Lost Spirits

...

Ich stolperte aus dem Bus, verlor dabei mein geheimes Notizbuch, in dem all meine "Forschungen" standen und entschuldigte mich leise (so leise, dass es eh niemand gehört hat) beim Busfahrer, während ich das Buch aufhob und den Bus jetzt endgültig verließ.
Es war dunkel und ich wollte so schnell wie möglich zuhause sein. Eigentlich liebe ich es ja, alleine Zuhause zu sein... aber seitdem ich mich so viel mit paranormalen Sachen beschäftige, fühle ich mich fast immer beobachtet. Aber das soll jetzt nicht so klingen als wäre ich ein Angsthase. Es ist nur... das was ich alles über das Übernatürliche herausgefunden habe, macht mir schon Angst.
Naja, egal...
Also ich war gerade auf dem Weg nach Hause. Als ich vor meinem Haus stand, sah alles noch ganz normal aus. Ich öffnete die Gartentür und ging den Steinweg durch den Garten zur Haustür.
Plötzlich hörte ich ein Quietschen. Ich drehte mich schnell um. Da war nichts... doch, die alte Schaukel, die an dem noch älteren Apfelbaum hing und seit gefühlten tausend Jahren nicht mehr verwendet wurde, bewegte sich.
Ja, dumm wie ich bin, ging ich vorsichtig hin und stoppte sie.
Alles wurde leise. Ok... davor war es auch nicht gerade laut, aber es bekam jetzt so eine andere Atmosphäre. Ich konnte nicht sagen, ob die Luft warm oder kalt war. Es war so komisch...
Ich drehte mich einmal um mich herum. Dabei blieb mein Blick an etwas hängen, was einfach dort hinten zwischen zwei Bäumen, die zu einem Tor geformt waren, stand. Im ersten Moment dachte ich, es wäre Schnee. Aber das wäre irgendwie komisch, denn wir hatten Frühling. Und sonst war ja auch nirgends Schnee.
Ich schaute genauer hin und stieß einen kleinen Schreckensschrei aus (ich glaub es war ein innerlicher, ich hab ihn nämlich nicht gehört).
Dort stand, als wäre es das normalste der Welt, ein kleines Mädchen in einem weißen Kleid. Es starrte mich an... Jaa, i know da denkt man gleich an nen schlechten Horrorfilm aber es war...naja keine Ahnung das kann man nicht beschreiben.
Ja, dann fiel mir auf, dass das Mädchen immer näher kam, aber ohne sich zu bewegen.
Ich, als begeisterte Geisterforscherin (gibst das Wort überhaupt?!) wusste natürlich sofort, dass das kein Mensch sein konnte.
Mein Gewissen bereitete sich schon auf meinen Tod vor, ich schaute mich um, ob irgendwo Papier wäre, damit ich schnell eine Nachricht an Lennox schreiben konnte, dass ich ihn immer geliebt hatte... aber dieses Mädchen kam immer näher...
Als es mich fast berrührte (warum bin ich nicht einfach weggelaufen??) kam plötzlich ein Wind auf.
Ich merkte auch dass es kälter wurde, dort, wo mir das Mädchen am nähesten war.
Obwohl das Mädchen nicht sprach -es stand einfach nur da und starrte mich an wie ne behinderte- hört ich eine Stimme. Sie war so richtig kindlich und gehörte ganz sicher dem Mädchen. Was die Stimme sagte, verstand ich aber nicht. Es war wie ein undeutliches Singen.
Dann wurde es still. So richtig still. Ich hatte so Angst und wusste nicht was ich tun sollte... also wollte ich einfach mal freundlich sein und flüsterte langsam: "Hi." Tolle Aktion.
Plötzlich begann das Mädchen zu sprechen. Es war dieselbe Stimme wie davor, sie wirkte irgendwie beruhigend.
"Wir haben nicht viel Zeit."
Wow, danke. Deshalb stehst du da auch zehn Minuten herum, schaust mich an als wärst du ein perverser Junge und sagst nichts.
Sie blickte mich an als hätte sie meine Gedanken gelesen, dann sagte sie: "Ich kann dir nicht sagen, was mit dir passieren wird. Das musst du selbst herausfinden. Aber ich muss dich vor etwas warnen. Es wird sich alles verändern. Manchen Personen, die du liebst, kannst du nicht mehr nahekommen."
Ok. Toll. Das hörte sich an wie so eine Prophezeiung aus den ganzen Filmen...
Das kleine Mädchen fing an zu lachen. Am Anfang war es noch süß, aber dann wurde es immer hysterischer, und plötzlich, so ganz ohne Vorwarnung zischte sie wie ein Blitz durch mich hindurch. In dem Moment, wo sie “in mir“(niiicht falsch verstehen!) war, wurde ich durchgeschüttelt und merkte, wie sich etwas veränderte. Das Mädchen war nicht mehr da. Schade, ich wollte noch nach seiner Nummer fragen. Im selben Moment merkte ich, wie all meine Kräfte verschwanden und ich fiel zu Boden.