Miss u

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Ich vermisste ihn, ich vermisst ihn so sehr, dass der Schmerz schien, ein Loch in meine Brust zu brennen. Aber er würde nicht zurück kommen, das hatte er mir soeben mitgeteilt. Denn statt, wie es eigentlich geplant war, nach seinem Abschluss wieder zurück nach Korea zu kommen, blieb er fürs erste in Amerika. Grund dafür war ein Jobangebot, das er meinte, gar nicht abschlagen zu können und eigentlich freute ich mich ja für meinen kleinen Keks, doch auf der anderen Seite hatte ich das Gefühl, er hätte mich im Stich gelassen. Natürlich hatte er das nicht, aber es fühlte sich im Moment so an, als ließe er mich allein zurück.

Vor einundeinhalb Jahren hatte er beschlossen, seinen Abschluss in Amerika zu machen. Aber bevor er in den Flieger stieg, sah er mich weinen und kam kurzerhand nochmal schnell zu mir, drückte seine Lippen auf meine Stirn und versprach mir leise, dass er direkt danach, wieder zurück zu mir kommen würde. Ich war damals unglaublich traurig gewesen, zurecht, immerhin wollte mein bester Freund einfachmal für ein Jahr nach Amerika gehen. Aber seine Worte trösteten mich und so wurde meine Vorfreude auf unser Wiedersehen immer größer. Genauso wurde ich mir immer klarer über meine Gefühle zu Jungkook, ich empfand schon lange mehr als nur Freundschaft und ich glaube, während seiner Abwesenheit sind sie nur noch gewachsen. Aber jetzt, nachdem ich erfahren hatte, dass dieses Wiedersehen noch auf sich warten ließ, brach etwas in mir und ich lernte die Kehrseite der Liebe kennen. Plötzlich wurde mir klar, was die Leute mit Herzschmerz meinten, plötzlich lösten die Schmetterlinge in meinem Bauch gar kein angenehmes Kribbeln aus, eher fingen sie an, an meinen Innereien zu knabbern. Kein gutes Gefühl, wenn dies zusätzlich zu stechenden Kopfschmerzen und pochenden Herzkrämpfen passierte.

Langsam klappte ich den Laptop zu und schob ihn an das Fußende meines Bettes, nur um mich dann zusammen zu kauern und einfach in meinen Pullover zu schluchzen. Ich verstand es nicht, ich verstand ihn nicht, wieso ließ er mich einfach allein, hatte er mich dieses Jahr nicht genauso vermisst, wie ich ihn? Aber eine Sache verstand ich durchaus, ich könnte jetzt nicht einfach aufgeben, ich brauchte Kookie an meiner Seite und so beschloss ich, dass ich nur noch diese Nacht im Selbstmitleid versinken durfte. Morgen, würde ich mir dann einen Plan überlegen, wie ich das wieder hinbekommen könnte.

Und so geschah es wirklich, mit sehr viel Mühe schaffte ich es tatsächlich am nächsten Tag aufzustehen und schleppte mich dann ins Badezimmer, wo ich erstmal beschloss zu duschen und mich auch zu schminken. Anders würde ich nicht verstecken können, wie sehr mich Kookies Nachricht und die darauf folgende Nacht mitgenommen hatte. Als ich schließlich aus dem Bett kam, war es schon zehn Uhr und ich rief kurzerhand Namjoon an, allein würde ich es nicht schaffen. Tatsächlich tauchte er eine halbe Stunde später mit meinem gewünschten Kaffee auf und Jin hatte er auch gleich mitgenommen, ich nahm ihn einfach den Kaffee aus der Hand, warf ihn einen dankenden Blick zu und eilte in mein Zimmer. Die beiden würden mir schon folgen und siehe da, kurz später, öffnete sich auch schon meine Zimmertür und Jins Kopf schaute herein. „Darf ich rein kommen?", ich nickte nur als Antwort, würde ich sprechen, fiele mir sogleich das Croissante aus dem Mund und diesen Anblick erspare ich den Älteren lieber. Dieser kommt jetzt übrigens endgültig hinein und schließt die Tür hinter sich, Namjoon holt wahrscheinlich noch etwas zu trinken. „Was machst du da eigentlich?", fragt er neugierig und setzt sich neben mich um zu sehen, was ich gerade an meinem Laptop mache. Als er die Website des Flughafen erkennt, weiten sich seine Augen und er zieht geschockt die Luft ein und in dem Moment kommt tatsächlich auch Namjoon herein und hält in der rechten Handtatsächlich einen Tee, den er sogleich neben Jin stellt und eine Flasche Wasser für sich selbst. Als er Jins geschocktes Gesicht sieht, zieht er amüsiert die Augenbrauen hoch und fragt, was den mit dem Ältesten passiert ist und noch bevor ich antworten kann, reißt Jin den Mund auf: „Tae, möchte anscheinend raus aus Korea!"

Nun schaut mich Namjoon auch verwirrt an uns zieht seine Stirn leicht zusammen: „Wieso das denn?" Erneut bin ich nicht schnell genug und höre schon die nächste Frage: „Ist es wegen Jungkook? Weil er nicht zurück kommt?" Da schließe ich meinen Mund wieder und nicke leicht, ohne das ich es wirklich bemerke, kullert mir eine Träne über die Wange und als Jin dies sieht, zieht er mich sofort in seine Arme. Namjoon stellt währenddessen die Wasserflasche ab und klappt fürs erste auch den Laptop zu, bevor er ihn zur Seite schiebt und sich auch aufs Bett setzt. Leicht streichelt er mir über den Rücken, was mich nur noch mehr zum schluchzen bringt. Erst, als ich mich wieder voll und ganz beruhigt habe, sagt Namjoon wieder was. „Na dann, erzähl uns mal, was du vor hast."

Ich zuckte mit den Schultern, denn einen richtigen Plan hatte ich selbst noch nicht. Das einzige, was ich wusste und das in diesem Moment zählte war, dass ich Jungkook vermisste und ich unbedingt zu ihm musste. Ansonsten würde ich noch an dem Druck in meiner Brustgegend sterben oder an meinen Tränen ertrinken, so fühlte es sich im Moment zumindest an. Schließlich hatte ich die Blicke von Jin und Namjoon, in denen sich sowohl Besorgnis als auch Neugier spiegelten: „Ich will zu Kookie, nach Amerika", sagte ich nach einem langen seufzen und zu meiner Überraschung kam kein Protest von Jin, sondern nur ein verständnisvoller Blick. Dieser wurde aber ziemlich schnell durch ein breites Grinsen ersetzt: „Ich hol die Koffer!" und bevor ich fragen konnte, wieso er in der Mehrzahl sprach, war er aus dem Raum verschwunden. Namjoon schob mich ein bisschen zu Seite und zog den Laptop zu sich, als er bemerkte, wie ich neugierig auf den Bildschirm schaute, um zu sehen, was er machte, zeigte er mir nur ein freches Grinsen, wobei seine Grübchen zu Vorschein kamen und verschwand ebenfalls aus dem Raum. Zurück blieb nur ich und meine Sehnsucht nach meinem kleinen Keks. Tolle Freunde hab ich, schoss es mir sarkastisch durch den Kopf.

Das der Sarkasmus komplett unangebracht war, bemerkte ich erst ein paar Stunden später, als unser Ältester wieder in mein Zimmer gestürmt kam und die Schranktüren aufriss, sich von allem etwas schnappte und den gerade noch leeren Koffer legte. Gerade wollte ich fragen, was er mache, bekam jedoch wieder keine Gelegenheit dazu, da er schneller war: „Du musst selbst aussuchen, welche Krawatten du mit nimmst."
„Wohin mitnehme?", fragte ich mit gerunzelter Stirn, worauf er sich zu mir um drehte und sein berühmtes Lachen von sich gab: „Nach Amerika!" Erst da wurde mir klar, was für tolle Freunde ich hatte und mir wurde auch klar, dass ich Jungkook endlich wieder sehen würde. Meine Vorfreude war auf Anhieb riesig und ich half Jin sofort. Wir waren relativ schnell fertig, im Gegenteil zu Namjoon, denn als wir die Sachen runter tragen wollten, kamen wir an seinem Zimmer vorbei und es wurde ziemlich schnell klar, was los war. Überall lagen Sachen herum und eines der Regale war scheinbar umgefallen, Jin seufzte und lief zu dem anderen, um ihm zu helfen: „Wie gut, dass du den Flug für morgen früh gebucht hast."
„Ich kenn mich halt am besten", grinste Namjoon und kratzte sich beschämt am Hinterkopf.

Wir mussten unglaublich früh aufstehen, doch durch die Freude auf Jungkook machte mir das nichts aus, doch ging es anscheinend nicht jeden so. Als wir am Flughafen ankamen, fanden wir auch Jimin und Yoongi, die anscheinend beschlossen hatten an unserer spontanen Reise teilzunehmen, Jimin saß einfach am Boden der großen Halle und spielte irgendeinen Spiel, doch Yoongi fiel etwas mehr auf. Die beiden hatten scheinbar ihre Koffer hingelegt, damit Yoongi sie als Matratze benutzen konnte. Schon im Flugzeug war ich total nervös und als wir wieder unser Gepäck geholt hatten und nun raus gingen, war die Aufregung nicht zu bremsen. Ich streckte mich um möglichst über die Köpfe der ganzen Menschen zu sehen und Jungkook zu erblicken, nach mehreren Minuten erfoglosen Ausschauhaltens, klärte Yoongi mich auf: „Du wirst ihn nicht finden, er sitzt gerade in der Schule und vermutet nicht einmal, dass wir hier sind. Es ist eine Art Überraschung." Das klang einleuchtend und nun hielt ich, wie die anderen, erstmal nach einem Taxi Ausschau.

Wir fuhren allesamt erstmal zu einem Hotel in der Nähe von Jungkooks Wohnung und legten unsere Sachen dort ab, dann ging es auch sofort zu seiner Wohnung, da keiner von uns wusste, wann genau er aus hatte und wir möglichst vor ihm da sein wollten. Ein älterer Mann ließ uns freundlicherweise in das Wohnhaus, doch da wir keinen Ersatzschlüssel besaßen, der hätte uns in Korea ja auch nicht viel gebracht, mussten wir notgedrungen auf den Stiegen warten. Wir warteten um die drei Stunden, Yoongi schlief zwischendurch nochmal ein, weil Jungkook anscheinend tatsächlich Nachmittagsunterricht hatte. Gerade als Jin und Namjoon etwas zu Essen besorgen wollten, hörte man jemanden die Stiegen hochgehen und ein Schlüsselbund rascheln, als ich erkannte, wer das war in dem zu großen grauen Sweatshirt, sprang ich freudig auf und ihn fast an. Überascht ließ er den Schlüssel fallen, um mich irgendwie aufzufangen und nicht mit mir umzukippen, Jin schnappte sich sofort den Schlüssel und sperrte auf: „Na endlich! Ich hab Hunger!" Wir gingen also alle rein und zogen uns brav die Schuhe aus, wenig später kam die Pizza an, da Jin schockierend fest stellen musste, dass sich praktisch nichts, das zum kochen geeignet war im Kühlschrank befand. Die halbleeren Pizzakartons standen am Tisch und es schien als hätten sich alle allmählich beruhigt und waren auf den Film konzentriert. Ich holte unbemerkt mein Handy aus der Hosentasche, stellte die Helligkeit des Bildschirms runter und ging auf Jungkooks und meinen Chat:

Ich hab dich vermisst

Nicht so sehr, wie ich dich <3

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Hab die Story in einem unbenannten Dokument in meinem Schulordner gefunden XD
Ich hoffe ihr hattet an dem Oneshot eine kleine Freude, Zuckerherzen♡

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 06, 2018 ⏰

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