme, dicht an ihrem Ohr, ließ Nami unweigerlich zusammenzucken. Dass dieser seinen Arm um ihre Mitte schlang, war ihr entgangen. Erst, als der Smutje sich mit ihr in Bewegung setzte, registrierte sie, dass sein Vorhaben darin bestand, sie sicher zum Steuer zu bringen.
Meerwasser peitschte ihnen ins Gesicht und erschwerte das Vorankommen beträchtlich. Dennoch gelang es Sanji, sie sicher und heil zum Zimmermann zu geleiten. Statt von ihr abzulassen, behielt er Nami noch immer im schützenden Griff. Als ihr ein knappes Keuchen entwich, stutzte er.
»Sanji, bitte, mir ... mir ist ein wenig ...«, flehte Nami leise, während sie versuchte, all ihre kleinen Sinne beisammen zuhalten. Fragend hob sich eine Augenbraue, und doch kam er ihrem Wunsch nach, löste den Halt, jedoch stets bereit, ihr wieder genug Stabilität zu geben, wenn es heikel wurde. Sorge zeichnete seine Miene, als er die brüchigen Worte vernahm, die Nami an den Zimmermann richtete und ihnen eine möglichst unfallfreie Route garantierte, sofern sich Franky daran hielt. Verstehend nickte ihr Kamerad, brachte das riesige Schiff auf Kurs.
»Siehst du den hellen Streifen?«, japste Nami und krallte die bleichen Finger in die Rückenlehne des kleinen Sofas, das vor dem Steuer als Sitzgelegenheit diente. »Wenn wir es schaffen, dorthin zu kommen ... müssten wir außer Gefahr sein!«
Der Weg war beschwerlich. Es schien, als wolle das Meer nicht, dass es ihnen gelang, den gierenden, wütenden Fängen zu entfliehen. Brüllend wallte die See unter ihnen auf. Warf ihnen Wellen und Winde entgegen. Doch die Mannschaft um Monkey D. Ruffy wäre nicht jene, wenn ihnen ein solches Erlebnis ein Rückschlag versetzen würde!


Keuchend und mit hämmernden Herzen war es ihnen gelungen, dem von der Natur heraufbeschworenen Ärger zu entkommen. Zerfetzte Segel würden geflickt, Löcher, sofern dies bei jenem scheinbar unverwüstlichen Exemplar von Schiff überhaupt möglich war, gestopft.
Ruffys Lachen war es, das ihnen signalisierte, außer Gefahr zu sein. Jedoch vermochte es dieser Kerl noch immer, Warnungen in den Wind zu schießen, und selbst in lebensbedrohlichen Situationen ebenjene falsch und vor allem heiter, einzuschätzen.
Erleichtert sank die Navigatorin in sich zusammen. Nach all der Zeit hätte es für sie ein Leichtes sein sollen, den Umständen zu trotzen, doch die Übelkeit machte ihr noch immer zu schaffen.
»Nami?« Sanjis Besorgnis ließ sie den Kopf heben. »Vielleicht solltest du dich ein wenig ausruhen?«
Dankbar nickend rappelte sie sich auf. Just in jenem Augenblick ließ der Smutje von ihr ab und es zu, dass die junge Frau auf zittrigen Knien den Weg in Richtung Kajüten beschritt.
»So was haut sie doch sonst nicht um«, bemerkte Franky, der ihrem Verhalten skeptisch entgegensah.
»Wer weiß«, leise entflohen ihm jene Worte, ehe Sanji sein Hauptaugenmerk auf eine stärkende Suppe richtete, die der Navigatorin hoffentlich zu neuen Kräften verhalf.

FesttagsübelkeitWhere stories live. Discover now