01 Nur eine Mission

142 4 1
                                    


Mercy's POV

"Angela!", rief Winston.
"Oh, sorry. Ich hab geträumt", sagte ich demütig.
"Mercy, wir brauchen dich für diese Mission. Ich weiß du verabscheust Gewalt, aber wir werden diese Mission nicht ohne dich erledigen können."
"Ich, weiß nicht... Sag mir bitte erst was genau das Ziel der Mission ist."
"Du wärst dann Insider, ich weiß nicht ob Jack das gutheißen würde..."
"Ohne Informationen werde ich nicht helfen, ich werde keine Morde verantworten."
Winston seufzte. "Fein. Wir wollen den Shimada Clan in Hanamura ausspionieren und endlich diejenigen die die Fäden dort in der Hand haben ausfindig machen und vielleicht in Gewahrsam nehmen."
"Es wird Tote geben, wenn sie sich wehren richtig?"
"Ja, aber du wirst Leben retten", sagte Winston.
"Okay, ich komme mit."
Winston legte vorsichtig eine Hand auf meine Schulter und lächelte. "Danke, Mercy."

Nun war ich diejenige die seufzte. "Ich werde mich aber nochmal mit Jack auseinandersetzen. Dieses mal werde ich schon vorher mitkommen und die Vorbereitungen dort treffen. Ich kann nicht verantworten, dass jemand in friedlichen Debatten verletzt wird, wie beim letzten Mal."
Er nickte und rief Jack über eine Art futuristisches Funkgerät an. "Bist du gerade beschäftigt? Mercy möchte mit dir reden."
"Schick sie hoch!"
Winston deutete mit der Hand auf die Treppe und sah mich an. "Nun, denn, bis später."
"Bis später", sagte ich und ging nach oben.
Es war niemand außer Winston, Jack, Tracer und mir in der Zentrale. Alle anderen waren in der Trainingshalle und gaben ihr Bestes.
Ich stand vor der Tür unseres Captains und klopfte energisch an. Dieses Mal würde ich nicht nachgeben und mich mit einem "wir brauchen dich für die Schlacht und nicht für Zivile Arbeiten", abfertigen lassen.

"Komm rein Mercy", ertönte eine Stimmen und ich folgte der Anweisung.
"Hallo Jack", sagte ich ruhig.
"Weißt du Mercy, du bist eine der wenigen die mich, so ansprechen darf. Für viele bin ich einfach nur Captain Morrison, doch dich kenne ich zu lange um darauf zu bestehen und deine Eltern kannte ich zu gut...", er räusperte sich und sah mich an.
"Ich schwelge auch oft in Erinnerungen, aber was geschehen ist kann man nicht Rückgängig machen. Ich bin nur heil froh, dass ich mit meiner Technologie solche Tragödien in Zukunft verhindern kann. Aber deswegen bin ich nicht hier Jack. Ich möchte zur Vorbereitung der Mission mit nach Hanamura kommen und dieses Mal gebe ich nicht nach", sagte ich und deutete auf eine tiefe Narbe an seinem Nacken. "Mit mir wäre das nicht passiert oder würde wenigstens nicht so aussehen", fügte ich noch hinzu.
"Angela, ich weiß das wirklich zu schätzen, aber das ist alles gar nicht so einfach. Wir müssen uns Unterlagen besorgen um zu wissen wo sie als nächstes Zuschlagen... Moment mal, woher weißt du überhaupt, dass es nach Hanamura geht?"
"Das ist egal, ich habe eingewilligt mitzukommen. Ich werde nur nicht Bild dort rein laufen und zusehen wie ihr einfach alle Erschießt und uns so noch mehr Feinde macht."
"Winston nicht wahr? Er ist einfach nur nett..."
"Jack!", sagte ich beinahe schreiend und zügelte mich. "Ich brauche mehr Informationen, zeig mir die Akte!".
Er seufzte. "Schließe die Tür ab Angela und setze dich."
Ich nickte und sperrte die schwere Eiserne Tür ab. Der Raum war groß und nahezu komplett in verschiedenen Blautönen ausgekleidet. An den Wänden waren einige Bilder, Medaillen und Zertifikate. Es wirkte kühl, beinahe wie in einem OP Saal, wenn man das Licht einschaltete. Ich setzte mich ihm gegenüber auf einen schwarzen Lederstuhl. Uns trennte nur der Schreibtisch, an dem er arbeitete. Er nahm seinen Schlüsselbund und öffnete mit einem der Schlüssel eine Schreibtischschublade und zog eine Akte hervor. Er legte einen Finger auf eine kleine Durchsichtige Platte, welche daraufhin einen "Piep"-Ton von sich gab und sich öffnete. Er drehte die Akte um und zeigte mir Bilder von einem Tempel.
"Dort wohnen die Shimada Brüder. Ihr Vater, der ehemalige Anführer starb vor einiger Zeit und seitdem ist dieser Mann der Anführer. Er ist der Ältere der Brüder und so wie es aussieht ein ausgezeichneter Schütze. Dem Fotografen hast du den Pfeil aus dem Hinterkopf raus operiert und ihm mit deiner Technologie das Leben gerettet, falls du dich erinnerst.", sagte Jack und sah mich fragend an.
"Ja... Die Pfeilspitze war aus einem seltsamen Metall gefertigt. Winston und ich haben es untersucht."
"Genau."
Er blätterte um.
"Das hier ist der jüngere der Brüder. Er ist in deinem Alter und ein Playboy. Er ist ein sehr guter Kämpfer, aber nicht ganz so aufmerksam wie sein Bruder, besonders nicht im Alkohol- und Spielrausch. Er droht zum Teil mit seinem Namen. Es wurde sogar ein Gespräch aufgenommen.
Deswegen kennen wir seinen Namen." Jack setzte ein kleines Gerät auf die Akte, genauer gesagt auf eine Art Strichcode, welche sich auf der Seite befand und es ertönten Zwei sich streitende Japaner.
Ich musste mich sehr anstrengen um zu verstehen was sie sagten, doch es gelang mir recht gut.
"Genji, du bist auch teil des Clans, du kannst dich nicht einfach den ganzen Tag vergnügen."
"Du bist der Anführer, ich bin nur der kleine Bruder auf den niemand hört. Also was sollte ich hier tun?!"

Bei dem Klang seiner Stimme bekam ich Gänsehaut. Sie war voller Stärke, hinter der sich so viel Wärme versteckte, jedoch sehr unterdrückt wurde.
"Das war, das letzte Mal, dass ich es dir als dein Bruder sage. Das nächste mal wird das Konsequenzen, die nicht ich alleine bestimmen kann haben."
"Das werden wir sehen."

Er nahm das Gerät runter und sah mich wieder an.
"Der Shimada Clan dürfte dir ja als größter illegaler Waffen- und Drogenexport bekannt sein. Sie begehen Auftragsmorde, mit einer Selbstverständlichkeit, als würden sie Essen oder sich die Hände waschen. Wir wollen ihnen das Handwerk legen."
"Okay. Wann fliegst du nach Hanamura?"
"Heute Abend", sagte Jack.
"Ich werde mit dir kommen."
"Meinetwegen, aber du musst mitspielen. Wir wollen versuchen den Rausch von dem jüngeren Bruder auszunutzen und an Informationen zu gelangen. Der Plan ist ihn vielleicht sogar auf unsere Seite zu ziehen, wenn er aufgebracht ist, damit er sich gegen seinen Bruder wendet."
Erstaunt sah ich ihn an. "Damit hätte ich nicht gerechnet."
"Die Mitglieder der Shimada Familie besitzen über eine besondere Fähigkeit, welche uns im Team von großem Nutzen sein könnte, wir werden sehen", sagte Jack selbstsicher.
"Und nun geh und packe einige Sachen zusammen. Wir werden uns um Punkt 17 Uhr auf dem Flugplatz treffen. Ich werde Ana schicken um dich abzuholen"
Ich nickte und machte mich auf den Weg.

