new hotel room buddies

2K 131 9
                                    

Ich öffnete flatternd meine Augenlieder und sah mich mit zunächst noch verschwommenem Blick um. Nachdem ich zaghaft gegähnt hatte, merkte ich dass wohl eingeschlafen sein musste, ziemlich tief wie es schien, denn ich hatte einen kleinen Sabberfleck auf Shawn's Shirt hinterlassen. Vorsichtig rückte ich ein wenig von ihm ab, da ich wie es schien, während ich geschlafen hatte, mich die ganze Zeit an ihn gelehnt hatte. Er schlief noch immer friedlich und tastete mit seiner Hand ein wenig unruhig die Leere ab, die ich hinterlassen hatte. Ich hingegen betrachtete peinlich berührt den winzigen Sabberfleck und überlegte wie ich ihn wohl schnellstmöglich entfernen konnte, ohne dass jemand etwas davon mitbekam. Leicht panisch kramte ich ein Taschentuch aus meiner Tasche und wischte wie wild auf dem Fleck herum, der auch ein wenig verblasste, als Shawn plötzlich seinen Arm nach mir ausstreckte und mich an sich zog. Dann legte er seinen Kopf auf meine Schulter und schlummerte zufrieden weiter. War das zu fassen? Ich war unter seinem Gewicht sozusagen eingeklemmt und konnte auch nicht entkommen. Plötzlich ging der automatische Verkehrsfunk an und der Radiosprecher berichtete von irgendwelchen Unfällen in der Downtown von Vancouver. Vielleicht sollte ich dem Kerl danken, denn Shawn wachte auf und streckte sich, wobei er mir fast seine Faust ins Gesicht rammte. Er rieb sich verschlafen über die Augen und blickte mich dann gähnend an. "Na gut geschlafen?", fragte ich grinsend und erhaschte dabei einen kurzen Blick auf die Stelle wo sich zuvor noch der Sabberfleck befunden hatte, welcher jetzt aber zum Glück verschwunden war. Ich atmete erleichtert auf, genau als er antwortete: "Gut, und du?" Er hatte doch nicht etwa gespürt wie ich auf ihn gesabbert hatte? Shawn sah wohl meinen irritierten Blick, denn er fügte grinsend hinzu: "So wie du dich an mich gelehnt hast, wird meine ganze rechte Seite wohl blau sein." Huch, nochmal Glück gehabt. Ich wollte gerade etwas erwidern, als Karen, die uns wohl schon die ganze Zeit beobachtet hatte, stolz meinte: "Ihr verhaltet euch wie richtige Geschwister, ach ist das schön! Jetzt habe ich noch eine Tochter gekriegt!" Ich lächelte höflich, obwohl ich lieber nicht als Shawn's Schwester bezeichnet wurde. Wer wurde gerne von seinem anscheinenden Bruder vor der ganzen Schule bloß gestellt? Aaliyah mal sicher nicht. "Ja! Dann habe ich eine große Schwester.", jubelte Shawns richtige Schwester und Karen und Manni lachten. "Wir sind gleich da! Da um die Ecke muss unser Hotel sein!", informierte uns Manuel und ich reckte den Kopf um zwischen den schimmernden Hochhäusern unser Hotel ausfindig machen zu können. Manuel lenkte den Wagen in eine Tiefgarage, die sich als die des Mariott's herausstellte. Der Besitzer der Mariott Hotelkette war sogar schon bei uns zu Hause zum Abendessen da gewesen, Mr. Mariott, oder Bill wie wir ihn in der Familie nannten. Das war wohl das Leben, dass jemand führte der Hollister zum Nachnamen hieß. Wir stiegen aus und hievten unser Gepäck aus dem Kofferraum und gingen dann zum Lift. Dann ging Karen zur Rezeption und checkte ein, während wir in der Lobby auf den Sesseln lümmelten und uns irgendwie beschäftigten. Ich ging auf meinen Instagram Account und sah dass ich jetzt 130 k Follower hatte.  Ich zeigte es Shawn und der grinste nur und flüsterte: "Das hast du dir selber zu verdanken." Ich umarmte ihn kurz und dann kam Karen zurück und hob strahlend zwei Zimmerkarten in die Höhe. Dann gingen wir mit unserem Gepäck zum Aufzug und als wir in der zehnten Etage vor den zwei gebuchten Zimmern standen, die nebeneinander lagen offenbarte Karen: "Aaliyah will unbedingt bei Manuel und mir schlafen, also teilt ihr euch ein Zimmer, okay?" Mir klappte die Kinnlade hinunter und zwar nicht nur wörtlich, sondern auch in echt. Ich war wirklich ein lebender Meme. "Das ist jetzt nicht euer Ernst?", schimpfte Shawn aufgebracht und ich konnte es ihm wirklich nicht verdenken. Wären dass meine richtigen Eltern, hätte ich sie wahrscheinlich so angeschrien, dass die Möbel in der Lobby erzittert wären. Ich meine, ich und Shawn in einem Zimmer? Wir konnten uns quasi nicht leiden und der Vorfall in der Schule hing immer noch wie ein dicker Nebel in der Luft zwischen uns. Kein Wunder denn er konnte mich genauso wenig leiden wie ich ihn und außerdem war ich richtig sauer dass er mich vor allen als seine Mittleidsgastschwester bezeichnet hatte. Und jetzt sollten wir zusammen in ein Zimmer? War das die Ironie des Schicksals, wie es so schön hieß? "Das kann einfach nicht euer Ernst sein!", schimpfte Shawn weiter und sah seine Mutter vernichtend an. "Es ist unser Ernst, in unserem Zimmer ist kein Platz mehr und-", versuchte es Manuel doch Shawn fiel ihm ins Wort: "Dann bucht doch ein extra Zimmer für Samantha." Wäre gar keine schlechte Idee und meiner Kreditkarte würde der Betrag eines Hotelzimmers wirklich nichts ausmachen. "Ich kann es auch zahlen!", schlug ich vor und Shawn sah mich dankbar an. "Ich habe schon darüber mit der Rezeptzionistin gesprochen, aber sie meinte, dass das Hotel bis auf den letzten Platz wegen dem Ed Sheeran Konzert ausgebucht ist.", gestand sie bedauernd und Shawn schnaubte. "Aber hey, ihr habt das größere Zimmer, jeder sein Bett und einen riesigen Flatscreen Fernseher mit Netflix, außerdem ein riesiges Badezimmer, sodass jeder genug Platz habt. Und ihr seid ja zum Glück weder verliebt noch Erzfeinde, außerdem ist es ja nur für zwei Nächte. "Du schuldest mir was.", meinte Shawn genervt und entriss ihr die Zimmerkarte, steckte sie in den Schlitz und verschwand im Zimmer. "Shawn! Vergiss nicht dich für das Abendessen fertigzumachen! Wir wollen in 2 Stunden los, okay?", rief Karen ihm nur noch nach und es war ein leises Murren zu hören, dass man vielleicht auch als Bestätigung zählen konnte, dass Shawn sie verstanden hatte. Ich warf Karen nur noch einen unsicheren Blick zu, bevor ich auch im Zimmer verschwand und die Tür hinter mir schloss. Im Zimmer sah ich als erstes Shawn, der das riesige Doppelbett in der Mitte des Raumes auseinanderschob. Oder sollte ich eher sagen, er versuchte es auseinanderzuschieben? Denn scheinbar schien es ihm nicht zu gelingen.  "Soll ich dir helfen?", fragte ich und ging zu dem Bett, als er sich mit seinem vollen Körpergewicht dagegenlehnte und fluchte. "Ich glaube du kannst nicht viel helfen, meine Mutter war so schlau ein Doppelbett zu nehmen, dass man nicht auseinander schieben kann.", meinte er und rollte mit den Augen. Ich schluckte hart, bevor ich piepsig meinte: "Ich schlafe auf dem Boden." Shawn sah mich ungläubig an: "Das ist dein Ernst?" Ich nickte langsam und nahm eine Bettdecke vom Bett und wollte sie gerade auf den Boden legen, als Shawn mich aufhielt. "Hör mal, Sam, es tut mir leid, okay?" Damit hätte ich als letztes gerechnet. Ich sah ihm verwirrt in die Augen und er nahm mir die Bettdecke ab. "Ich wollte dich echt nicht vor der ganzen Schule blamieren.", murmelte er und ich zog eine Augenbraue hoch. "Ja, das wolltest du natürlich nicht, Cassie hat sich schnell in dein Gehirn eingehackt und dich gezwungen das zu sagen.", sagte ich und mein ironischer Tonfall war nicht zu überhören. Er setzte sich auf das riesige Bett und zog mich am Handgelenk neben sich. "Sam, bitte ich will mich nur bei dir entschuldigen. Du musst meine Entschuldigung ja auch nicht annehmen, aber könnten wir bitte für dieses Wochenende Waffenstillstand haben?", fragte er mich hoffnungsvoll. "Ja okay, Waffenstillstand für dieses Wochenende.", willigte ich ein und er strahlte. "Und du musst wirklich nicht auf dem Boden schlafen. Wir können eine Mauer mit Kissen in der Mitte bauen und ich verspreche dich weder irgendwie zu begrapschen noch abzumurksen. Ich rollte mit den Augen: "Du hast echt Humor, hat dir das schon mal jemand gesagt?"

And it was all okay | s.m Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt