Es war ein kalter Herbstmorgen. Die Sonne schien durch das Fenster und spiegelte sich im zerbrochenem Glas wieder. Die Reflektionen wurden in roten Strahlen an die Decke geworfen, in Momenten wie diesen vergisst man was alles passiert ist und noch passieren wird. Friedlich schlafend lagen meine Schwestern auf einer dünnen verstaubten Matratze, zugedeckt mit zerrissenen Decken und Lumpen. Fünf Jahre war es nun schon her, fünf Jahre die uns drei so schnell hatten erwachsen werden lassen. Fünf Jahre in denen ich nochnicht mal mehr mit der Wimper zuckte, wenn es darum ging jemanden oder etwas zu töten das uns dreien schaden wollte. Die Infektion brach aus als ich grade mal ein paar Monate 15 Jahre alt war. Maria war gerade mal 13 und Emilia elf. Wir saßen damals verängstigt auf unserem großen roten Sofa und hatten uns unter Bergen von Decken verschanzt, meine Mutter und mein Vater führten eine hitzige Diskussion in der Küche über etwas und man konnte nur Satzfätzen wie "sind doch noch kinder" oder "nie wieder dieselben" hören. Ich wollte nicht das meine Schwestern ihren Streit mitbekamen und deshalb schaltete ich den Fernsehr an. Ich blieb bei den Nachrichten hängen die Live aus America gesendet wurden. Eine schwarzhaarige junge Nachrichtensprecherin, erzählte über die gedachten Aufstände die in wirklichkeit eine Infektion war. "Eine Infektion?" fragte Emilia ängstlich und schaute mich mit ihren großen grün, nach außen blau werdenen, Augen an. "Keine Sorge Emi das ist in Amerika" versuchte ich sie zu beruhigen. Doch sicher ob uns diese Infektion hier in Deutschland erreichen könnte, war ich mir nicht. Ich widmete mich wieder dem Fernsehr und sah das Feuerwehrleute vergeblich versuchten einen Brand im hintergrund unter Kontrolle zu kriegen. Einer der Feuerwehrmänner schrie etwas und schon explodierte das Gebäude und die Livesendung wurde abgebrochen.
Ich dachte gerne an früher, es war alles so einfach gewesen. Meine größte sorge war es das ich schlechte Noten schrieb oder das ich streit mit meinen besten Freundinnen bekam.
Als ich hier so auf einem zerfledderten rosa befleckten Stoffkissen saß, kam mir das alles lächerlich vor. Unglaublich was ich mir früher für sorgen gemacht habe, heute waren sie viel ernster: haben wir genug Munition? Essen? Medikamente und Verbände?
Die Sonne schien nun in den ganzen Raum und es wurde zeit aufzubrechen. "Emilia, Maria steht auf" sage ich und rüttle leicht an ihren Schultern. Nach ein paar Minuten hatten wir alle unsere Rucksäcke auf und standen in einer kleinen Gasse. "Wohin heute?" fragte Maria und schaute zu mir. "Wieder in Richtung Holland" kam es von mir und so liefen wir mithilfe von einem Kompass und einer Landkarte in die richtige Richtung. Wir hatten uns Holland vorgenommen weil die Küstenstädte weniger Bewohner hatten. Außerdem machte ich mir die Hoffnung das wir dort noch andere, nicht Infizierte Leute finden würden.
Wir waren schon seit Stunden unterwegs und die Sonne stand am höchsten Punkt am Himmel. Ein Windstoß mit kalter Bergluft wehte über uns hinweg. Wir mussten uns langsam ein Quartier für den Winter suchen weil wir sonst den Frühling nicht miterleben würden. Wir mussten ein Wind- und Schnee sicheres Haus finden, Essensvorräte anlegen und Holz sammeln. Es würde viel arbeit werden und wir mussten uns langsam sputen.
Mit einem seuftzen verkündete ich "Pause Mädels". Mit einem jauchzen ließ Emi sich auf einen umgefallenden Baumstamm fallen und nahm ein paar tiefe schlucke Wasser aus ihrer Trinkflasche. Maria lehnte sich mit dem Rücken an den Baumstamm und fing an die Äpfel von gestern zu essen. Ich selber setzte mich auf das Gras und legte meine Axt sowie meine Schrotflinte neben mich. Zweiteres stets geladen und jederzeit bereit zum Schuss, falls wir angegriffen wurden. Maria warf mir zwei Äpfel zu und so machte ich mich ans essen. Sie waren ganz sauer und wenn man zu viele aß bekam man Bauchschmerzen. Nach unserer kleinen Mittagspause gingen wir weiter. Wir waren in einer größeren Stadt unterwegs in der es viele Geschäfte gab die man noch gut ausbeuten konnte "Augen und Ohren offen" rief ich meinen Schwestern zu. Wir kamen nach längeren suchen an einem U-Bahn Eingang an. "Wenn wir hier durch laufen gehts schneller, dann kommen wir direkt am großen Platz raus und müssen uns keinen weg durch die Barrikaden suchen" sagte ich und schaute meine Schwestern an. Wir liefen die (natürlich nicht funktionierende) Rolltreppe runter und knipsten unsere Taschenlampen an. Hinter mir hörte ich wie Emi und Maria ihre Waffen entsicherten und/oder nachluden. Recht so, dachte ich mir und tat es ihnen gleich. Wir liefen weiter in die Dunkelheit und nahmen noch eine Treppe weiter runter. Ich blieb hinter einem Ticketautomaten stehen und lauschte. Irgendwo hörte ich die Geräusche die Infizierte machten. Wir schlichen uns weiter und sahen eine dreier Gruppe von Kreischern, so nannte Maria sie zumindest, denn wenn sie einen entdeckt hatten fingen sie an zu kreischen und machten einen heiden lärm während sie einen angriffen. Wenn wir sie nicht umgehen oder leise töten könnten, würden sie andere Infizierte anlocken. Wir schlichen uns zu der Kante die zum Gleis runterführte und ließen uns langsam runter. In gebückter haltung liefen wir zu der Treppe auf der anderen seite und kletterten schnell hoch. Die Kreischer hatten uns, Gott sei dank, nicht gesehen und so liefen wir schnellen schrittes weiter an die Oberfläche. Das Licht wurde immer heller und als wir draußen waren traute sich Emi als erstes zu sprechen "Ich hasse diese Viecher!". "Geht mir genauso" antwortete Ria (Maria) und wir liefen weiter. Wir kamen an einer Bäckerei vorbei und außerdem an einem Fleischer. "DM" schrie Emi aufgeregt und machte einen kleinen hopser. Ich folgte ihrem Zeigefinger und grinste "Na dann wollen wir doch mal sehen ob wir was schönes finden". Der Haupteingang war verstellt mit allen möglichen Schrott. Eine kleine Reihe von Fenstern zierte das flache Gebäude, wenn wir auf eine Mülltonne klettern würden und eins der kleinen Fenster einschlagen würden kännten wir ohne Probleme durchklettern.
In dem DM ging ich grade wegs auf die Lebensmittelabteilung zu, Emi und Ria gingen wahllos in den Gängen umher. Vor den getrockneten Hülsenfrüchten und den Dosenerbsen blieb ich stehen und packte so viel ein wie es ging. "Tampons!" jubelte Emi und ich musste lachen, eine Reihe hinter mir horte ich Maria klatschen. Als wir alles hatten kletterten wir wieder aus dem Dm raus. Unsere Schatten wurden Länger und es wurde Abend. "Wenn ihr eine Unterkunft für die Nacht findet sagt bescheid" rufe ich Maria und Emilia zu die sich gespannt über einen Zeitungskiosk hermachen und nach Zeitschriften gegen die langeweile zu suchen. Eine stunde später fanden wir ein mehr Familienhaus dessen Eingänge zugestellt waren und so einen guten schutz boten. Wir kletterten von dem kleinen Dach der Eingangstüre in das Fenster der 1.Etage. Drinnen angekommen lief ich erstmal mit gezückter Schrottflinte durch alle Räume und kontrollierte ob wir alleine waren, Was zum glück auch der fall war. "Ihr wisst wie es abläuft" rief ich Maria und Emi zu und bekam nur ein einstimmiges "Ja" aus der Küche und dem Wohnzimmer. Wenn wir uns ein quartier für die Nacht einrichteten bereitete Emilia immer das Essen zu, Ria machte unsere Schlafplätze fertig und ich durchstöberte die Wohnung nach nützlichen Dingen wie z.B. Streichhölzern oder Feuerzeugen, Kerzen oder Medikamenten. Ich machte mich als erstes im Flur zu schaffen. Dort durchwühlte ich eine große Holzkomode die Schals,Handschuhe und Mützen besaß. Eine neues Paar Handschuhe für uns kann nicht schaden dachte ich mir, denn diese Exemplare waren allesamt Thermohandschuhe. Ich wollte mich grade in die Küche begeben als mir ein Bild ins Auge viel, dass an der Wand neben dem Türrahmen angebracht war. Auf dem Bild war ein Mann mittleren alters zu sehen der ein kleines Mädchen auf seinen Schultern trug, die Kleine hatte eine Stoffpuppe im Arm die das gleiche Rüschenkleid trug wie sie. Das zahnlückenlächeln des Mädchens und das stolze lächeln des Vaters waren ehrlich. Hoffentlich habt ihr's geschafft dachte ich mir, und ging nun in die Küche weil Emi schrie das das Essen fertig sei.
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Blutsschwestern
ActionEin Ort wo wir sicher wären. Wo wir nicht Tag und Nacht angst um unser Leben hätten müssen. Ein Ort wo..wo man ein normales Leben führen könnte, am besten noch mit adneren Überlebenden. Ohne Infizierte, Tod und Leid. Das war leider undenkbar.