"Wenn dieser Genji in unser Team kommt, würde er gegen seinen eigenen Bruder kämpfen müssen... Ich glaube niemand will das, egal um wie viel Macht oder Rache es geht," dachte ich und wartete an der Straßenseite auf ein Taxi.
Plötzlich stieß ein kleines rothaariges Mädchen, mit großen blauen Augen und Sommersprossen beim spielen mit ihrem Hund in mich und sah mich erst geschockt und dann erstaunt an.
"Gehörst du nicht zur Overwatch?", fragte sie mit großen Augen.
Ich lachte leise und zwinkerte mit einem Finger vor den Mund gehalten zur Antwort.
Die Kleine lachte freudig auf und flüsterte: "Ich werde es keinem sagen, versprochen! Ich hoffe nur eines Tages gehöre ich auch dazu!"
"Das wirst du sicher. Eine Freundin von mir sagt oft "Helden kann es nie genug geben". Also wirst du ganz bestimmt irgendwann auch eine von uns sein. Bis dahin streng dich ordentlich an!"
"Ja werde ich!", sagte sie kichernd und lief mit ihrem weißen Hund davon.
"Wie es wohl wäre selbst Kinder zu haben?", dachte ich kurz, schüttelte dann jedoch den Kopf und winkte ein Taxi heran.
Ich stieg in das Auto ein und gab, dem Fahrer meine Karte. Er gab daraufhin etwas in ein kleines schwarzes Navigationssystem ein und fuhr los.
Ich sah aus dem Fenster und bemerkte gar nicht wie ich beim Anblick all der Berge müde wurde.

"Bitte wachen Sie auf Frau Doktor Ziegler, wir sind da", sagte der Fahrer und schnipste neben meinem Ohr herum.
"Verzeihung, wie viel macht das?", fragte ich verschlafen und streckte mich.
"Das wären 35 Franken", sagte er und hielt mir lächelnd eine geöffnete Hand entgegen. Ich zog mein Portemonnaie aus der Tasche und reichte ihm das Geld.
"Vielen Dank."
Ich stieg aus und winkte während er davon Fuhr. "Nun denn", sagte ich zu mir selbst, während ich die Treppen zu meinem Haus hinauf ging.
Es sah modern aus und war weiß. Ich liebte diese Farbe sehr. Sie war rein und offen. Sie stand für den Frieden.
Ich blickte in den Irisscanner an der Tür und kurz darauf öffnete sie sich. Langsam ging ich hinein und legte meine Tasche auf einer kleinen hellbraunen Kommode im Flur ab und sah in den Spiegel der darüber hing.
In dem Wissen, dass heute nichts großes bei Overwatch anstand, habe ich mit bequeme Klamotten angezogen. Nicht einmal das Krankenhaus brauchte mich heute. Ich strich mir den Pony etwas zur Seite und zog mir Jacke und Schuhe aus. "Mal sehen was ich mir mitnehme", sagte ich zu mir und ging die kalten Treppen hinauf in mein Ankleidezimmer. Eigentlich ist dieses Haus viel zu groß für mich alleine. Es fühlte sich gelegentlich sehr einsam an hier zu wohnen, aber es war bei so vielen Menschen am Tag ganz angenehm mal alleine zu sein.
Ich nahm einen großen Koffer von einem der Schränke und legte zunächst einige normale Sachen hinein und dann einige meiner Arbeitsklamotten und anschließend Klamotten, welche sehr nach einer Reichen Businessfrau aussahen – beinahe wie die die meine Mutter immer trug, wenn sie Pressekonferenzen hielt. Zu guter Letzt sah ich mit einige Kleider an. Für heute Abend entschied ich mich für ein kurzes, Figur betontes, weißes mit Spitze am Rücken, einem etwas tieferen Ausschnitt und blauen Ornamenten, welche vom unteren Teil es Kleides empor Rankten.
Es war eines meiner Lieblingskleider. Anschließend entschied ich mich noch für ein weiteres Kleid.
Dieses war dunkelrot und Komplett mit schwarzer Spitze bedeckt. Es war nicht ganz so eng, aber genauso kurz und etwas durchsichtiger. In einem Club oder Casino in der Masse untergehen sollte gut funktionieren.
Es war furchtbar lange her, dass ich in einem von beiden war. Für mich stand in den letzten Jahren immer die Arbeit an oberster Stelle. Das war das was mich erfüllte. All die neuen Technologien die wir unter anderem bei Overwatch entwickelt haben und seitdem für so viel mehr Sicherheit und verbesserte Medizinische Versorgung gesorgt haben, sind mein Lebenswerk und haben all meine Aufmerksamkeit verlangt.
Ich packte mir passende Schuhe, Taschen und Schmuck in den Koffer. Anschließend holte ich noch einigen an Kosmetik und Hygiene Artikeln aus dem Bad und legte sie dazu.
Zu guter Letzt meine Ausrüstung.
Behutsam legte ich sie in einen Extra dafür angefertigten Koffer und glitt sanft mit den Fingern über das Metall. "So viele Jahre Arbeit und so furchtbar viele Rückschläge... all das hat sich gelohnt", dachte ich und schloss den Koffer.

Ich hörte ein hupen von draußen und sah kurz aus dem Fenster.
Ana. Sie stand mit dem Auto vor meinem Haus und stieg gerade aus um den Kofferraum zu öffnen.
Ich nahm meine Sachen und ging schnell die Treppen hinunter. Anschließend zog ich mir meine Schuhe und einen langen beschen Mantel an, griff meine Koffer und die Tasche und flitzte hinaus.
Ana war die ganze letzte Woche auf einer Mission gewesen, sah dafür aber blendend aus.
"Hallo Angela!", sagte Ana und öffnete die Arme.
"Hallo Ana", sagte ich während ich die Koffer abstellte und sie umarmte.
"Ich bin froh, dass du mitkommst. Es ist furchtbar langweilig mit Winston und Morrison alleine."
"Ich bin froh, dass ich mitkommen darf", sagte ich und lächelte.
"Komm ich helfe dir", sie nahm meine Koffer und stelle Sie in den Kofferraum. Anschließend stiegen wir ein und fuhren los.
Ich nahm mein Handy aus der Tasche und ließ über ein Programm mein Haus verriegeln und überwachen. Ich hatte mir immerhin in meiner Zeit als Ärztin nicht nur Freunde gemacht und es gab da jemanden, der alles tun würde um mich tot zu sehen.
"Wie war deine Mission?", fragte ich Ana.
"Ganz in Ordnung schätze ich", sagte sie und sah mich an. "Hast du mehr Informationen zu der Mission erhalten?", ja sagte ich und begann ihr über mein Gespräch mit Morrison zu erzählen.

"Du Fuchs! Mir erzählt er so etwas nur, weil er weiß, ich würde mich die Informationen sonst anderweitig selbst besorgen!", sagte sie lachend.
"Naja, ich bin froh, dass ich weiß worum es geht", sagte ich nachdenklich.
"Die Stimme von dem jüngeren der Brüder klang so wundervoll, ich kann es kaum beschreiben", sagte ich und sank etwas in den Sitz.
Plötzlich wurde Ana etwas ernster: "Lass dich nicht täuschen, wenn es zum Kampf kommen sollte."
Verwirrt blickte ich sie an, doch noch bevor ich etwas sagen konnte kamen wir am Flugplatz an und sie ließ die Scheibe runter um mit dem Wachmann zu reden.
Ich hörte nicht genau zu und blickte stattdessen hinaus und sah bereits Winston und Jack vor einem Jet stehen.
Die Schranke ging hoch und wir konnten passieren. Ana parkte ihr Auto in einer Garage, ließ mich jedoch vorher mit meinen und ihren Koffern hinaus. Winston kam mir sofort zur Hilfe und trug alle Koffer, als wogen sie nicht einen Gramm. Er stellte sie in den hinteren Bereich des Fliegers, woraufhin auch Ana zurück kam und wir mit Jack einstiegen.
"Auf nach Hanamura, Ladys", sagte Jack gespielt Charmant, woraufhin Ana die Augen verdrehte. Ich habe Jack nur sehr selten so ausgelassen erlebt. Vielleicht, weil er zur Abwechslung mal niemanden töten muss.
"Habt ihr beide Klamotten dabei mit denen wir euch und Jack einschleusen können? Besonders du Mercy?", fragte Winston.
"Ja", sagte ich und blickte Ana an.
"Ich auch, aber ich glaube meine Aufgabe wird eine andere sein, als deine Mercy", sagte Ana und lächelte.
"Hm?"
"Morrison, kläre uns über unsere Funktionen in dieser Vorbereitungsphase auf", sagte Ana etwas herrisch.
"Ana und ich werden uns als "Kunden" in den Tempel einschleusen und so die Räumlichkeiten etwas ansehen, sodass wir einen ungefähren Lageplan haben. Winston wird uns mit Kameras und Micros ausstatten und alles Überwachen und du, liebe Angela, wirst dich mit dem jüngeren der Brüder befassen."
"Ähm was?", fragte ich erschrocken.
"Du sollst ihn nur beobachten und wenn er vielleicht etwas angetrunken ist ausfragen, du weißt schon", er machte eine Handbewegung, welche meine Figur darstellen sollte, worauf hin mir ein Licht aufging.
"Ich verstehe", sagte ich.
"Gut, dann genießt den Flug", sagte Jack und gab dem Piloten ein Zeichen.


Gency - die VorgeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt